Ivan Perisic: Von der Not-Leihe zum Glücksfall
Ivan Perisic wurde bereits vor seiner Verpflichtung diesen Sommer kritisch beäugt in München. Sowohl die eigenen Anhänger, als auch viele Experten sahen in dem 30-jährigen Kroaten nicht jene notwendige Verstärkung, die der deutsche Rekordmeister in der Offensive zwingend benötigt hat. Knapp zwei Monate später hat sich die Not-Leihe Perisic zu einem echten Glücksfall für den FC Bayern entwickelt. Wir haben uns etwas genauer mit den Gründen dafür auseinandergesetzt.
Der Hohn und Spott war groß, als der FC Bayern Mitte August Ivan Perisic als ersten echten Sommer-Transfer präsentierte. Der 30-jährige Kroate wurde schnell als Not-Leihe für das eigentliche Wunschobjekt Leroy Sane abgestempelt. Besonders bitter: auch auf Seiten der FCB-Fans war die Kritik an der Perisic-Verpflichtung relativ groß. Was jedoch sicherlich auch auf die Enttäuschung über den geplatzten Sane-Wechsel zurückzuführen ist.
Sechs Wochen später sieht die Welt in München deutlich anders aus. Aus der einstigen Not-Lösung Perisic hat sich mittlerweile eine echte Alternative für Niko Kovac in der Offensive entwickelt. Beim 4:0-Erfolg am vergangenen Wochenende gegen den 1. FC Köln hat Perisic zum wiederholten Male bewiesen, dass er durchaus eine Verstärkung für den FC Bayern ist.
Ivan Perisic spielt groß auf im Schatten des Stars
Zwei Tore und zwei Vorlagen in vier Spielen, rein statistisch betrachtet gehört Ivan Perisic in der laufenden Saison zu den Top-Scorern beim FC Bayern. Beeindruckend dabei ist vor allem die Tatsache, dass der Kroate “nur” 256 Minuten auf dem Feld stand um diese Zahlen aufzulegen. Perisic ist damit alle 64 Minuten an einem Bayern-Tor direkt beteiligt.
Neben seinen Scorerpunkten bringt Perisic jedoch weitere Fähigkeiten mit, welchen ihn derzeit so wertvoll für Niko Kovac machen. Gegen Köln schoss er viermal aufs Tor, gab die meisten Flanken aus dem Spiel heraus ab (4) und belohnte seine Leistung in der 73. Minute mit einem Treffer. Auch defensiv leistet er seinen Beitrag: er führte insgesamt 18 Zweikämpfe. Mit Abstand die meisten auf dem Platz.
Der Vizeweltmeister hat es geschafft sich auf Anhieb in das bayerische Spiel zu integrieren, was nicht so einfach ist, wenn in der Offensive Stars wie Philippe Coutinho oder Robert Lewandowski neben einem auflaufen.
Was unterscheidet Perisic von Donovan, Oddo und Tasci?
Ivan Persic ist nicht der erste Bayern-Leihspieler der kein einfaches Standing in München hatte. Die letzten Not-Leihen des deutschen Rekordmeisters waren Stürmer Landon Donovan (2009), Außenverteidiger Massimo Oddo (2008) und Innenverteidiger Serdar Tasci (2016). Keiner dieser Spieler half dem FC Bayern weiter, keiner dieser Spieler wurde nach Ende der Leihe verpflichtet. Bei Perisic könnte dies anders ausgehen.
Der Kroate verfügt mit Anfang 30 sicherlich nicht über das Prädikat weltklasse, dennoch ist Perisic ein sehr gutes Allround-Paket, welches der FC Bayern durchaus brauchen kann. Der Ex-Dortmunder ist, im Vergleich zu Kingley Coman und Serge Gnabry, nicht mehr der schnellste, seine einfach und vor allem effektive Spielweise ist dennoch wertvoll.
Er hat alles, was ein Offensivspieler mitbringen muss: Er ist beidfüßig, kann also auf beiden Außenbahnen spielen, hat einen guten Abschluss, ist kopfballstärker als der durchschnittliche Flügelflitzer und im Zweikampf auch deutlicher standhafter als Coman oder Gnabry. Zudem verfügt über ein taktische Flexibilität, welche dem FC Bayern in der Vorsaison vor allem in der Offensive oftmals fehlte. Immer wieder zieht Perisic, wie schon gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League, in die Mitte und macht damit dem Außenverteidiger Platz. Zeitgleich taucht er im Strafraum als Abnehmer-Alternative neben Lewandowski auf. Er ist das perfekte Allzweckwerkzeug im bayerischen Angriffsspiel.
Ein weiterer Grund weshalb Perisic in München auf Anhieb abliefert ist sicherlich das Verhältnis zwischen ihm und Niko Kovac. Die beiden kennen sich bestens aus gemeinsam Zeiten bei der kroatischen Nationalmannschaft. Kovac kann sehr gut einschätzen welche Aufgaben und Rollen er ihm überlassen kann und wie er mit seinem Landmann umgehen muss.
Perisic weiß warum ihn der FC Bayern verpflichtet hat, auch die einjährige Leihe deutet bereits daraufhin, dass der Vertrauensvorschuss nicht allzu groß ist und das Leroy Sane weiterhin ein Thema beim deutschen Rekordmeister ist. Ein Problem hat er damit scheinbar aber nicht. Aufgrund seiner Vielseitigkeit könnte er als Ergänzungsspieler am Ende der Saison womöglich auf die Einsatzzeiten eines Stammspielers kommen.