Die Renaissance der Serie A – Die möglichen CL-Gegner des FC Bayern im Check

Die letzten Steine sind gefallen! Alle acht Champions-League-Viertfinalisten stehen seit Mittwochabend fest. Mit dem FC Bayern gibt es nur noch einen Vertreter der Bundesliga in der Runde der letzten Acht. Wir werfen einen Blick auf die möglichen Gegner des deutschen Rekordmeisters im Viertelfinale.

Mit Spannung richtet sich morgen der Blick der Bayern-Verantwortlichen, Spieler und Fans ins Schweizer Nyon, wenn um 12:00 Uhr (Live auf DAZN/Sky) die Kugeln gezogen werden. Auf wen treffen die Münchner im Viertelfinale der Königsklasse? Wir blicken auf die möglichen Gegner des Rekordmeisters und ordnen die Chance auf ein Weiterkommen ein. Im ersten Teil haben wir uns drei Mannschaften aus Italien und Benfica Lissabon gewidmet.

Inter Mailand

Zum ersten Mal seit 2006 stellt Italien drei Teams für das Champions-League-Viertelfinale. Mit darunter: Inter Mailand. Der erste Club aus Mailand hat mit einer soliden Defensivleistung im Rückspiel gegen den FC Porto (0:0) den 1-Tore-Vorsprung über die Ziellinie gebracht und steht damit erstmals seit zwölf Jahren wieder im Viertelfinale der Königsklasse. Für den CL-Sieger von 2010 – als man den FC Bayern mit 2:0 besiegte – läuft es diese Saison jedoch alles andere als rund.

Trotz der Rückkehr von Star-Stürmer Romelu Lukaku und punktuellen Neuzugängen wie Torwart Onana, gab es in den italienischen Medien schon Spekulationen über ein Aus von Trainer Simone Inzaghi. Das Spiel gegen Porto war womöglich ein Schicksalsspiel für den 46-Jährigen: Ein Ausscheiden wäre gleichbedeutend mit der Entlassung in seiner zweiten Saison bei Inter gewesen. Dies wurde gerade noch verhindert, doch hinkt man den Erwartungen der chinesischen Eigentümer hinterher. In der Liga liegt man bereits mit 18 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Neapel zurück, die Meisterschaft scheint abgeschrieben. Die Hoffnungen der Nerazzurri beruhen also auf einem Titelgewinn in der Champions League und der Coppa Italia, wo Inter im Halbfinale auf Juventus Turin trifft.

Einschätzung von FCBinside: Mit Anbetracht der anderen Gegner, darf man sich nicht beschweren, wenn es im Viertelfinale für den FC Bayern gegen Inter Mailand geht. Inter hinkt seinen Top-Leistungen aktuell hinterher und verlor am vergangenen Wochenende gegen Spezia bereits zum achten Mal in der laufenden Saison. Trotzdem dürfen die Italiener nicht auf die leichte Schulter genommen werden, steht mit Edin Dzeko, Romelu Lukaku und Lautaro Martinez genug Offensivpotenzial auf dem Papier. Neben der aktuellen Form dürften sich die Anhänger der Münchner im Falle einer Ziehung von Inter Mailand auch an die beiden Erfolge in der Gruppenphase erinnern. Sowohl im Guiseppe-Meazza-Stadion als auch in der heimischen Allianz Arena, siegte der Rekordmeister beide Male zu Null (1:0 und 2:0).

Fazit: Machbares Los

AC Mailand

Der zweite Club aus Mailand brach nach dem Viertelfinaleinzug in Jubelstimmung aus. Für die Rossoneri ist es das erste Mal seit der Saison 2011/2012, dass man sich unter den Top-8 Europas wiederfindet. Gegen ein harmloses Tottenham, reichte Milan genau wie ihrem Stadtrivalen Inter eine Nullnummer, um in die nächste Runde der Königsklasse einzuziehen. Während in der Liga die Konstanz fehlt (aktuell Platz 4) und um die erneute CL-Qualifikation gebangt werden muss, ist Milan in der Championsleague die wohl größte Wundertüte.

In einer Gruppe mit RB Salzburg, Dinamo Zagreb und Chelsea landete man am Ende mit zehn Punkten auf Platz 2 und buchte so das Ticket für die K.o.-Phase. Der amtierende Meister der Serie A steht in der Liga bei 14 Siegen und jeweils sechs Remis und Niederlagen und hat auch in der Champions League beide Spiele gegen den FC Chelsea verloren. Dennoch können die Mannen von Trainer Stefano Pioli an einem guten Abend jeden schlagen. Mittendrin: ein ehemaliger Schalker. Malik Thiaw spielt bei den Rossoneri groß auf und hat im Achtelfinale Star-Stürmer Harry Kane voll im Griff gehabt. Die “Gazzetto dello Sport” verbeugte sich nach dem ersten Viertelfinaleinzug seit elf Jahren nahezu vor dem 21-Jährigen. “Das San Siro hat eine neue Legende und die kommt aus Deutschland” titelte das italienische Blatt am Tag nach dem Weiterkommen.

Einschätzung von FCBinside: Die Mailänder sind ohne Frage nicht zu unterschätzen. Mit dem pfeilschnellen Theo Hernandez, Shootingstar Raphael Leao und einem erfahrenen Olivier Giroud im Kader, ist Milan kein Freilos. Da man im Liga-Alltag jedoch auch noch mitten im Kampf um die CL-Qualifikation steckt, kann man keinesfalls behaupten der Fokus läge auf der Königsklasse. Für die Bayern liegt ein Pflichtspielduell mit Milan schon einige Zeit zurück. Das letzte Aufeinandertreffen fand im Jahr 2007 statt, als sich die beiden Teams ebenfalls im CL-Viertelfinale gegenüberstanden. Damals mit dem besseren Ende für die Rossoneri. Und auch generell sollten die Statistik-Fanatiker wohl hoffen, dem AC Mailand aus dem Weg gehen zu können. In zehn Duellen konnten die Münchner nur eines für sich entscheiden und gingen ganze sechsmal als Verlierer vom Feld. Dennoch sollte der Rekordmeister in der aktuellen Form und der Kaderbesetzung den klaren Anspruch haben, AC Mailand zu besiegen.

