Die Ausgangslage vor dem “deutschen El Clasico”: Die Gegenwart spricht für den BVB, die Vergangenheit für den FC Bayern
Die Ausgangslage vor dem Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstagabend ist kompliziert. Während die Münchner in den vergangenen Wochen immer tiefer in die Krise reingerutscht sind mit dem Höhepunkt am vergangenen Wochenende beim 1:5-Debakel in Frankfurt, hat sich der BVB aus selbiger mittlerweile herausgespielt. Die Favre-Elf hat ihre letzten drei Spiele alle samt gewonnen und das auf durchaus beeindruckende Art und Weise. Während die aktuelle Form für die Schwarz-Gelben spricht, setzen die Roten auf ihre Siegesserie gegen den BVB in der heimischen Allianz Arena.
In seinem ersten Bundesliga-Spiel als Interimstrainer beim FC Bayern bekommt es Hansi Flick direkt mit Borussia Dortmund zu tun. Unter der Woche feierte Flick mit dem 2:0-CL-Sieg gegen Piräus ein erfolgreiches Debüt auf der FCB-Trainerbank. Auch wenn die Bayern gegen den Außenseiter aus Griechenland spielerisch sicherlich kein Feuerwerk angebrannt haben, präsentierte man sich verbessert, vor allem defensiv. Auf der Abschluss-PK vor dem morgigen Spiel zeigte sich Flick optimistisch, dass die Bayern gegen den BVB den nächsten Schritt machen.
Mit Blick auf die aktuelle Formkurve hat Dortmund derzeit sicherlich die Nase vorne, die Heimserie der Bayern in der Liga gegen den BVB spricht jedoch eindeutig für den deutschen Rekordmeister.
BVB zeigt Moral und reist mit breiter Brust nach München
Seit vier Spielen in Folge ist Borussia Dortmund mittlerweile unbesiegt, die letzten drei davon konnte man alle samt gewinnen. Ähnlich wie die Bayern hatte auch der BVB in den vergangenen Wochen immer wieder (spielerische) Probleme. Dies scheint man jedoch in den Griff bekommen zu haben. Die Favre-Elf hat zuletzt jene Moral bewiesen, welche es Kritikern zufolge bei Marco Reus & Co. angeblich nicht geben würde. Gegen Gladbach hat man im Pokal einen 0:1-Rückstand binnen weniger Minuten in einen 2:1-Sieg umgedreht. Auch in der Champions League gegen Inter Mailand hat man diese Woche gezeigt, dass man durchaus in der Lage ist auch in schwierigen Situation zu bestehen. Gegen die Italiener drehte man einen 0:2-Pausen-Rückstand, dank einer Leistungsexplosion in Halbzeit zwei, einer noch in einen 3:2-Erfolg um. Beachtlich dabei: dies gelang alles ohne den angeschlagenen Kapitän und Leistungsträger Marco Reus.
Maßgeblich verantwortlich für den Dortmunder Aufschwung in den letzten Spielen ist unter anderem Achraf Hakimi. Der 21-jährige Marokkaner hat gegen Inter mit seinem Doppelpack einen großen Anteil an dem Wahnsinns-Comeback des BVB. Der Rechtsverteidiger hat sich in den vergangenen Wochen zu einem “Abwehrstürmer” entwickelt. In der Abwesenheit von Reus und Paco Alcacer hat die Leihgabe von Real Madrid wichtige Tore für die Schwarz-Gelben erzielt. In der Champions League kommt Hakimi mittlerweile auf 4 Tore in 4 Spielen. In der Liga sind es 2 Treffer und 2 Vorlagen in 10 Einsätzen.
Die BVB-Profis spüren, dass das Momentum derzeit auf ihrer Seite ist. Axel Witsel schickte unmittelbar nach dem Sieg gegen Inter eine Kampfansage in Richtung Bayern: “Wir fahren nach München, um das Spiel zu gewinnen.” Zudem betonte der Belgier, dass man noch etwas “gut zu machen hat” bei den eigenen Fans: “Wir wollen ein wenig Wiedergutmachung betreiben für das grauenvolle 0:5 im Rückspiel der vergangenen Saison.”
Die Bayern bauen auf ihre Heimstärke gegen den BVB (in der Liga)
5:0, 6:0, 4:1 und 5:1, die wenigsten Fussballfans würden bei diesen Ergebnissen damit rechnen, dass so die Heimbilanz des FC Bayern gegen Borussia Dortmund in den vergangenen vier Ligaspielen aussieht. Der FCB hat seit 2014 zuhause nichts mehr anbrennen lassen gegen den BVB. Zuletzt gab es im April dieses Jahres einen 5:0-Kantersieg, der letztendlich den Ausschlag im knappen Titelrennen gegeben hat. Kurioserweise greift die Heimstärke gegen den BVB nur in der Bundesliga, im Pokal z.B. verlor man zwei der letzten vier Spiele in der heimischen Arena gegen Dortmund.
Beim FC Bayern herrscht momentan das “Prinzip Hoffnung”, die aktuelle Formkurve liefert wenig Argumente weshalb man ausgerechnet im Spitzenspiel gegen Dortmund die Kehrtwende schaffen sollte. Die Bayern hatten nicht nur beim 1:5-Debakel gegen Eintracht Frankfurt vor knapp einer Woche ihre Probleme in der aktuellen Saison, auch gegen Berlin zum Auftakt, Hoffenheim oder Union Berlin tat man sich zuhause deutlich schwerer als erwartet. Umso wichtiger ist die Tatsache, dass Joshua Kimmich & Co. morgen Abend gegen den BVB sich wieder bayern-like präsentieren, d.h. dann zur Stelle zu sein wenn es am wichtigsten ist.