Kampf mit unvollständigem Kader: Tuchels Zwischenbilanz beim FC Bayern
Als Thomas Tuchel das Ruder beim FC Bayern übernahm, waren die Erwartungen hoch und die Aufgabenliste lang – in seinem ersten halben Jahr lief jedoch nicht alles mit den Münchnern glatt. In der aktuellen Spielzeit konnte der 50-Jährige hingegen schon erkennbare Fortschritte markieren, andere Baustellen bleiben noch offen. Denn selbst der richtige Trainer steht vor Herausforderungen, wenn der Kader unvollständig ist. Von der Spielerentwicklung bis hin zu den Herausforderungen eines unvollständigen Kaders – das ist die Zwischenbilanz von Thomas Tuchel beim FC Bayern München.
Die bislang neunmonatige Amtszeit von Thomas Tuchel in der bayerischen Landeshauptstadt hatte ihre Höhen und Tiefen. So legten die Bayern einen glücklichen, jedoch wenig überzeugenden Saisonabschluss unter dem 50-Jährigen hin. Die aktuelle Saison hingegen bietet bereits einige Ansätze, die den FCB-Fans Hoffnung machen können, andere Baustellen bleiben seit geraumer Zeit bestehen.
Tuchels Defensive: Strukturiert, organisiert – und dennoch mit Aussetzern
Eine Kritik, die sich Thomas Tuchel in der bisherigen Saison des Öfteren gefallen lassen musste: Es sei keine klare Handschrift zu erkennen. Blickt man aber auf den Verlauf der Hinrunde, so wird deutlich, dass der 50-Jährige schon an einigen Stellschrauben gedreht hat und sein Team eine durchaus positive Entwicklung nimmt.
Der Champions-League-Sieger von 2021 konnte (trotz der dünnen Personaldecke) die Defensive der Münchner nach anfänglichen Schwierigkeiten enorm stabilisieren und mit der Zeit eine eingespielte Viererkette formieren, die sich in der Summe nur wenige wirkliche Ausrutscher wie gegen Eintracht Frankfurt leistete.
Tuchel ist bereits in der Vergangenheit ein Trainer gewesen, der gleich zu Beginn viel Wert auf die Arbeit gegen den Ball legte, was durchaus öfter eher unkonventionellen Offensiv-Fußball zur Folge hatte. Alleine die Statistiken belegen, dass der FCB-Coach deutlich mehr Routine, Sicherheit und Organisation in die Münchner Viererkette brachte.
Und das, obwohl er mit einem wirklich dünnen Kader arbeiten musste, Spieler wie Leon Goretzka phasenweise in der Innenverteidigung ranmussten sowie Minjae Kim und Dayot Upamecano bei weitem nicht über die volle Hinrunde bei 100 Prozent waren. Hier muss man klar sagen: Tuchel hat mit diesem unvollständigen Team das Maximum aus der Defensive herausgeholt.
Gleichzeitig muss man aber auch erwähnen, dass sich die Bayern in der Defensive immer wieder Aussetzer erlaubten – neben dem Frankfurt-Spiel muss hier auch das Pokal-Aus in Saarbrücken oder die Partie bei Galatasaray Istanbul erwähnt werden, wo man auffällig schnell unter die Räder kam und auch im Spielaufbau keine wirklichen Lösungen unter Druck fand. Auch zuletzt wurde gegen den VfL Wolfsburg deutlich, dass die Bayern bei hoch pressenden Gegnern schnell die Struktur verlieren. Tuchel wird diese Spiele definitiv im Winter zum Anlass nehmen, um noch Stabilität in die Verteidigung zu kriegen.
Tuchels Spielweise und sein Offensiv-Fußball: Zwischen famos und farblos
Blickt man auf das Offensivspiel der Bayern unter Thomas Tuchel, so wird deutlich: In Phasen zeigen die Münchner herausragenden und spektakulären Fußball wie gegen den BVB, den VfB Stuttgart oder den SC Freiburg, auf der anderen Seite wirkt die Spielweise trotz der zahlreichen Top-Stars aber noch sehr ergebnisorientiert und zum Teil farblos.
Klar ist dabei, dass die Offensive noch immer dabei ist, Harry Kane kennenzulernen – der Engländer ist ein ganz anderer Spielertyp, als es ein Robert Lewandowski beim deutschen Rekordmeister war. Deutlich wurde auch, dass man inzwischen sehr abhängig von Jamal Musiala geworden ist. Sobald der 20-Jährige den Bayern fehlt verliert, das FCB-Spiel deutlich an Geschwindigkeit und Explosivität. In der Folge hatte man vor allem zuletzt, als Musiala über mehrere Spiele fehlte, eine kleine Flaute vor dem Tor. Gegen Köln konnte man “nur” einen Treffer erzielen, blieb gegen Kopenhagen torlos und kam in Frankfurt ebenfalls nur zu harmlosen Torannäherungen (Musiala hier mit 19 Spielminuten).
