Kurz vor Ende des Transferfensters ist noch immer unklar, ob Thomas Tuchel seine ersehnte Holding Six bekommt oder nicht. Der Bayern-Coach kann sich aber zumindest nicht vorwerfen, die Wichtigkeit dieser nicht häufig genug betont zu haben. Verständnis für die Forderungen von Tuchel bringt immerhin Ex-Bayern-Profi Javi Martinez auf.
Javi Martinez ist vielleicht die letzte klassische Holding Six, die der FC Bayern hatte. Der Spanier war im Zweikampfspiel am Boden wie in der Luft ein Monster und hat im Münchner Mittelfeld ordentlich abgeräumt. Offensiv-Aktionen verzeichnete der heute 34-Jährige hingegen lediglich bei Standardsituationen. Demnach kann der Spanier natürlich sehr genau beurteilen, warum eine klassische Nummer sechs für den FCB wichtig ist.
„Die Bayern haben immer den Ball und greifen mit sehr vielen Spielern zeitgleich an. Das Problem ist, dass dadurch viele Räume für gefährliche Konter des Gegners entstehen“, beschrieb der Spanier im Gespräch mit der „BILD“ das Bayern-Problem im Mittelfeld. Demnach sei er auch der Meinung, „dass Bayern dringend einen Spieler braucht, der immer diese möglichen Gefahren im Blick“ habe. Dieser müsse nicht immer offensiv mithelfen, „sondern überlegen, was im Falle eines Ballverlusts zu tun“ sei. Guardiola habe diese Spielweise als “Mit-dem-Ball-Verteidigen“, was so viel bedeutet, wie, dass man bereits im eigenen Ballbesitz auf mögliche Lücken und Konterchancen achtet.
Martinez sieht Kimmich & Co. in einer offensiven Rolle
Beim FC Bayern tobt seit Monaten eine Debatte, ob Joshua Kimmich ein derartiger Spielertyp ist oder nicht. Martinez hat hierbei so seine Zweifeln: „Er ist ein fantastischer Sechser, aber er sticht eben vor allem offensiv hervor. Tuchel will deswegen wohl, dass er sich eher ums Kreieren als ums Zerstören kümmert. Das war zu meiner Zeit mit Schweinsteiger ähnlich“, analysiert der Spanier. Dieser konnte sich mit Gustavo oder ihm im Rücken „in aller Ruhe auf die Offensive konzentrieren“. Martinez zufolge gibt es beim FCB derzeit keinen Sechser wie ihn oder Gustavo, da „Gravenberch und Goretzka eben sehr offensive Mittelfeldspieler“ seien.
Klar ist, dass der FC Bayern einen Akteur wie Javi Martinez sehr gut gebrauchen könnte. Dieser ist aber natürlich inzwischen etwas zu alt, um den Münchnern helfen zu können. Womöglich kommt aber auf dem letzten Drücker doch noch ein Akteur wie Joao Palhinha. Der Portugiese verkörpert genau das, was Tuchel will und Martinez treffend beschrieben hat. Aktuellen Meldungen zufolge arbeiten die Bayern mit Hochdruck an einer Verpflichtung des 28-Jährigen. Der Spieler soll dem FCB bereits eine Wechselzusage erteilt haben.