Bundesliga

Playoffs in der Bundesliga? Kahn zeigt sich offen – Mehrheit lehnt einen neuen Modus ab

Oliver Kahn
Foto: Getty Images

Schon seit geraumer Zeit diskutieren DFL, Klubs, Fans und Experten wie man die Bundesliga künftig wieder spannender gestalten könnte. Vor allem der Titelkampf wird von vielen als langweilig betrachtet. Maßgeblich verantwortlich dafür ist der FC Bayern, der aktuell auf seine zehnte Meisterschaft in Folge zu steuert. Kurioserweise zeigt sich ausgerechnet FCB-Klubchef Oliver Kahn offen für Veränderungen im deutschen Oberhaus. Die Mehrheit der Vereine hingegen lehnt einen neuen Playoff-Spielmodus ab.



Die neue DFL-Chefin Donata Hopfen hat erst vor kurzem die Einführung eines sog. Playoff-Modus in der Bundesliga ins Gespräch gebracht. Aus ihrer Sicht wäre “die Liga attraktiver, wenn sie mehr Wettbewerb an der Spitze hätte.” Heißt im Klartext: Ein Serienmeister FC Bayern ist schädlich für die Spannung in der Bundesliga und damit das Vermarktungspotenzial.

Die Idee ist nicht neu und wurde in der Vergangenheit immer wieder von verschiedenen Funktionären aufgegriffen. Das Fachmagazin “kicker” hat im Rahmen einer ligaweiten Umfrage dieses Thema aufgegriffen und die Klub-Verantwortlichen dazu befragt. Überraschenderweise hat sich der FC Bayern, ein Verein der vermeintlich am meisten zu verlieren hat, durchaus offen für eine Veränderung in Sachen Spielmodus gezeigt.

“Es macht Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen”

Die Grundidee hinter dem Playoff-Modus sieht vor, dass der Tabellenerste nach 34. Spieltagen nicht automatisch zum Meister gekürt wird, sondern dieser unter den vier Erstplatzierten nach im Rahmen eines “finalen Turniers” mit Halbfinale und Endspiel ermittelt wird. Beispielhaft hierfür sind die zahlreichen US-amerikanischen Profi-Ligen, welche bereits seit Jahrzehnten auf diesen Modus setzen. Die zunehmende Spannung würde, so argumentieren die Befürworter dieser Idee, zu steigenden Einnahmen durch TV- und Sponsorengelder führen.

Während die Bayern in der Vergangenheit solch eine Veränderung kategorisch abgelehnt haben, scheint Klubchef Oliver Kahn deutlich offener diesbezüglich zu sein. Gegenüber dem “kicker” äußerte sich dieser wie folgt dazu: “Ein Modus in der Bundesliga mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten. Es macht also Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen. Wir beim FC Bayern sind für neue Ideen immer offen.” Zudem verwies der 52-jährige auf die bevorstehende CL-Reform “In der Champions League greift ab 2024 ja ein neues Format, von dem wir uns viel versprechen.” Auch in der Königsklasse wird derzeit über die Einführung eines Final-Four-Turniers diskutiert.

Nicht alle Bundesliga-Klubs sind jedoch von einem neuen Spielmodus begeistert. Laut der “kicker”-Umfrage werden Playoffs von einer Mehrheit der Vereine abgelehnt. Klubvertreter wie Rudi Völler von Bayer Leverkusen, Markus Krösche von Eintracht Frankfurt oder Dirk Zingler von Union Berlin haben sich deutlich dagegen ausgesprochen. Völler hat die Gedankenspiele der DFL als “völlig falschen Ansatz” bezeichnet.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zeigte sich indes deutlich diplomatischer. Auch wenn dieser “kein Freund von Playoffs sei”, darf es “unter Berücksichtigung der jeweiligen Gesamtsituation mit Blick auf die Spielmodi keine grundsätzlichen Denkverbote geben.”

Nagelsmann hat keine Angst vor einem neuen Modus

Auch Bayern-Cheftrainer Julian Nagelsmann hat sich vor kurzem zu diesem Thema geäußert. Der 34-jährige sieht in einem Playoffs-Modus keine grundsätzliche Gefahr für den FC Bayern: “Ich empfinde das nicht als Angriff. Tendenziell gehe ich davon aus, dass wir in Playoffs auch dabei wären und uns trotzdem durchsetzen und Meister werden können.”

Nagelsmann warnt jedoch davor, den Fußballfan und die Spieler mit zu vielen Begegnungen zu belasten: “Man muss einfach aufpassen, dass man den Sport nicht inflationär im Fernsehen sieht – oder häufiger, als das aktuell der Fall ist. Wenn es zu viele Spiele sind, glaube ich, ist die Belastung der Spieler zu hoch, die Qualität der Spiele wird schlechter, die Abonnements werden immer teurer, weil es immer mehr werden. Die Fans wollen dann aber nicht mehr zahlen, weil es nicht mehr so schön anzuschauen ist. Da leidet das gesamte Konstrukt. Das muss man sich gut überlegen.”

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Playoff machen in der Bundesliga überhaupt keinen Sinn. In den USA machen Playoffs Sinn, weil dort die allermeisten Ligen in geografische Zonen getrennt sind und am Ende in den Playoffs die besten aufeinandertreffen.

Aber in der BL? Da gewinnt dann der FCB in der Saison alles, um dann am Ende in einem Glücksspiel auszuscheiden? Die Fraktion “Macht den Fußball” spannend würde das begrüßen. Aber mit dem Pokal haben wir ja quasi schon einen Wettbewerb mit Playoff-Charakter!

Ich frag mich ja auch wann die Spiele alle gespielt werden sollen. Es ist doch jetzt schon alles sehr eng getaktet. Denn es kommen ja immer mehr Spiele dazu. Sei es International oder bei der Nationalmannschaft.

Durch die Playoffs würden die 34 Spieltage davor sehr abgewertet. Ob das in Summe die Attraktivität der Liga erhöht?!?

Könnte spannend sein, man müsste jedoch eher Platz 1-8 einbeziehen.

Ferner denke ich, dass man die BL dann auf 16 Mannschaften reduzieren müsste, da schon die zukünftige CL mehr Spieltage haben wird.

Oder der DFB Pokal Modus wird parallel auf maximal 4 Spieltage für die Top 8 reduziert.

Die untere Hälfte der BL könnte ein Play In mit den besten Zweitligisten spielen. Auch das wäre reizvoll.

Last edited 2 Jahre zuvor by Hubery07
Vjekoslav Keskic
Vjeko hat das Projekt "FCBinside" im Sommer 2019 gegründet. Seine Leidenschaft zum FC Bayern besteht bereits seit Anfang der 90er Jahre. Während er in seiner Kindheit/Jugend noch als aktiver Kicker unterwegs war, schreibt er mittlerweile seit mehr als 15 Jahren regelmäßig über die schönste Nebensache der Welt. Schon damals lag ein gewisser Fokus auf seiner großen Fußballliebe – dem FC Bayern.