Dennoch ist hervorzuheben, dass die Tuchel-Offensive ein unheimliches Gespür für die unterschiedlichen Phasen im Spiel bekommen hat. Man verliert nie die Geduld, begeistert nicht selten mit attraktivem Konterfußball und vor allem: Auch wenn die Bayern mal unter die Räder kommen (Auswärtsspiele in Istanbul, Kopenhagen, Leipzig) bleibt man verdammt abgebrüht vor dem Tor und verlässt sich auf die Offensivqualitäten.
Das führt zur Schlussfolgerung, dass die Münchner unter Thomas Tuchel auch in Sachen Mentalität einige Schritte nach vorne gemacht haben. Partien, die man in der Vergangenheit unter Julian Nagelsmann noch aus der Hand gab, entscheidet der amtierende deutsche Meister inzwischen für sich. Im Rückspiel gegen Manchester United zeigten die Bayern deutlich, was für eine eingeschworene Mannschaft sie bereits jetzt sind – ein Fakt, der in der kommenden entscheidenden Phase der Saison noch wichtig werden kann. Und vor allem eine Tatsache, die für den Trainer spricht.
Tuchels Herausforderungen: Mehr Konstanz, Attraktivität in der Offensive, Holding Six
Woran muss Thomas Tuchel nun also intensiv arbeiten? Zum einen ist der gebürtige Schwabe darauf angewiesen, dass die FCB-Verantwortlichen den Kader verstärken werden. In der Innenverteidigung, auf der Rechtsverteidiger und im zentral defensiven Mittelfeld soll (und muss) sich etwas tun. Anschließend muss Tuchel, möglicherweise beim Trainingslager im Januar, die neuen Spieler gut ins Team einbinden und eine große Frage klären: Wer soll die Rolle der Holding Six einnehmen?
Denn insbesondere auf der Sechser-Position konnte der 50-Jährige noch keinen Spieler finden, der für Stabilität und Ruhe sorgt sowie Leader-Qualitäten mitbringt. Sollten die Bayern hier jemanden holen, muss der Bayern-Coach sehen, ob diese Neuverpflichtung das Zentrum besetzt oder ob er es mit bereits vorhandenem Personal (Joshua Kimmich, Alexandar Pavlovic) auf der Sechs versucht.
In der Offensive erhofft man sich sicherlich noch mehr Leistungen wie gegen Borussia Dortmund, wo die Gegner förmlich an die Wand spielt und den attraktiven Angriffsfußball spielt, den man an der Isar gewohnt ist.
Essenziell wird zudem sein, dass die Münchner Aussetzer wie in Saabrbücken oder Frankfurt abstellen und mit noch mehr Konstanz auffallen. Für Thomas Tuchel wird diese Komponente deutlich leichter fallen, wenn er einen breiteren und fiteren Kader zur Verfügung hat.
Alles in allem kann man aber sagen, dass Tuchel sowohl sportlich als auch in Sachen Kommunikation einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Vor allem in der Champions League wird sich zeigen, wo die Bayern wirklich stehen und zu was sie in der Saison im Stande sind. Sollte man hier überzeugen, so scheint es durchaus möglich, dass man in der Chefetage des deutschen Rekordmeisters über eine Tuchel-Vertragsverlängerung über 2025 hinaus nachdenken wird.
Was ist mit Euch los, das wäre ein guter Transfer.
Die Analyse kann man so unterschreiben. 👍
Grundsätzlich kann man das so stehen lassen, dass die Entwicklung eher positiv zu bewerten ist und man so langsam eine Spielidee von Tuchel sehen kann. Allerdings würde ich weniger von einem unvollständigen Team, sondern vielmehr von einem zu dünnen Kader sprechen. Die ersten 11-13 Spieler sind aus meiner Sicht absolut auf internationalem Top-Niveau, auch wenn der ein oder andere aktuell nicht sein Leistungsmaximum erreicht – gerade hier muss aber auch Tuchel als Trainer liefern und neue Spieler im Winter bedeuten nicht immer auch direkt eine bessere erste Elf.
