In der laufenden Spielzeit hat sich die Flügelzange aus Leroy Sané und Kingsley Coman bei den Bayern etabliert. Ein Name, der in den vergangenen Wochen in den Hintergrund geriet, ist Serge Gnabry. Wie geht es für den 28-Jährigen weiter? Findet er nach seinem Unterarmbruch wieder zu alter Form – oder ist an Sané und Coman einfach kein vorbeikommen? Wir werfen einen genaueren Blick auf den Nationalspieler und seine Perspektiven beim deutschen Rekordmeister.
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Kopenhagen wurde FCB-Coach Thomas Tuchel nach Serge Gnabry gefragt – der 50-Jährige lieferte genauere Einblicke in die Situation des Angreifers. „Serge war wahnsinnig verlässlich am Ende der letzten Saison. Da hat er uns getragen und auch eine sehr starke Vorbereitung gespielt. Deshalb hat er viel Kredit verdient“, machte er deutlich.
Allerdings, so der 50-Jährige, hat Gnabry noch mit seiner vergangenen Verletzung zu kämpfen: „Wir merken nach dem Handbruch, dass die Leichtigkeit und das Verständnis, mit der Schiene zu spielen, noch nicht so da war. Für ihn gilt es jetzt, Biss zu zeigen. Alles, was er jetzt bekommt, heißt: Scheuklappen drauf und intensiv sein. Darüber muss er sich Sicherheit holen.“
Gnabry-Rückkehr bei den Bayern: Spielplan könnte FCB-Star zugute kommen
Inzwischen ist die „Schiene kleiner geworden“, wie Tuchel erklärte – und die Chancen für die Bayern-Fans, den alten Gnabry wiederzusehen, größer? Ein Blick auf die kommenden Partien der Bayern lässt jedenfalls hoffen. Mit den zwei Champions-League-Partien gegen den FC Kopenhagen und Manchester United hat Thomas Tuchel zwei Mal die Möglichkeit ordentlich durchzurotieren, da sich die Münchner bereits den 1. Platz in ihrer Gruppe gesichert haben.
Diese Partien könnten für Gnabry eine gute Möglichkeit sein, frei aufzuspielen, sich wieder im Bayern-System einzufinden und die ersten Torbeteiligungen nach seiner Verletzung zu sammeln. Auch in der Bundesliga bieten die letzten Spiele im Kalenderjahr 2023 Chancen, wieder Selbsvertrauen zu tanken und sich bei Thomas Tuchel anzubieten.
Fakt ist aber auch: Andere Spieler haben sich „auf seiner Position festgespielt“, wie Tuchel auf der Pressekonferenz ebenfalls erklärte. An Leroy Sané und Kingsley Coman scheint in der aktuellen Verfassung in der Startelf kein Vorbeikommen zu sein, die Neuner-Position, mit der Gnabry in der Vergangenheit immer wieder liebäugelte, ist mit dem formstarken Harry Kane ebenfalls optimal besetzt.
Flexibilität und Fitnessstand: Diese Vorteile hat Gnabry in den kommenden Wochen
Hat Gnabry also überhaupt aktuell eine Chance, sich in die erste Elf der Bayern zu spielen? Ja, die hat er. Denn der 28-Jährige ist in der FCB-Offensive wirklich auf jeder Position einsetzbar, so könnte er neben der Mittelstürmer-Position und auf den Außen auch den verletzten Jamal Musiala auf der Zehner-Position ersetzen.
Hinzu kommt, dass Leroy Sané und Kingsley Coman in den vergangenen Wochen stets von Beginn an ran mussten und zudem als verletzungsanfällige Spieler gelten. Es ist alles andere als sicher, dass die beiden Flügelspieler bis zum letzten Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg (20. Dezember, 20:30 Uhr) fit bleiben werden und Spiel für Spiel in der starten können. Gnabry hingegen bringt es in dieser Saison erst auf 447 Einsatzminuten und dürfte den nötigen Fitnessstand haben, um dann für einen der beiden FCB-Leistungsträger einzuspringen.
Sollte sich der gebürtige Stuttgarter vorerst nicht in die Startelf spielen, so hat er nach wie vor die Möglichkeit, sich von der Bank zu beweisen. In der Vergangenheit machte Gnabry auch seine Kaltschnäuzigkeit und Kompromisslosigkeit vor dem Tor so stark, die er auch als Einwechselspieler schon oft unter Beweis gestellt hat.
Vergangene Saison zeigt: Gnabry mit starken Statistiken – und Rückhalt vom Trainer
Die vergangene Saison könnte für Serge Gnabry auch ein Grund zur Zuversicht sein. So verzeichnete der Rechtsfuß in 47 Partien 17 Tore und 12 Assists, unter Thomas Tuchel war er sogar gesetzt. Im Saison-Endspurt lieferte er wichtige Torbeteiligungen – so kam er in den letzten fünf Bundesliga-Partien der vergangenen Saison jeweils mindestens auf einen Scorerpunkt.
Ebenjene Saisonphase zeigte auch, dass Gnabry definitiv keinen schlechten Stand unter Thomas Tuchel hat und er sich definitiv wieder in die Mannschaft spielen kann. Und auch damals kam er auf den unterschiedlichsten Positionen zum Einsatz: So spielte er in Partien wie gegen den 1. FC Köln und Manchester City im Sturm-Zentrum, gegen RB Leipzig (linker Flügel) oder Hertha BSC Berlin (offensives Mittelfeld) zeigte er ebenfalls seine Flexibilität.
Klar ist aber auch, dass Gnabry in der Vergangenheit Konstanz bei den Bayern fehlte. Oft hatte er mit Leistungsschwankungen zu kämpfen – so hatte er auch letzte Saison Phasen, in denen er über Wochen hinweg nicht überzeugen konnte und im Münchner Spiel praktisch nicht stattfand. In diesen Abschnitten wirkte Gnabry oft ratlos und es kam nicht wirklich das Gefühl auf, dass er das Ruder im FCB-Spiel rumreißen würde.
Diese Phasen darf er sich in der jetzigen Situation nicht erlauben – dafür ist seine Konkurrenz zu stark. Nicht nur Sané und Coman konnten sich nämlich bis dato in den Fokus spielen, auch Shootingstar Mathys Tel wurde oft von der Bank auf den linken Flügel eingewechselt und wusste dort direkt zu überzeugen. Der Konkurrenzkampf dürfte bei den Bayern daher vor allem in der Offensive nun so richtig an Fahrt aufnehmen. Und vor allem gilt es „Biss zu zeigen“, wie Thomas Tuchel sagte – eine Eigenschaft, die Gnabry nicht immer über die volle Strecke zeigte.