Problemstelle Defensive: Darum bekommen Alaba & Co. zu viele Gegentore
Riskant, offensiv aber dennoch hinten sicher: Eine Kombination, welche die Bayern unter Hansi Flick im Vorjahr fast unbesiegbar machte. Während es in der Offensive weiterhin rund läuft, wird das Defensivspiel der Münchner immer fehleranfälliger.
Dass die Bayern sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League auf Kurs sind, haben sie größtenteils ihrer Offensive zu verdanken. So erzielte man mit 31 Treffern ganze zehn Tore mehr als Borussia Dortmund und Union Berlin, die sich den zweiten Rang teilen. Bedenklich sind jedoch die 13 Gegentore. Hiermit sind die Bayern nämlich das schwächste Defensiv-Team der Top-6 in der Ligatabelle. Ebenso wacklig präsentierte sich die Verteidigung in der Königsklasse, wo insbesondere Salzburg in beiden Spielen immer wieder gefährlich vor dem Bayern-Tor auftauchte. Zwar kassierte man hierbei nur fünf Gegentore, so hatte man dies in erster Linie Manuel Neuer zu verdanken. Nach dem vierten Spieltag war Bayern-Torwart Manuel Neuer mit 24 abgewehrten Schüssen Spitzenreiter in dieser Kategorie. Während Neuer in der Königsklasse 85 Prozent der gegnerischen Schüsse abwehrt, sind es in der Liga lediglich 63. Die Flut an Gegentoren ist jedoch auch hier zweifellos nicht am Bayern-Keeper festzumachen.
Bayern-Taktik ein schmaler Grad
Schon in der letzten Saison wurde klar, dass der Offensivfußball von Hansi Flick in der Defensive Probleme bereiten könnte. Mit einem konsequenten Pressing und der harten Arbeit von allen elf Spielern schaffte man es dennoch, den Gegner meist vom eigenen Tor fernzuhalten. Lediglich wenn sich die gegnerischen Teams aus der Münchner Umklammerung befreien konnten, wurde die Abwehr ab und an löchrig. In dieser Saison überzeugt das Münchner Pressing aber noch nicht so, wie noch im Vorjahr. Durch die hohe Belastung wird es für die Spieler immer schwieriger, dem laufintensiven Spiel gerecht zu werden. Schaltet ein Spieler Sekundenbruchteile zu spät oder ist einen entscheidenden Tick zu langsam, so bricht das fragile System schnell auseinander. So sehen sich die Verteidiger der Münchner immer wieder “Eins-gegen-eins-Situationen” ausgesetzt.
Erschwerend kommt hinzu, dass weder Alaba noch Boateng ganz auf dem Niveau des Vorjahres performen und auch Niklas Süle nach seiner Verletzung noch Nachholbedarf hat. Dies gilt auch für Rechtsverteidiger Pavard, der seine Seite derzeit nicht wie gewohnt unter Kontrolle hat. Man kann die Münchner Schwäche somit als eine Kombination aus riskanter Taktik und individuellen Fehlern bezeichnen. Ein weiterer Punkt ist das Fehlen von Alphonso Davies. So konnte dieser in der Vergangenheit häufig Stürmer noch vor dem Tor ablaufen, welche die hochstehende Abwehr bereits überwunden hatten.
Doch auch die Zweikampfbilanz bestätigt, dass Bayern im Spiel gegen den Ball derzeit nur Durchschnitt sind. So gewann das Team in der laufenden Saison gerade einmal 48,8 Prozent der Bodenzweikämpfe. Mit einer Zweikampfquote von 54 bzw. 48 Prozent liegen vor allem die Innenverteidiger Boateng und Alaba unter dem Liga-Durchschnitt. Generell ist jedoch die komplette Mannschaft von der Verteidigung bis zum Angriff gefragt, die Defensivprobleme gemeinsam in den Griff zu bekommen.