Nach starkem Saisonstart: Kovac formt BVB zum Bayern-Jäger

Vjekoslav Keskic

Borussia Dortmund zeigt sich nach dem gelungenen Saisonstart so selbstbewusst wie lange nicht mehr. Spätestens seit dem 1:0-Erfolg über den VfL Wolfsburg ist zu spüren, dass die Mannschaft unter Niko Kovac eine neue Haltung entwickelt hat.

„Wichtig ist, an den Bayern dranzubleiben“, erklärte Rückkehrer Nico Schlotterbeck nach seinem Comeback am „DAZN“-Mikrofon. „Man ist ja schließlich in Dortmund, um was zu gewinnen.“ Schon in der Vorwoche hatte Angreifer Maximilian Beier die Richtung vorgegeben: „Unser Ziel ist, Meister zu werden.“ Klare Worte, die verdeutlichen: Der BVB hat seinen Anspruch neu definiert.

Sportdirektor Sebastian Kehl, der im Sommer aufgrund seiner Zurückhaltung auf dem Transfermarkt in der Kritik stand, sieht sich durch den Saisonstart bestätigt. Mit zehn Punkten aus vier Spielen grüßt Dortmund vom zweiten Tabellenplatz – nur zwei Zähler hinter Spitzenreiter FC Bayern.

Kovac bringt neuen Spirit – und defensive Stabilität

Niko Kovac
Foto: IMAGO/Jan Huebner | Foto: IMAGO/Jan Huebner,

Trainer Niko Kovac hat es geschafft, innerhalb weniger Monate einen spürbaren Mentalitätswandel einzuleiten. Mit einer klaren Ansprache nach innen und außen, gepaart mit der Einführung einer stabilen Dreierkette, hat er den Schwarz-Gelben ein neues Gerüst gegeben. „Ich weiß nicht, ob er irgendwas getrunken hat in der Halbzeitpause, was ihm nicht ganz bekommt. Das werde ich ihm schon austreiben“, sagte Kovac scherzhaft bei Sky über Beiers forsches Titelbekenntnis – und bewies damit, wie geschickt er den neuen Ehrgeiz kanalisiert.

Die Resultate sprechen für sich: Ein 3:0 gegen Union Berlin, ein 2:0 gegen Heidenheim und zuletzt das 1:0 gegen Wolfsburg zeugen nicht von Glanz, wohl aber von Souveränität. Der BVB wirkt gereift, in der Lage, enge Spiele über die Zeit zu bringen und die Null zu halten.

Einziger Makel bleibt bislang der spektakuläre, aber bittere Fehlstart mit dem 3:3 gegen St. Pauli sowie das wilde 4:4 gegen Juventus Turin in der Champions League. In solchen Momenten wird sichtbar, dass Dortmund den nächsten Schritt im „Erwachsenwerden“ noch gehen muss. „Das gehört dazu“, erklärte Torhüter Gregor Kobel nüchtern.

Mit Blick auf den aktuellen Spielplan wird man in den kommenden Wochen noch zahlreiche Gelegenheiten erhalten, um dies zu beweisen. Unmittelbar nach der Länderspielpause steht der Klassiker gegen den FC Bayern an.

Neuzugänge als Trumpfkarte für den Herbst

Bemerkenswert: Gegen Wolfsburg stand keiner der Sommer-Neuzugänge in der Startelf. Für Kehl ist das kein Problem, sondern ein Beleg für die Tiefe im Kader. Spieler wie Jobe Bellingham, Carney Chukwuemeka, Fábio Silva oder Leihgabe Aarón Anselmino könnten in den kommenden Wochen zu wichtigen Faktoren werden – eine komfortable Situation in Zeiten englischer Wochen.

Ob der BVB schon reif für den Meistertitel ist, bleibt fraglich. Angesichts der Dominanz des FC Bayern dürften die Trauben für den großen Wurf noch zu hoch hängen. Doch eines ist klar: In der Rolle des Bayern-Jägers ist Borussia Dortmund längst angekommen. Mit neuem Selbstbewusstsein und klaren Ansagen geht Schwarz-Gelb die Saison an – und die Münchner wissen, dass sie den Rivalen nicht unterschätzen dürfen.

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