Fazit: Machbares Los

SSC Neapel

Das dritte Serie-A-Team ist wahrscheinlich die Sensationsmannschaft dieser Saison. Mit Sage und Schreibe 18 Punkten Vorsprung auf die Verfolger dreht der SSC Neapel an der Spitze der Serie A seine eigenen Kreise. Auch im internationalen Vergleich steht Napoli ganz oben. Mit 2,61 Punkten pro Ligaspiel kann nur der FC Barcelona (Wert: 2,6) gerade so mithalten. Im Vergleich zum FC Bayern (2,16) ist das Team von Trainer Luciano Spaletti klar in Front. In seiner zweiten Saison bei der SSC hat es der 64-Jährige geschafft ein richtiges Top-Team zu formen.

Dabei lief es in Spalettis Amtszeit nicht immer rund. Im vergangenen Frühjahr stand der gebürtige Toskaner noch kurz vor dem Aus, nachdem sein Team aufgrund einer wochenlang anhaltenden Leistungskrise von Platz eins auf Rang drei abstürzte. Am Ende stabilisierte sich das Team und hielt den dritten Platz souverän. Die erstmalige CL-Qualifikation seit der Saison 2019/2020 war die Belohnung. Und doch fand im Sommer ein großer Umbruch statt. Mit dem ehemaligen Kapitän Lorenzo Insigne, Rekordtorschütze Dries Mertens und dem langjährigen Abwehrchef Kalidou Koulibaly wurden drei wichtige Säulen des Teams abgegeben. Neuzugänge wie Khvicha Kvaratskhelia oder Kim Min-Jae waren wohl nur den wenigsten ein Begriff.

Und doch spielen die Süd-Italiener die beste Saison seit den goldenen Jahren mit Neapel-Legende Diego Maradona. Den Fußball, den Spaletti bei der SSC spielen lässt, ist berauschend. Er zeichnet sich durch ein vorwärtsorientiertes Spiel, einer enormen Dynamik und taktischer Flexibilität aus. Grundordnung und taktische Ausrichtung verändern sich unter dem Exzentriker mit dem Ziegenbart je nach Spielsituation.

In der CL-Gruppenhase (5 Siege, 1 Niederlage) hat sich Neapel vor dem FC Liverpool als Tabellenerster für die K.o.-Phase qualifiziert. Im Achtelfinale hat man sich souverän gegen Eintracht Frankfurt durchgesetzt (2:0 und 3:0).

Einschätzung von FCBinside: Das Team aus Neapel ist in der aktuellen Form wohl mehr als ein Geheimfavorit auf den Henkelpott. Neben der furiosen Offensive um Victor Osimhen und Kvaratskhelia weiß auch die Abwehr zu glänzen. In der Defensive ist Neapel stabil und kassiert in der Königsklasse nur 0,75 Gegentore pro Spiel. Abwehrchef Min-Jae Kim und Co. stellen auch in der Serie A mit nur 16 Gegentreffern mit Abstand die beste Abwehr ligaweit.

Fazit: Das wohl schwierigste Los (aus Italien)

Benfica Lissabon

Die Mannschaft des deutschen Trainers Roger Schmidt spielt eine Saison nach Maß. Mit 18 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Porto in der heimischen Primeira Liga sieht alles nach einem Erreichen des ausgerufenen Saisonziels aus. Seit der Saison 2018/2019 konnten die Adler aus Lissabon nicht mehr den Ligawettbewerb gewinnen – allerhöchste Zeit für ein Team, das über genug Potential verfügt. Das saugt Cheftrainer Schmidt auch aus seinen Spielern heraus und pusht seine Mannen zu Höchstleistungen – in der Liga und in der Champions League.

Denn auch in der Königsklasse spielt die Mannschaft um Starspieler Rafa Silva stark auf. In der Gruppenphase setzte man sich ungeschlagen vor den beiden Top-Klubs Paris Saint-Germain und Juventus Turin auf Platz Eins der Gruppe H. Gleich zweimal besiegte man Juve und trennte sich in beiden Partien gegen das Starensemble aus Paris 1:1-Unentschieden. Mit dem Club Brügge erwischte man vermutlich das leichteste Los in den Achtelfinals. Dem amtierenden belgischen Meister ließ man ordentlich die Visiten und besiegte Brügge mit 7:1 nach Addition klar und deutlich.

Einschätzung von FCBinside: Roger Schmidt hat aus Benfica Lissabon einen Gegner geschaffen, bei deren Kugel keiner freiwillig die Hand heben würde. Die Klubführung schafft es immer wieder Star-Abgänge wie den von Joao Felix zu kompensieren. So auch im letzten Sommer: Darwin Nunez wechselte für 80 Millionen an die Anfield Road und doch ist der Offensivabteilung Benficas ein Verlust nicht anzumerken. Eine gute Mischung aus jungen Shootingstars und erfahrenen Hasen wie Joao Mario und Nicolas Otamendi – das ist Benfica Lissabon. Wer diesen Gegner auch nur ein bisschen unterschätzt, hat es schon schwer ihn zu besiegen.

Fazit: Alles andere als ein Freifahrtschein