Beim FC Bayern herrscht derzeit Krisenstimmung. Nicht nur sportlich läuft es alles andere als rund in München, auch an der Säbener Straße brodelt es. Neben Chefkaderplaner Hasan Salihamidzic gerät auch Klubchef Oliver Kahn immer stärker in die Kritik
„Wir werden nicht in Tränen ausbrechen“, hatte Kahn nach dem überraschenden CL-Aus gegen den FC Villarreal betont. Der 52-Jährige zeigte sich nach dem Spiel zwar enttäuscht, sein teilnahmslos wirkendes Auftreten sorgte aber bei vielen Fans, Medien und Fans für Unmut. Der ehemalige Torwart-Titan muss nun die erste echte Krise beim Rekordmeister managen und kann sich nicht mehr auf das Verwalten des Erbes von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beschränken. Während zuletzt vor allem sein Vorstandskollege Hasan Salihamidzic in der Kritik stand, rückt nun auch Kahn immer mehr in den Fokus.
Mangelnde Präsenz von Kahn sorgt für Unmut in München
Kahn ist mittlerweile seit mehr als zwei Jahren Vorstand beim FC Bayern und hat vergangenen Sommer das Führungszepter von Rummenigge übernommen. Der „Welpenschutz“ für den ehemaligen Bayern-Profi ist abgelaufen. Kahn ist (bisher) nicht als Lautsprecher aufgetreten. Im Gegenteil, der Vorstandsvorsitzende ist medial so gut wie gar nicht präsent. Während der Katar-Krise musste Julian Nagelsmann immer wieder Rede und Antwort stehen. Auch in der aktuellen Kader-Debatte verzichtet Kahn kauf klare Ansagen und spielt auf Zeit. Dieser scheint sich vielmehr auf das zukunftsträchtige Strategieprojekt „FC Bayern AHEAD“ zu konzentrieren und vergisst dabei scheinbar die Probleme und Herausforderungen im Hier und Jetzt.
Wie die „SZ“ berichtet, wächst der Unmut an der Säbener Straße über das Verhalten des eigenen Klubchefs. „Von einem sich kümmernden Kahn ist bisher auffallend wenig bekannt geworden, stattdessen ist aus betroffenen Kreisen von einer gewissen Sprachlosigkeit zwischen der neuen Führung und dem Fußballpersonal zu hören“, berichtet das Blatt und bezieht sich dabei auf Informationen aus Spieler- und Beraterkreisen.
Passend dazu will der „Focus“ erfahren haben, dass auch Bayern-Legende Uli Hoeneß alles andere als zufrieden mit seinen Nachfolgern ist. Der 70-Jährige hat sich bisher dezent zurückgehalten. Vermutlich auch, weil mit Salihamidzic sein eigener Protegé massiv in der Kritik steht. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sich die graue Eminenz vom Tegernsee zu Wort melden wird.
Die Bayern stehen vor wegweisenden Wochen und Entscheidungen
Die kommenden Wochen und Monate werden wegweisend für den deutschen Rekordmeister. Die Vertragsverhandlungen mit Thomas Müller, Manuel Neuer, Serge Gnabry und vor allem Robert Lewandowski werden sowohl Kahn als auch dessen Führungsstil auf eine Probe stellen. Damit verbunden stehen die Münchner vor einem personellen Umbruch. Die zahlreichen Corona-Not-Transfers (Sarr, Roca, Richards) haben sich als (finanzieller) Ballast erwiesen. Auch Cheftrainer Julian Nagelsmann fordert mittlerweile öffentlich „frisches Blut“ und erhöht den Druck auf die Führungsriege.
Kahn selbst hat nach dem CL-Aus betont, dass die Münchner nun die richtigen Schlüsse aus der Niederlage ziehen müssen, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Es wird spannend zu sehen welche Rolle er er selbst dabei einnehmen wird.