Michael Ott hat erneut scharfe Kritik an der Vereinsführung des FC Bayern geäußert. Der Jurist, der sich seit Jahren gegen umstrittene Sponsorings des Rekordmeisters engagiert, wehrt sich nach der turbulenten Jahreshauptversammlung gegen die Angriffe von Präsident Herbert Hainer und Vorstandschef Jan-Christian Dreesen – und findet dabei deutliche Worte.
Im Gespräch mit Spox erklärt Bayern-Mitglied Ott, warum er das neue Sponsoring mit Emirates für einen Fehler hält und wie ihn die Reaktionen der Klubführung enttäuscht haben. Bei der Jahreshauptversammlung vor eineinhalb Wochen hatte er in einer Rede kritisiert, dass die Fluglinie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Teil staatlicher Strukturen sei, die an Menschenrechtsverletzungen im Sudan beteiligt sind. „Es muss deutlich werden, dass es auch Bayern-Fans gibt, die so ein Sponsoring nicht unwidersprochen hinnehmen“, sagt Ott: „Der stete Tropfen höhlt den Stein.“
Doch statt Zustimmung gab es in der Halle Buhrufe – und Spott. Dreesen begrüßte ihn süffisant mit den Worten: „Herr Ott, schön, Sie wiederzusehen. Ich habe Sie letztes Jahr vermisst. Vielleicht waren Sie im Urlaub. Hoffentlich keine Flugreise.“ Ott kontert: „Grundsätzlich ist es unsachlich, den Messenger statt der Message zu attackieren. Das lenkt vom Thema ab.“
Besonders enttäuscht zeigt sich Ott von Präsident Herbert Hainer. „Der Präsident, der zur Wahl stand und den ich konkret nach seiner Meinung gefragt habe, hat sich nicht getraut, seine eigene Meinung zu äußern“, erklärt er. Hainer und seine Vizepräsidenten hätten sich „hinter Dreesen versteckt“. Außerdem habe Dreesen „an meinen Argumenten vorbeigeredet und sich in Scheinargumente geflüchtet, die das Problem gar nicht betreffen“.
Ein Hauptargument der Bayern-Verantwortlichen sei gewesen, dass der Klub internationale Konflikte nicht lösen könne. Ott hält dagegen: „Der FC Bayern kann solche Konflikte natürlich nicht lösen. Er soll die Lösung der Konflikte aber nicht behindern, indem er diesen Staaten ein reines Image verpasst. Das ist etwas völlig anderes.“ Auch das Argument, man brauche das Geld, um international konkurrenzfähig zu bleiben, lässt er nicht gelten: „Das ist ein trauriges Eingeständnis, dass die Ideale beim FC Bayern dann offenbar käuflich sind.“
Ott zeigt sich enttäuscht von Bayern-Präsident Hainer
Schließlich reagierte Hainer bei einer Veranstaltung der Münchner Abendzeitung erneut auf die Debatte – und warf Ott vor, vor allem seine „eigene Bühne“ zu suchen. Diese Aussage will der Jurist so nicht hinnehmen: „Von meinem Vereinspräsidenten überrascht und enttäuscht mich eine so billige Polemik aber. Er versucht mich zum Schweigen zu bringen mit der Begründung, ich wäre egozentrisch. Das ist ein billiger Trick.“

Ott wehrt sich gegen die Unterstellung, er wolle Aufmerksamkeit: „Wer so etwas sagt, scheint sich gar nicht vorstellen zu können, dass sich jemand aus Idealismus und ohne Hintergedanken engagieren kann.“ Er betont, sich bewusst nur zu Sponsoring-Themen zu äußern: „Ich bekomme regelmäßig Interview-Anfragen zu allen möglichen Themen. Solche Anfragen lehne ich ab, weil ich mich nicht als genereller Kritiker des FC Bayern in die Öffentlichkeit drängen will.“
Für ihn gehe es nicht um persönliche Eitelkeit, sondern um Haltung: „Ich möchte einfach nur, dass mein Verein sich so korrekt wie möglich verhält. Wir reden hier nicht über das Haar in der Suppe, sondern über das absolute Minimum, das man von jedem Partner erwarten können sollte: den Respekt von Menschenrechten.“
Otts Fazit fällt entsprechend ernüchternd aus: „Das zeigt mir, dass in Zukunft beim FC Bayern noch viel zu tun ist.“
