FC Bayern gegen BVB: Darum wird das Bundesliga-Topspiel „Klassiker“ genannt

Tony Poland
Foto: IMAGO

Es ist wieder soweit! Am morgigen Samstagabend gastiert der FC Bayern um 18:30 Uhr (live bei Sky) am 10. Bundesliga-Spieltag bei Borussia Dortmund. Ein Duell, das seit Jahren einen besonderen Stellenwert im deutschen Fußball einnimmt. Für beide Teams. Doch warum überhaupt?



Bislang standen sich der FCB und der BVB 133 Mal seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 gegenüber. Die Bilanz aus Bayern-Sicht ist mit 66 Siegen bei 32 Niederlagen positiv. 35 Duelle endeten Unentschieden. Der letzte Dortmunder Pflichtspielsieg datiert übrigens vom 3. August 2019, damals setzten sich Schwarz-Gelben mit 2:0 im Supercup durch. In der Bundesliga muss man sogar noch länger zurückschauen. Im November 2018 gewann der BVB sein Heimspiel mit 3:2.

Klar ist also: Der deutsche Rekordmeister hat gegen die Borussia seit zehn Duellen nicht mehr verloren und in dieser Zeit satte neun Siege eingefahren. Die Bayern-Brust für den 4. November ist also entsprechend breit. Könnte man meinen. Wenn da nicht die geradezu peinliche Niederlage am Mittwoch im DFB-Pokal gewesen wäre…

Unterschiedliche Vorzeichen?

Dortmund jedenfalls geht in Top-Form in den „Klassiker“. Das Team von Trainer Edin Terzic ist in der Bundesliga in dieser Saison noch ungeschlagen, holte sechs Siege und drei Unentschieden. Zuletzt gewann die Mannschaft unter der Woche im DFB-Pokal mit 1:0 gegen die TSG Hoffenheim.

Auch bei der Tuchel-Elf lief es in den vergangenen Wochen gut. Eigentlich. Zwar war die Leistung nicht immer überzeugend, aber die Ergebnisse stimmten. Bis zum letzten Mittwoch und dem völlig unerwarteten Pokal-Aus in der zweiten Runde beim Drittligisten in Saarbrücken. Ein ganz bitterer Abend, der nicht so leicht abzuschütteln ist.

Daher kommt die Bezeichnung „Der Klassiker“

Insofern besteht für Leroy Sane und Kollegen allerdings die Chance, gegen Dortmund sofort eine Reaktion zu zeigen. Ein Sieg im Signal Iduna Park wäre auf jeden Fall schon mal die richtige Antwort. Schließlich steckt in dieser Begegnung allerhand Brisanz.

Nicht umsonst gilt das Spiel also als deutscher „Klassiker“, angelehnt an „El Classico“ in Spanien zwischen Madrid und Barcelona.

Sorgten 1999 bereits etwa Oliver Kahn und Heiko Herrlich für Schlagzeilen im direkten Duell nach einem besonders intensiven Zweikampf, nahm die Paarung ab 2011 nochmal so richtig Fahrt auf. Denn damals wurde Dortmund unter Jürgen Klopp Meister, im Jahr darauf holte der BVB sogar das Double aus Schale und Pokal.

Es sollte allerdings das vorerst letzte Mal gewesen sein. Denn der FC Bayern steht seit 2013 bei elf Meisterschaften am Stück, während Schwarz-Gelb siebenmal Vizemeister wurde. Seit dieser Zeit war der Verein aus dem Ruhrpott also meist schärfster Bayern-Konkurrent auf dem Weg zum Titel.

„Beide Teams haben das letzte Jahrzehnt geprägt, der BVB war immer dicht dran“, fasste Thomas Helmer, der für beide Clubs spielte, im Oktober 2022 in der „Bild“ zusammen.

Zudem trafen beide Teams 2013 auch noch im Champions-League-Finale aufeinander. Bis heute unvergessen: Mario Mandzukic und Arjen Robben schossen den FCB im Mai vor zehn Jahren zum 2:1-Sieg und damit zum Triumph in der Königsklasse.

„Klassiker“: Kritik von Hamann und Co.

Doch es gibt auch kritische Stimmen, welche die Bezeichnung als „Klassiker“ für übertrieben halten. Dietmar Haman etwa, der in letzter Zeit ohnehin zum Bayern-Chefkritiker wurde, hält den Begriff für unpassend: „Ich kann mit der Überhöhung zum Klassiker wenig anfangen. Es wurde zwanghaft versucht, einen Superlativ zu finden“, äußerte sich der Ex-Profi vor rund einem Jahr.

Auch Wolff-Christoph Fuss, der den Bundesliga-Schlager auf Sky kommentieren wird, geht in diese Richtung: „Es ist der Versuch, etwas zu adaptieren, das nicht in der Kultur liegt.“

Doch ganz egal ob „Klassiker“, „German Clásico“ oder „El Krassico“: Die Einschaltquoten gehen regelmäßig durch die Decke, die Paarung elektrisiert die Massen. Hinzu kommt, dass der FCB dem BVB in der letzten Saison auf den allerletzten Metern am 34. Spieltag die Meisterschale aus den Händen riss. Für genug Zündstoff ist also mal wieder gesorgt…

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