Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine ist auch beim Fußball schon einiges nicht mehr so, wie es vorher war. So hat sich der FC Schalke 04 beispielsweise von Hauptsponsor Gazprom getrennt und Roman Abramowitsch möchten den FC Chelsea verkaufen. Während zudem immer mehr ausländische Spieler und Trainer russischen Klubs den Rücken zukehren, bleibt Ex-Bayern-Star Anatolij Tymoschtschuk seinem Zenit Sankt Petersburg bislang treu. Dafür wird er nun in seiner Heimat heftig kritisiert.
Es mag unwirklich erscheinen, wenn ein Ukrainer in Zeiten wie diesen für einen russischen Verein arbeitet. Anatolij Tymoschtschuk ist allerdings noch immer als Co-Trainer bei Zenit tätig. Für einen Helden der Nation, der in seiner Zeit als aktiver Spieler 144 Länderspiele gemacht hat und für den FC Bayern gespielt hat, ist das natürlich eine fragwürdige Einstellung. Sein ehemaliger Teamkollege aus der Nationalmannschaft, Yevgen Levchenko, hat seinen Landsmann nun in einem offenen Brief scharf attackiert.
„Wie kannst du schweigen?“
„Tolya, wie kann das sein? Du kommst aus der Ukraine. Wie kannst du schweigen und weiter dort arbeiten?“, zeigte sich dieser entsetzt. Levchenko kann das Verhalten von seinem früheren Weggefährten nicht nachvollziehen und redet ihn mit klaren Worten ins Gewissen. „Wir haben zusammen für dieselbe Mannschaft gespielt, haben dieses Trikot mit Stolz getragen, die Hymne gesungen, gewonnen und verloren. Bist du jetzt einfach still? Tolya, wie wirst du damit leben können?“, wundert er sich.
Kann sich Tymoschtschuk von Zenit abwenden?
Gründe, warum sich Tymoschtschuk noch nicht von Zenit abwenden wollte oder konnte, sind sicherlich in seiner Vergangenheit auszumachen. Der 42-Jährige kickte von 2007 bis 2009 und von 2013 bis 2015 selbst beim russischen Top-Klub und gewann mit diesem sogar den UEFA-Cup.
Selbstredend ist es für einen Menschen schwierig, sich loszusagen, zumal er bei seinem Klub sicherlich viele Freunde hat, die genauso wenig für den Krieg können. Trotz allem sollte er auch bereit dazu sein, differenzieren zu können und das große Ganze zu betrachten. Dann wird er sich womöglich auch noch ein Beispiel an Ex-Bundesliga-Profi Andrij Woronin nehmen, der sein Co-Trainer-Amt bei Dynamo Moskau niedergelegt hat.