Daum schwärmt von Nagelsmann und warnt zugleich: “Er ist keine Lichtgestalt”
Julian Nagelsmann gehört zweifelsfrei zu den absoluten Shootingstars in der Trainerszene. Der 34-jährige hat in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt und das obwohl er bis dato noch keinen Titel gewonnen hat. Für Trainerlegende Christoph Daum gehört der FCB-Coach zu den besten seiner Zunft. Der 68-jährige warnt jedoch davor, Nagelsmann in den Himmel zu loben.
Nagelsmann hat einen nahezu perfekten Start beim FC Bayern hingelegt und eine starke Hinrunde mit den Münchner absolviert. Lediglich das frühe DFB-Pokal-Aus trübt die erste Zwischenbilanz des Jungtrainers ein wenig.
Für Christoph Daum gehört Nagelsmann zu den Top 3-Trainern in der Bundesliga. Der erfahrene Fußballtrainer sieht den FCB-Coach jedoch nicht an Spitze: “Mein Ranking lautet Streich, Baumgart, Nagelsmann”, betonte dieser im Gespräch mit “SPORT1“. Dies liegt vor allem daran, dass die beiden unter anderen Rahmenbedingungen arbeiten und Erfolge feiern: “Die Voraussetzungen, unter denen Streich oder Baumgart arbeiten müssen, sind schon andere.”
Auch wenn Nagelsmann erste Erfolge mit den Bayern feiern konnte, gibt es laut Daum keinen Grund zur Euphorie: “Wir sollten den Ball flach halten. Einen Titel hat er noch nicht gewonnen. Er hat bei Bayern sicher eine höhere Titel-Garantie. Aber er ist auch in der Bringschuld, diese Titel abzuliefern.”
“Er muss genauso aufpassen wie alle anderen Trainer”
Zudem betonte der 68-jährige, dass auch Nagelsmann nicht unfehlbar sei: “Bei Franz Beckenbauer gab es schon die einhellige Meinung, ihm würde alles zufallen. Er sei ein Kind Gottes. Julian ist keine Lichtgestalt. Franz hat als Spieler den Fußball mitgeprägt, Julian ist erst als Trainer in Erscheinung getreten. Er muss genauso aufpassen wie alle anderen Trainer. Nur auf einem höheren Niveau. Julian muss sich jeden Tag neu beweisen. Wenn er meint, er hat es endgültig geschafft, dann werden die Probleme auftauchen.”
Dennoch ist Daum ein großer Fan von Nagelsmann und dessen Art und Weise wie er seine Mannschaft führt: “Es gab mal ein Gespräch, das mir total imponierte. Er sagte mir da: ‚Wenn ich ein Spiel beobachte, dann darf ich nicht nur taktische Wechsel machen, sondern auch emotionale.‘ Das habe ich so von jungen Trainern mit taktischen Matchplänen noch nie gehört. Julian sieht proaktiv Entwicklungen im Spiel voraus und will nicht erst warten, bis etwas schief läuft, sondern er setzt die Einwechslung vor die Auswechslung. Er ist ein Trainer, der sehr vorausschauend arbeitet und sich auch mal angreifbar macht.”
Daum – was will der denn?