Lennart Karl sorgt derzeit für viel Aufsehen beim FC Bayern – und das mit einem körperlichen Merkmal, das im modernen Fußball oft als Nachteil gilt. Der 17-Jährige ist mit 1,68 Metern der kleinste Spieler im Bayern-Kader – doch genau das ist sein größter Vorteil. Ein Sportwissenschaftler erklärt, warum Karl den „Messi-Vorteil“ besitzt.
Der Offensiv-Youngster hat sich in Rekordzeit in die Herzen der Fans gespielt. Nach seinem Traumtor gegen Brügge in der Champions League und dem Treffer in Gladbach steht fest: Karl ist kein Zufall, sondern eine echte Entdeckung. Seine Bewegungen sind schnell, präzise, kaum berechenbar – und erinnern viele Beobachter an Lionel Messi in seinen besten Jahren.
„Ein kleiner Körper ist auf dem Flügel besser“
Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt im Gespräch mit BILD, warum gerade kleinere Spieler wie Karl so gefährlich sind: „Ein kleiner Körper ist gerade auf dem Flügel besser. Kleine Spieler sind wendiger, haben eine engere Ballführung und machen kürzere, schnellere Schritte. Sie können meist besser dribbeln und haben einen engeren Bewegungsradius.“
Damit hat Karl – wie einst Lionel Messi (1,70 m) – einen natürlichen Vorteil im Dribbling. Sein tiefer Körperschwerpunkt erlaubt ihm blitzschnelle Richtungswechsel und explosives Abbremsen. Diese Fähigkeit machte sich der Bayern-Youngster bereits in der Königsklasse zunutze, als er beim 1:0 gegen Brügge mehrere Verteidiger stehen ließ, bevor er den Ball unter die Latte jagte.
Froböse erkennt in Karl sogar eine Parallele zum argentinischen Weltstar: „Bei Lennart Karl sehe ich große Ähnlichkeiten zu Messi, gerade beim Dribbling. Solche Spieler kommen durch die kleinste Lücke. Ihr tiefer Körperschwerpunkt ist effizienter, wenn man abrupt abbremst und wieder beschleunigt.“
Karl profitiert auch mental vom „Floh“-Effekt
Der Sportwissenschaftler sieht in der Körpergröße nicht nur einen physischen, sondern auch einen psychologischen Vorteil. „Kleine Spieler machen ihr Leben lang nichts anderes, als sich gegen Größere durchzusetzen. Das schult die mentale Stärke und sorgt für eine große Resilienz“, so Froböse.
Karl hat diesen unbändigen Willen bereits mehrfach bewiesen. Trotz seines jungen Alters und der körperlichen Unterlegenheit setzt er sich in den engen Räumen der Bayern-Offensive immer wieder durch. Die Kombination aus Beweglichkeit, Mut und Spielintelligenz macht ihn in Kompanys System so wertvoll.
Kleine Spieler, große Wirkung
Zwar sieht Froböse auch Nachteile – etwa im Zweikampf oder bei Luftduellen –, doch im Bayern-Spiel fällt das kaum ins Gewicht. Kompanys Mannschaft dominiert den Ball, agiert meist über flache Kombinationen und fordert Kreativität auf engem Raum – ein ideales Umfeld für einen Spieler wie Karl.
„Die Großen können dich körperlich wegdrücken, deshalb brauchst du Distanz und Raumgefühl. Aber kleine Spieler haben ein riesiges Repertoire an Bewegungen – sie sind dynamisch und unkalkulierbar“, erklärt Froböse.
