Aus ist der Triple-Traum – 3 Erkenntnisse zur Pokal-Pleite gegen den SC Freiburg

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Triple-Traum geplatzt! Am Dienstagabend kassierte der FC Bayern eine bittere 1:2-Last-Minute-Pleite gegen den SC Freiburg. Mit dieser Niederlage im Viertelfinale des DFB-Pokals hat die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel bereits die erste Titelchance der Saison verspielt. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Pokal-Ausscheiden gegen den Sport-Club.

Nach der überzeugenden Vorstellung gegen Borussia Dortmund (4:2) am vergangenen Samstag war die Euphorie in München groß. Diesen Rückenwind aus der Liga wollten die Münchner nur wenige Tage später im Pokal gegen den SC Freiburg nutzen. Jedoch verfiel der deutsche Rekordmeister am gestrigen Abend spielerisch wieder in alte Muster und zog nun auch im DFB-Pokal den Kürzeren. So belohnten sich die Bayern nicht in der Offensive und kassierten durch einen Strafstoß in der Nachspielzeit den späten 1:2-Pokal-K.o.! Somit scheidet der FC Bayern nach Holstein Kiel und Borussia Mönchengladbach zum dritten Mal in Folge vorzeitig im DFB-Pokal aus.

1. Neuer Trainer, alte Probleme

Mit der überraschenden Freistellung von Julian Nagelsmann und der Verpflichtung von Thomas Tuchel sorgte die Münchner Führungsetage in der vergangenen Länderspielpause für ordentlich Furore. Die Bayern-Bosse rund um Kahn, Salihamidzic & Co. begründeten diese unpopuläre Entscheidung mit dem sportlichen Abwärtstrend in den vergangenen Wochen. So wollte man mit der Verpflichtung eines neuen Trainers einen neuen entscheidenden Impuls für die „Wochen der Wahrheit“ setzen, um noch alle Saisonziele erreichen zu können.

Allerdings zeigt diese strategische Entscheidung bisher noch nicht die erhoffte Lösung der größten spielerischen Probleme des Rekordmeisters. Einerseits haben die Münchner mit einer akuten Abschlussschwäche im eigenen Offensivspiel zu kämpfen. Andererseits fehlt es den Bayern regelmäßig an spielerischer Kreativität gegen besonders tiefstehende Gegner.

Diese Probleme ziehen sich insbesondere nach dem Lewandowski-Abgang wie ein roter Faden durch die diesjährige Saison. Und auch Tuchel konnte diese spielerischen Schwächen bisher noch nicht abstellen. Bei seinem Trainer-Debüt gegen Borussia Dortmund haben sich die Münchner beispielsweise viele hochkarätige Chancen erspielt, jedoch gewann man am Ende „nur“ mit 4:2. Und am gestrigen Abend fehlte es dem FCB an der nötigen spielerischen Kreativität, um den kompakten Abwehrriegel der Breisgauer zu knacken.

Das Spiel gegen den Freiburg hat gezeigt, dass diese spielerischen Defizite nicht am Trainer festzumachen sind, sondern ein tieferes Problem darstellen. So hat man es verpasst, nach dem Lewandowski-Abgang einen adäquaten Ersatz zu finden, was den Münchnern nun insbesondere in der heißen Saisonphase zum Verhängnis werden kann bzw. schon wurde.

2. Cancelo erstes Opfer des neuen Spielsystems

Mit der Verpflichtung von Joao Cancelo gelang dem FC Bayern ein echter Transfer-Coup im Winter. So zählte der Portugiese damals zu Nagelsmanns absoluten Wunschspielern, der insbesondere mit seinen spielerischen Qualitäten das Münchner Spiel noch flexibler gestalten sollte.

Allerdings zählt der 28-Jährige nach einem guten Start derzeit zu den Sorgenkindern beim FC Bayern. Nachdem Nagelsmann in den entscheidenden Spielen nicht mehr auf eine Dreier-, sondern wieder auf eine Viererkette gesetzt hatte, fand sich Cancelo regelmäßig auf der Bank wieder. Ein Szenario, was sich der Portugiese grundsätzlich überhaupt nicht gefallen lässt, was u.a. auch ein Grund für den überraschenden Abgang von Manchester City war.

Und auch der jetzige Trainerwechsel scheint an der derzeit schwierigen Situation von Cancelo nur wenig zu ändern. So setze Tuchel in seinen ersten Spielen als Bayern-Coach ausschließlich auf Viererkette, bei dem auch die offensivdenkenden Außenverteidiger die letzte Kette nur selten verlassen sollen – ein Spielsystem, das Cancelo nicht liegt.

Am gestrigen Abend startete der Portugiese auf der linken Abwehrseite und hielt sich vorerst strikt an die Angaben seines Trainers. Jedoch beeinflussten diese Anweisungen das Spiel von Cancelo mehr negativ als positiv, da dessen Stärken eher in der Offensive und nicht in der Defensivarbeit liegen. Somit konnte der 28-Jährige erst in der Schlussphase, in der Bayern alles nach vorne warf, spielerisch überzeugen, da nun seine Offensivqualitäten gefragt waren.

Die bisherigen Spiele von Cancelo haben gezeigt, dass der Portugiese eher in einer Dreier- als in einer Viererkette funktioniert. Somit könnte man meinen, dass Tuchels neues Spielsystem Cancelo um seine spielerischen Stärken beraubt.

3. Tuchels Spielidee braucht noch Zeit

Mit dem Trainerwechsel unmittelbar vor der heißen Saisonphase scheuten die Verantwortlichen an der Säbener Straße keinerlei Risiko. So setzten die Münchner alles auf eine Karte und hofften mit einem neuen Trainer alle Saisonziele erreichen zu können. So war die Führungsetage des deutschen Rekordmeisters restlos davon überzeugt, dass Tuchel auf Anhieb funktioniert, um am Ende alle drei Titel an die Isar zu holen. Ein Wettlauf gegen die Zeit, den die Verantwortlichen bereits drohen zu verlieren.

Insbesondere beim gestrigen Pokal-Aus hat sich nämlich gezeigt, dass dieser Trainerwechsel (noch) keine Wunderlösung für die anhaltenden Probleme ist. Der 4:2-Erfolg im Topspiel gegen den BVB war zwar ein guter Anfang, jedoch war es absehbar, dass eine neue Spielidee nach drei Trainingseinheiten noch nicht restlos funktionieren kann.

Schlussendlich lässt sich die Entscheidung, Nagelsmann durch Tuchel zu ersetzen, am Saisonende nur durch gewonnene Titel rechtfertigen. Deshalb ist dieses Ausscheiden aus dem DFB-Pokal bereits eine erste bittere Schlappe für die gesamte Führungsetage des FC Bayern.

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