Rächt sich die fehlende Kaltschnäuzigkeit? 3 Erkenntnisse zum Sieg gegen PSG

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Der FC Bayern stößt die Tür zum CL-Viertelfinale auf! Am Dienstagabend feierten die Münchner bei Paris Saint-Germain einen verdienten 1:0-Auswärtserfolg. Mit diesem Sieg erspielte sich der FC Bayern eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel im März. Allerdings hätten sich die Bayern mit ihren klar herausgespielten Torchancen eine noch bessere Ausgangssituation erspielen können. Rächt sich das im Rückspiel? Wir liefern Euch der Erkenntnisse zum Sieg bei PSG.

Es war die Partie auf die alle hingefiebert hatten. Nach unruhigen Wochen an der Säbener Straße hinsichtlich ausbleibender Ergebnisse zum Rückrunden-Start sowie aufgrund der brisanten Aussagen von Neuer stand am gestrigen Abend für den FC Bayern das Topspiel im Achtelfinale der Champions League bei PSG an. Ein Spiel, welches richtungsweisend für die gesamte Saison der Münchner ist. Dieser Bedeutung war sich der FC Bayern bewusst und gewann nach einer über weite Strecken dominanten Vorstellung verdient mit 1:0 und sicherte sich somit eine gute Ausgangslage für das Rückspiel.

1. Sommer als perfekter Neuer-Ersatz

Insbesondere mit dem Jahreswechsel nahm die Torwart-Diskussion beim FC Bayern erst so richtig an Fahrt auf. Nachdem sich Manuel Neuer nach der Winter-WM in Katar 2022 beim Skifahren das Bein gebrochen hatte, musste der deutsche Rekordmeister auf dem Transfermarkt noch einmal schnell reagieren und einen passenden Ersatz verpflichten. Nach vielen Spekulationen um Navas, Trapp, Bono & Co. wurde es der Gladbacher Yann Sommer. Ein Torhüter, der insbesondere gegen die Münchner selbst sein großes Können auf der Linie mehrfach unter Beweis gestellt hatte.

Diese starken Leistungen aus seinen Gladbacher-Zeiten zeigt der Schweizer Nationaltorhüter nach einer kurzen Eingewöhnungszeit nun auch schon im Bayern-Trikot. In den ersten drei Pflichtspielen, in denen Sommer zwar nicht zu null spielen konnte, aber dennoch überzeugte, zeigte der 34-Jährige am gestrigen Abend, dass er auch in großen Spielen ein sicherer Rückhalt sein kann. So hielt der Schweizer insbesondere in der Schlussviertelstunde den Sieg mit mehreren Glanzparaden gegen Mbappe, Neymar & Co. fest. Mit Sommer haben die Bayern nicht nur einen Torhüter bekommen, der extrem starke Qualitäten auf der Linie hat, sondern auch einen, der mit seinen spielerischen Fähigkeiten am Münchner Spiel teilnehmen möchte.

Das CL-Achtelfinal-Hinspiel hat gezeigt, dass Yann Sommer im Gesamtpaket die beste Lösung für den schwer verletzten Manuel Neuer ist. Zudem macht der Schweizer mit solch starken Leistungen wie am gestrigen Abend den Neuer-Ausfall vorübergehend vergessen.

2. Wenig Ertrag aus großer Überlegenheit

Aufgrund der insgesamt spielerisch dominanten Vorstellung des FC Bayern fand insbesondere in der ersten Halbzeit das Offensivspiel von Paris Saint-Germain kaum statt. So hielt der deutsche Rekordmeister nicht nur die Pariser gut vom eigenen Tor fern, sondern erspielte sich viele aussichtsreiche Abschlussmöglichkeiten. Allerdings verpassten es die Münchner insbesondere nach dem 1:0-Führungstreffer durch Kingsley Coman (53.) aus ihren guten Chancen noch weitere Tore zu erzielen. So hätte der FC Bayern nicht nur frühzeitig den berühmten „Deckel“ drauf machen können, sondern sich auch insgesamt eine noch bessere Ausgangslage erspielen können.

Zudem kann man die Pariser Star-Offensive um Kylian Mbappe, Neymar und Lionel Messi nicht immer über die vollen 90 Minuten aus dem Spiel nehmen. Dementsprechend ist dieses Star-Examble bestehend aus Einzelkönnern immer für ein Tor gut, was auch der FC Bayern am Dienstagabend fast noch zu spüren bekam. So veränderte allein die Einwechselung von Mbappe nochmal das gesamte Offensivspiel von PSG, sodass die Bayern am Ende sogar noch mit ein bisschen Glück das Ergebnis über die Zeit retten konnten.

Passend zu den geschilderten Eindrücken weiß auch Bayern-Coach Julian Nagelsmann, dass mit dem knappen 1:0-Erfolg in Paris noch nichts vorzeitig entschieden ist. Dementsprechend bremste der 35-Jährige die Euphorie: „Der erste Schritt ist vollbracht, den zweiten wollen wir folgen lassen. Es ist nicht schlecht, aber es heißt nicht viel. Wir sind besser dran als Paris, aber können in München nicht die Beine hochlegen.“

Die Partie in Paris hat auch gezeigt, dass der FC Bayern in solchen Spielen noch kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Tor sein muss, um ein mögliches Weiterkommen im Rückspiel nicht zu gefährden.

3. Sané sucht weiterhin nach seiner Form

Nach einer insgesamt guten Hinrunde und einer herausragenden Champions League Gruppenphase (vier Spiele, vier Tore und zwei Assists) befindet sich Leroy Sané mal wieder in einer Formkrise. Noch zum Rückrunden-Start zählte der 27-Jährige zu den Leistungsträgern an der Isar und überzeugte beispielsweise mit einer starken Leistung im DFB-Pokalspiel beim FSV Mainz 05.

Allerdings zeigt die Formkurve des deutschen Nationalspielers derzeit wieder nach unten. Insbesondere in den vergangenen Partien gegen Bochum und Wolfsburg konnte Sané mit seiner spielerischen Dynamik im Offensivspiel nur wenige Akzente setzen. Und so auch am gestrigen Abend in Paris. Der 27-Jährige erhielt trotz der jüngsten Leistungen einen Platz in Nagelsmanns Startelf, aber wusste wieder nicht zu überzeugen. So fiel Sané im bayrischen Offensivspiel erneut leistungstechnisch ab und wurde in der Nachspielzeit ausgewechselt.

Mit diesen extremen Leistungsschwankungen droht Leroy Sané seinen derzeit sicheren Stammplatz in den entscheidenden Wochen zu verlieren. Als mahnendes Beispiel dient hierbei Serge Gnabry, der hauptsächlich vor der Weltmeisterschaft ebenfalls zu den Leistungsträgern zählte und derzeit aufgrund ausbleibender Leistungen nur einen Bankplatz unter Nagelsmann hat. Somit sollte Leroy Sané schnellstmöglich versuchen, wieder das nötige Selbstvertrauen zu sammeln, um in den kommenden Wochen wieder der Unterschiedsspieler neben Musiala & Co. für den FC Bayern zu sein.

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