Offenes Interview von Ex-Bayern-Star Lell: „Gewalt, Alkohol und Missbrauch“

Sebastian Mittag

Christian Lell hat in einem offenen Interview über die dunklen Kapitel seines Lebens gesprochen und dabei tiefe Einblicke in seine Vergangenheit gegeben.

Der ehemalige Profi des FC Bayern, der während seiner aktiven Zeit immer wieder durch Skandale auffiel, sprach bei Welt TV über persönliche Abgründe. „Es war ein sehr unbewusstes Verhalten in einer Angst. Ich habe versucht, den Halt im Außen zu suchen“, erklärte der heute 41-Jährige: „Das hat sich aufsummiert und in der Depression gemündet, die mich in eine sehr lebensmüde Phase geführt hat.“

Die Ursachen für diese Entwicklung sieht Lell in seiner schwierigen Kindheit. „Ich bin in einem sehr konfliktbehafteten Elternhaus mit Gewalt, Alkohol und Missbrauch aufgewachsen“, berichtete der ehemalige Außenverteidiger. „Der Fußball war für mich der sichere Hafen und das Entfliehen aus einem Umfeld, das sehr konfliktbehaftet war.“ Der Sprung in die Jugend des FC Bayern habe ihm damals eine Perspektive eröffnet, doch auch als Profi konnte er nicht alle inneren Verletzungen hinter sich lassen. Immer wieder geriet er mit Eskapaden in die Schlagzeilen, was seiner sportlichen Karriere schadete.

Lell: Verpasste Chance Nationalmannschaft

Heute blickt Lell reflektierter auf jene Zeit zurück. „Aus dieser Grenzerfahrung habe ich von der Angst in die Liebe, in die Reflexion und in die Akzeptanz zurückgefunden und mich so in ein neues Leben zurückentwickelt“, sagte der frühere Junioren-Nationalspieler. „Ich habe professionelle Hilfe gesucht, an mir gearbeitet. Das war die Starthilfe.“

Christian Lell
Foto: IMAGO

Lell beschreibt, dass er sich erst durch diesen Prozess aus alten Mustern lösen konnte. Die damaligen Fehler sieht er heute als wichtigen Teil seines Weges: „Mit dem heutigen Wissen und Bewusstsein nehme ich die damalige Zeit als Teil dieser Reise wahr. Ich bin heute dankbar, dass ich diese Grenzerfahrung machen durfte, um den Schritt zu mir selbst gefunden zu haben.“

Doch die Konsequenzen seiner Fehltritte waren groß. Lell erinnerte sich an eine verpasste Chance, für die A-Nationalmannschaft zu spielen: „Uli Hoeneß meinte zu mir, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann ihn angerufen hätte und mich für den DFB-Kader einladen würde. Aber dann habe ich für irgendeinen Skandal gesorgt und der Anruf blieb aus.“

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