Was die Kommunikation von Tuchel betrifft, hat er aus meiner Sicht aber des Öfteren überhaupt keinen guten Eindruck hinterlassen: Das Infragestellen der eigenen Spieler wie De Ligt oder Goretzka vor der Saison war unnötig und die Reaktion auf die nervenden Kommentare von Didi und Lothar sehr unsouverän. Da hat er sich oftmals und unnötig selbst Unruhe in die Mannschaft gebracht.
Wie von fcbinside gewohnt, ist bei diesem Artikel also natürlich wieder sehr viel eigene Meinung des Verfassers dabei, aber Tuchel hat sich in den letzten Wochen dann doch noch gut gefangen, nachdem er zwischenzeitlich nicht gerade fest im Sattel saß…
Bayern hat bisher gar nichts und sehe ich auch nicht ansonsten müssten neue Spieler schon da sein Bayern hat 2. Januar öffentliches Training und kein einziger neuer Spieler ist da sind sogar Kim und mazraoui weg. Wenn sie erst wieder Mitte oder Ende Januar kommen dann kann Bayern es sein lassen dann bringen sie auch nichts mehr
Dieser Trainer ist noch nicht 100% angekommen und dieser Trainer hat die Mannschaft noch nicht hinter sich versammeln können.
Erst Holding six
Jetzt de ligt teuer ersetzen wollen
Und ich hab mich schon gewundert warum plötzlich so viele Gerüchte um de Ligt auftauchen. Sein Berater wird ihn auf dem Markt angeboten haben, weil de Ligt und Tuchel sich offenbar nicht verstehen.
Und unsere Abwehr ist immer so sch.eiße. Tuchel hatte Glück dass neuer sie etwas stabilisieren konnte, weil er fußballerisch und organisatorisch überragend ist.
Ich bin weiterhin skeptisch ob Tuchel wirklich den fc Bayern kann.
Tuchel braucht alternativen es kann nicht immer sein das ein Goretzka Innenverteidiger spielen muss weil upa und de ligt gesperrt oder verletzt sind und Kim beim Asien Cup ist und sich hoffentlich nicht verletzt. Wenn Tuchel walten und Schalten dürfte wie er wollte könnte er mehr aus dieser Mannschaft holen und das Holding six Problem haben wir nicht erst diese Saison und die Baustelle Innenverteidigung haben sich die Bayern selbst aufgemacht pavard hätte zum Ende der letzten Saison schon gesagt er will wechseln und stani abzugeben war der größte Fehler vor allem weil kein Ersatz da war.
Wenn araujo und Palhinha für 160mio€ kommen, und kimmich und de Ligt dafür gehen. Ja dann hoffe ich schwer für Tuchel dass die Mannschaft dann wirklich geilen Fußball spielt.
Wenn araujo und Palhinha für das Geld kommen, wird’s im Kader krachen. Jede Wette. Tuchel spielt mit dem Feuer.
Araujo will lieber bei Barcelona bleiben als zu Bayern zu gehen was wollen wir mit so einem Spieler der keine Ambitionen hat Titel zu gewinnen
Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass der FCB 100 Mio. für Araujo auf den Tisch packt?!!! Außerdem ist noch gar nicht raus, was mit Kimmich und De Ligt passiert. Die Namen geistern hier durch die Presse, genauso wie zig andere Namen. Über irgend etwas müssen die Medien ja berichten in der Bundesliga freien Zeit.
@Rabi
So schauts aus!
Wir haben einen viel zu kleinen Kader, was angesichts unserer ambitionierten Ziele fahrlässig ist.
Aber das hat nicht Tuchel zu verantworten.
Angesichts der Umstände macht Tuchel das bisher überragend.
Ein sehr sachlicher und zutreffender Artikel.
Vielleicht wäre Olmo ein guter defensiver 6er für München. Hoijberg ein alter bekannter wäre auch gut.abwarten
Olmo ein 6er? In welcher Welt?
Bayern 49 Tore
Leverkusen 46 Tore
Leverkusen soll ja “die”Übermannschaft Europas sein
tolle Offensive usw…
unsere Jungs ein klägliches Häufchen Elend…wenn man manchen schmierfinken glauben würde
in diesem Sinne frohes Neujahr
Das 5 zu 0 in Frankfurt zeigte, ein Neuer Torwart, RV und ein 6er muss her sonst sind die Ziele in Gefahr. Neuer hat die Abwehr nicht stabilisiert sondern bringt in einigen Spielen Unruhe rein, er ist nur stark wenn kein Torschuss kommt. Bayern braucht einen herausragenden Torwart und nicht Neuer.