Spricht die FIFA ein Transferverbot für den Sommer aus?
Die Verschiebung der Fussball-Europameisterschaft soll den nationalen Ligen und Vereinen Luft verschaffen die laufende Saison regulär zu Ende zu spielen. Dennoch haben die Klubs ein zeitliches Problem, vor allem mit Blick auf die Laufzeit der Spieleverträge. Laut dem renommierten Arbeitsrechtler Johan-Michel Menke könnte die FIFA kommenden Sommer eine Transfersperre verhängen, um ein Wechselchaos zu vermeiden.
Mit der Verschiebung der EM ins kommende Jahr hat die UEFA gestern eine wichtige und richtige Maßnahme getroffen und ermöglicht damit der Bundesliga und anderen europäischen Ligen die unterbrochene Saison regulär zu Ende zu bringen.
Wirklich viel Zeit gewonnen hat man damit faktisch jedoch nicht, denn die Ligen haben nach wie vor den Druck die laufende Saison bis zum 30. Juni 2020 zu beenden. Grund dafür: bis zu diesem Datum laufen zahlreiche Spielerverträge. Laut dem Arbeitsrechtler Johan-Michel Menke könnte dies ein ernsthaftes Problem für die Vereine werden.
Den Klubs drohen weitere Verluste durch die Corona-Krise
Der “SID” sprach mit Menke, der unter anderem den Bundesligist FSV Mainz 05 im spektakulären Fall Heinz Müller erfolgreich vertrat. Laut Menke könnte Spieler, deren Verträge zum 30. Juni dieses Jahres auslaufen den Verein auch verlassen, wenn die Saison zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet ist. Die Anzahl solcher Verträge ist in der Fussball Bundesliga nicht unerheblich: “Das dürfte im Durchschnitt sechs bis sieben Spieler pro Verein betreffen. Wenn also ein Profi von Bayern München auf den Verein zukommt und sagt: Ich gehe jetzt zu Inter Mailand. Dann könnten die Bayern diesen Spieler nicht halten.”
Menke betonte zudem, dass eine einseitige Vertragsverlängerung durch den Verein nicht mit dem deutschen Arbeitsrecht vereinbar wäre und dies nur im Einverständnis geschehen kann. Auch im Zuge der Corona-Krise.
Eine Lösung hierfür wäre unter anderem ein Transferverbot der FIFA, bis alle europäischen Ligen und Wettbewerbe beendet sind: “Der Weltverband wird so schnell wie möglich handeln und möglicherweise Vereinswechsel zunächst verbieten müssen.” Rein rechtlich könnten die Spieler bei diesem Szenario den Verein nach wie vor verlassen, würden jedoch keine Spielberechtigung seitens der FIFA erhalten.
Problem dabei ist jedoch, dass es bereits fixierte Transfers gibt, die ab dem 1. Juli 2020 greifen. Sollte diese nicht zustande kommen, drohen Klubs weitere finanzielle Einbußen: “Es dürfte aber Vereine geben, die für die Zeit nach dem 30. Juni schon millionenschwere Transfers geplant haben. Diese könnten bei einem späteren Saisonende Ansprüche wegen entgangener Einnahmen geltend machen.“