Hoeneß enthüllt: „Ismaik wollte zu Bayern – ich hab ihn zu 1860 geschickt“

Vjekoslav Keskic

Eine Enthüllung mit reichlich Brisanz: Uli Hoeneß hat in einer BR-Dokumentation verraten, dass er selbst eine entscheidende Rolle beim Einstieg von Hasan Ismaik beim TSV 1860 München spielte. Der Investor wollte demnach ursprünglich beim FC Bayern einsteigen – doch der damalige Präsident lehnte ab und verwies ihn kurzerhand an den Stadtrivalen.

In der BR-Dokumentation „Rise & Fall“, die sich mit dem Höhenflug und Absturz der Löwen beschäftigt, sprach Hoeneß offen über die Vorgänge aus dem Jahr 2011. „Ich wurde damals gefragt. Ich glaube, die wollten sich bei Bayern München irgendwie beteiligen. Dann habe ich gesagt: Bei uns kommt das überhaupt nicht infrage“, so der Ehrenpräsident des Rekordmeisters.

Hoeneß schickte Ismaik zu 1860

Hasan Ismaik
Foto: IMAGO/Ulrich Wagner | Foto: IMAGO/Ulrich Wagner,

Anstatt den Investor beim FC Bayern zu begrüßen, verwies Hoeneß ihn weiter – mit einer klaren Empfehlung: „Aber wenn er sich bei einem Fußballverein beteiligen will, der offensichtlich Geld braucht, soll er sich doch an Sechzig wenden.“

Gesagt, getan: Am 30. Mai 2011 unterzeichnete Hasan Ismaik den Kooperationsvertrag mit 1860 München. Damit begann eine bis heute umstrittene Ära beim Traditionsklub – mit viel Streit, gescheiterten Aufstiegsplänen und sportlichem Niedergang.

Anstatt in die Bundesliga zurückzukehren, stürzten die Löwen zwischenzeitlich bis in die Regionalliga ab. Seit 2018 spielt der Klub wieder in der 3. Liga – und kämpft Jahr für Jahr vergeblich um den Wiederaufstieg.

„In so einem Zustand kannst du keinen Erfolg haben“

Hoeneß sieht die Gründe für das anhaltende Scheitern klar im inneren Chaos der Löwen: „In so einem Zustand kannst du keinen sportlichen Erfolg haben, weil du musst an einem Strang ziehen. Natürlich gibt’s überall Streit, bei uns gibt’s auch mal Streit. Aber bei Sechzig hat man immer das Gefühl: Wenn der eine so sagt, sagt der andere so.“

Schon 2021 hatte Hoeneß seine Rolle in der Entstehung des Ismaik-Deals angedeutet. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte er damals: „Den Ismaik, also den Hamada, den hab’ ja auch ich ihnen besorgt.“ Seine Motivation? Laut Hoeneß „reine Menschenliebe“.

Dass ausgerechnet Uli Hoeneß, der über Jahrzehnte als entschiedener Gegner von Investoren im Fußball auftrat, einen Investor an den Erzrivalen vermittelte, ist eine historische Ironie. Der Versuch, den Löwen „zu helfen“, mündete letztlich in einem der turbulentesten Kapitel der 1860-Geschichte.

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