Klein gegen Groß: Die Verteilung der TV-Gelder spaltet (erneut) die Bundesliga
Die Deutsche Fußball-Liga hat die TV-Medienrechte für die Bundesliga-Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 vergeben und am gestrigen Montag die dazugehörigen Ergebnisse präsentiert. Im zweiten Schritt wird es nun darum gehen die Gesamterlöse in Höhe von 4,4 Mrd. Euro an die 36 Profi-Klubs aus der 1. und 2. Bundesliga zu verteilen. Mit Blick auf die jüngsten Aussagen der Vereine und Funktionäre droht diesbezüglich erneut ein Streit innerhalb der Liga zu entfachen.
Die Verteilung der TV-Gelder hat bereits bei der letzten Runde für heftige Diskussionen innerhalb der DFL und Liga gesorgt. Am Ende einigte man sich auf ein kompliziertes Konstrukt, bei dem das Hauptkriterium der sportliche Erfolg der jeweiligen Teams ist. Hauptausschlaggebend dabei ist die Fünfjahreswertung der DFL, welche zu 70 Prozent die Verteilung der TV-Gelder regelt. Ob dieses Verfahren auch dieses Mal zum Einsatz kommt ist offen.
BVB und Bayern sprechen sich gegen eine Reform des Verteilungsschlüssels aus
Verantwortlich für die Verteilung der TV-Gelder ist das DFL-Präsidium, ein Gremium das zum Großteil aus Vertretern von kleineren Vereinen besteht: Neben Christian Seifert und Ansgar Schwenken (beide DFL) sind hierbei auch Oke Göttlich (FC St. Pauli), Alexander Wehrle (1. FC Köln), Rüdiger Fritsch (SV Darmstadt 1898), Steffen Schneekloth (Holstein Kiel) und Oliver Leki (SC Freiburg) Teil des Gremiums. Mit Jan-Christian Dreesen (FC Bayern) und Peter Peters (noch FC Schalke 04) sind „nur“ zwei große Bundesliga-Klubs direkt vertreten.
Die bevorstehende Verteilungsdebatte droht damit (erneut) zu einer Diskussion zwischen den „großen“ und „kleinen“ Klubs zu werden. Beide Lager haben sich bereits in Position gebracht und ihre Ansprüche öffentlich formuliert. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke betonte am Montag, dass es keinen Grund gäbe den aktuellen Verteilungsschlüssel anzupassen: „Ich bin der Meinung, dass der Status quo richtig ist. Wenn man versucht die Zugpferde der Liga zu schwächen, dann schwächt man die ganze Liga“.
Auch FCB-Vorstand Oliver Kahn äußerte zuletzt seine Zweifel daran ob „sich andere Mannschaften mit mehr Geld klüger anstellen würden“ und plädierte für eine Beibehaltung der aktuellen Reglungen.
Seifert rechnet mit einer intensiven Debatte
Während die großen Klubs am Status quo festhalten möchten, sehen die kleineren Vereine derzeit den idealen Zeitpunkt für Reformen. Fortuna-Boss Thomas Röttgermann hält eine Anpassung der Verteilung der TV-Gelder für zwingend notwendig: „Wir sprechen seit Jahren davon, dass die Schere zwischen den Vereinen immer weiter auseinander geht, wir unternehmen aber nichts dagegen. Die Krise hat uns den Spiegel vorgehalten und daher ist genau jetzt der Zeitpunkt, etwas zu ändern. Wir brauchen keine Geldverteilung, die die jetzigen Verhältnisse zementiert“.
Jan Lehmann, kaufmännischer Vorstand beim FSV Mainz, sieht vor allem mit Blick auf die Corona-Krise einen akuten Handlungsbedarf. Der Rückgang der TV-Gelder treffe demnach vor allem „kleinere Klubs härter, die im Verhältnis mehr von den Medienerlösen abhängig sind als von anderen Einnahmen“.
DFL-Chef Christian Seifert deutete gestern bereits an, dass die Verteilung auch dieses Mal kein einfacher Prozess wird: „Die Debatte um die Geldverteilung ist mindestens so intensiv wie die über die Auktion. Ich wünsche mir eine Diskussion mit Anstand, Weitblick und Solidarität“.