Kommentar: Darum ist das Neuer-Interview ein Eigentor für den Bayern-Kapitän
Während in den vergangenen Wochen viel über Manuel Neuer diskutiert und spekuliert wurde, hat sich der 35-jährige FCB-Kapitän erstmals selbst zu seiner aktuellen Lage und vor allem zu den laufenden Vertragsverhandlungen mit dem deutschen Rekordmeister geäußert. Leider ist das Interview mit der „BILD am Sonntag“ ein klassisches Eigentor.
Manuel Neuer wurde zuletzt in der medialen Berichterstattung als „gieriger Fussball-Profi“ dargestellt, der bis zum letzten Tag seiner aktiven Karriere zwischen den Pfosten beim FC Bayern stehen möchte. So zumindest haben Neuer und dessen Berater Thomas Kroth die Berichterstattung in den vergangenen Wochen rund um dem FCB-Kapitän und dessen stockende Vertragsverlängerung mit dem Rekordmeister wahrgenommen.
Um dieses „falsche öffentliche Bild“ von Neuer ins rechte Licht zu rücken, haben sich Kroth und Neuer dazu entschieden selbst in die Offensive zu gehen und im Rahmen eines Interviews die „zahlreichen Unwahrheiten“ richtig zu stellen. Leider ist dieser Versuch, meiner Meinung nach, zu einem Eigentor verkommen.
Nicht nur Neuer dürfte mittlerweile irritiert sein
Neuer zeigte sich eigenen Aussagen zufolge „irritiert“, das vermeintliche Gesprächs- und Vertragsinhalte in den vergangenen Tagen an die Öffentlichkeit geraten sind. Vor allem der Umstand, dass diese „oft nicht einmal stimmen“, ärgern den 35-jährigen. Paradox an dieser Aussage ist jedoch die Tatsache, dass Neuer ausgerechnet jener Zeitung ein „Klarstellungs-Interview“ gibt, welche hauptverantwortlich dafür ist, dass die entsprechenden Berichte über Gehälter und Laufzeiten publik geworden sind. Die „BILD Zeitung“ hat mit ihrer Berichterstattung sicherlich zum größten Teil das derzeitige öffentliche Bild von Neuer geprägt.
Zudem: hätte man in den aktuellen Zeiten wirklich solch ein medienwirksames Interview gebraucht, um vermeintliche Falschmeldungen zu dementieren? In der Regel wird so etwas in der Branche mit deutlich weniger Selbstdarstellung vollzogen. Offen ist auch worüber sich Neuer konkret ärgert: die Tatsache, dass Insider-Informationen nach Außen gelangen oder dass diese falsch sind. Bei letzterem hätte es überhaupt keiner Klarstellung benötigt. Ersteres hingegen wird intern angesprochen.
Warum greift Neuer erneut die Personalie Nübel auf?
Auch die öffentlichen Aussagen zum designierten Neuer-Nachfolger Alexander Nübel hätte man sich in der gegenwärtigen Lage durchaus sparen können, da es schlichtweg keinen Bedarf mehr gibt die Nübel-Verpflichtung erneut zu kommentieren. Während Neuer den zukünftigen Kollegen als „guten Torwart“ sieht, folgte ein Seitenhieb mit dem Vermerk darauf, dass man mir Sven Ulreich bereits eine „bärenstarke Nr. 2“ beim FC Bayern hätte.
Alle Verantwortlichen in München haben Neuer in den vergangenen Monaten öffentlich den Rücken gestärkt und als klare Nr. 1 bestätigt. Wozu also der erneute „Angriff“ in Richtung Nübel?
Fakt ist: Das Interview von Neuer und Kroth wird sicherlich nicht dazu beitragen, dass die Vertragsgespräche mit den Bayern in den kommenden Wochen „einfacher verlaufen“. Alle angebrachten Punkte hätte man genauso gut intern ansprechen und klären können. Zumal die Maulwurfvorwürfe vor allem bei beiden Verhandlungsführern Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn sicherlich selbst zu Irritationen führen werden.