Zu wenig Rotation? Kompany-Kurs könnte noch zum Problem werden

Tim Schoster

Vincent Kompany hat beim FC Bayern schnell klare Linien gezogen. Doch genau diese Konsequenz könnte in den nächsten Monaten zur Bewährungsprobe werden.

Kompany vertraut derzeit besonders vier Leistungsträgern, die fast durchspielen: Luis Díaz (1.168 Einsatzminuten), Harry Kane (1.163), Michael Olise (1.156) und Joshua Kimmich (1.137). Selbst wenn rotiert wird, stehen diese Namen zumeist in der Startelf – zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach und auch beim 4:1 im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln. Dass Bayern alle 14 von 14 Partien dieser Saison gewonnen hat, trägt die Handschrift dieses Quartetts.

Die Frage ist, was passiert, wenn im Frühjahr Champions League, Bundesliga-Endspurt und Pokal gleichzeitig drücken. Die jüngere Vergangenheit kennt Warnsignale: In der Vorsaison fehlte Jamal Musiala im Champions-League-Viertelfinale gegen Inter, ein Jahr zuvor erwischte es Harry Kane im Halbfinal-Rückspiel in Madrid.

„In Madrid war es schon grenzwertig“, sagte der damalige Trainer Thomas Tuchel. „Wir haben es mit Spritzen und Behandlungen probiert. Der Rücken hat komplett zugemacht.“

Kompany in der Zwickmühle

Vincent Kompany
Foto: IMAGO

Alternativen sind vorhanden, aber nicht ohne Fragezeichen. Tom Bischof hat Anlagen, doch ihm fehlt Erfahrung auf K.-o.-Niveau. Serge Gnabry schwankt in Form und Verfügbarkeit. Lennart Karl bringt Tempo und Ideen, ist mit 17 Jahren aber erst am Anfang. Im Sturm konnte Nicolas Jackson bislang wenig überzeugen, während die größte Hoffnung auf Jamal Musialas baldiger Rückkehr ruht – der Offensivspieler würde sofort echte Flexibilität bringen.

Kompany steht damit vor dem klassischen Trainer-Spagat: Zuviel Rotation gefährdet Rhythmus und Punkte, zu wenig lässt die Schlüsselspieler in der Crunchtime taumeln. Entscheidend wird der Moment, in dem Konstanz und Entlastung neu austariert werden müssen – nicht im Herbst, sondern genau dann, wenn jede Minute zählt.

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