Neue Saison, alte Bayern – 3 Erkenntnisse zur Supercup-Pleite

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: IMAGO

Am Samstagabend kassierte der FC Bayern im Supercup gegen RB Leipzig eine herbe 0:3-Niederlage. Wie in der abgelaufenen Spielzeit wirkte Bayern-Trainer Thomas Tuchel bezüglich der spielerischen Leistung seiner Mannschaft nach dem Schlusspfiff wieder einmal konstatiert und ratlos. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Pflichtspiel-Auftakt des FCB.



Eigentlich sollte der gestrige Abend ein großes Fest für jeden Bayern-Fan werden, da Star-Stürmer Harry Kane vor seinem Debüt beim deutschen Rekordmeister stand. Der Engländer wurde zwar auch unter tosendem Applaus eingewechselt, allerdings kassierten die Münchner an diesem Abend auch eine deutliche 0:3-Niederlage gegen RB Leipzig. So erhielt der FCB bei aller Euphorie um ihren neuen Top-Transfer einen sportlich großen Dämpfer vor dem anstehenden Liga-Auftakt.

1. Es fehlt weiterhin ein Sechser

In der Crunchtime der abgelaufenen Saison offenbarten sich einige Schwächen im Münchner Spiel. Eine große Schwäche wies auch das Mittelfeld, das Herzstück des FC Bayern, um Joshua Kimmich und Leon Goretzka auf. Beide Nationalspieler ernteten große Kritik, da sie dem Münchner Spiel u.a. kein spielerisches Gleichgewicht verleihen konnten.

Auch Bayern-Coach Thomas Tuchel erkannte dieses spielerische Problem und fordert seitdem vereinsintern neues Spielermaterial. Zudem gilt der 49-Jährige auch nicht als großer Fan von Goretzka, der in der Saisonvorbereitung meist nur eingewechselt wurde.

Wie bereits schon zum Ende der letzten Saison (1:3-Niederlage am 33. Spieltag) deckte RB Leipzig auch am gestrigen Abend diese Schwächen im Mittelfeld auf. So hatte das Münchner Spiel kaum defensive Stabilität, da Kimmich und auch Neuzugang Konrad Laimer teilweise viel zu offensiv agierten. Daraus resultierten insbesondere in der ersten Halbzeit viele gefährliche Umschaltsituationen, Chancen und Tore für die Sachsen.

Knapp eine Woche vor dem Bundesliga-Start bei Werder Bremen dürften die Diskussionen um einen neuen Sechser an der Säbener Straße nochmals größer werden. Der jetzige Kader reicht zwar für den Bundesliga-Alltag aus, allerdings könnten den Münchnern vor allem im internationalen Wettbewerb erneut ihre spielerischen Grenzen aufgezeigt bekommen.

2. Fragwürdige Personalentscheidungen

Tuchel sorgte mit seiner Startelf am gestrigen Samstagabend für Verwunderung. Aber nicht, weil Rekordneuzugang Harry Kane vorerst auf der Bank saß, sondern weil u.a. Minjae Kim oder Noussair Mazraoui ebenfalls vorerst zuschauen mussten. Dafür starteten in der Innenverteidigung Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano sowie auf der Rechtsverteidiger-Position Benjamin Pavard.

Insbesondere die Entscheidung auf Pavard und nicht auf Mazraoui zu setzen, wirft Fragen auf, da der Franzose einerseits eine durchwachsende Vorbereitung absolviert hat und andererseits laut Medienberichten kurz vor einem Wechsel zu Manchester United steht. Sportlich konnte Benjamin Pavard seinen Startelfplatz auch am gestrigen Abend nicht mit einer guten Leistung rechtfertigen. Vielmehr enttäuschte der Franzose und wurde bereits zur Halbzeitpause für Mazraoui ausgewechselt. Der Marokkaner wusste diese Chance zu nutzen und konnte mit einer ansprechenden Leistung überzeugen. Ähnliches gilt auch für Neuzugang Minjae Kim, der ebenfalls zum zweiten Durchgang für einen spielerisch blassen Matthijs de Ligt in die Partie kam.

Anknüpfend an die anhaltende Sechser-Debatte setzte Tuchel am gestrigen Abend auch erneut auf Konrad Laimer und Joshua Kimmich. Und das obwohl der 49-Jährige Kimmich zuletzt die Fähigkeit eines „echten Sechsers“ öffentlich abgesprochen hatte.

Nach der herben Niederlage im Supercup muss sich Thomas Tuchel nun also auch die Frage bezüglich falscher Personalentscheidungen gefallen lassen. Und auch wenn Kimmich aus dem vorhandenen Kader noch am ehesten die Rolle eines Sechsers einnehmen kann, widerspricht sich Tuchel mit seinen eigenen Aussagen selbst und demonstriert dadurch fehlendes konsequentes Handeln.

3. Tuchel bekommt altbekannte Probleme nicht in den Griff

Auch wenn die letzte Saison am 34. Spieltag noch mit einem sportlichen „Happy End“ geendet ist, musste sich sportlich und personell zur neuen Spielzeit einiges ändern. Denn auch Tuchel bekam seit der Übernahme die großen Leistungsschwankungen seiner Mannschaft noch nicht in den Griff. So war das eigene Spiel über weite Strecken meist zu fehlerhaft und für die Gegner zu leicht ausrechenbar. An der Säbener Straße war man sich einig, dass eine komplette Saisonvorbereitung ausreichen würde, um spielerisch wieder zur alten Stärke zurückzufinden.

Allerdings lässt sich nach einer mehrwöchigen und intensiven Vorbereitung feststellen, dass Tuchel diese Probleme anscheinend immer noch nicht in den Griff bekommen hat. Denn beim gestrigen Supercup gegen RBL gab es große spielerische Parallelen zur abgelaufenen Spielzeit. Wieder einmal spielten es die Bayern vor dem gegnerischen Tor zu umständlich und auch im eigenen Aufbauspiel schlichen sich erneut viele kleine Ungenauigkeiten ein.

Nach dem Schlusspfiff wirkte auch Trainer Thomas Tuchel wie in der vergangenen Saison nach Niederlagen vollkommen konstatiert und ratlos: „Es fühlt sich an wie eine Fortsetzung der letzten Saison, aber wir waren auf einem völlig anderem Weg. Die Diskrepanz zwischen unserer heutigen Leistung und der Form und Energie, die wir in den Testspielen und im Training gezeigt haben, ist enorm. Das ist einfach viel zu wenig.“

Der Pflichtspielauftakt gegen RB Leipzig hat gezeigt, dass Bayern-Trainer Tuchel die spielerischen Probleme der vergangenen Saison noch nicht abgestellt bekommen hat. Vielmehr sind diese Worte vom 49-Jährigen als „höchst alarmierend“ einzustufen, da derzeit keine spielerische Steigerung erkennbar ist.

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