„Verbietet die Stehplätze“: Bayern-Boss stellt sich hinter Fan-Proteste

Tim Schoster

In vielen deutschen Stadien blieb es am 11. Spieltag ungewöhnlich still. Die Fanszene setzte damit ein klares Zeichen gegen von der Politik geplante Maßnahmen – und erhält nun Rückendeckung von höchster Stelle.

Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen hat sich offen hinter die Proteste der Fans gestellt. Beim Heimspiel gegen Freiburg blieb die Südkurve die ersten zwölf Minuten stumm – ein symbolischer Akt gegen geplante Sicherheitsmaßnahmen der Politik. Die Protestaktion hatte bundesweiten Charakter: Auch in anderen Stadien schwiegen die Kurven, aus Protest gegen personalisierte Tickets, Gesichtserkennung und pauschale Stadionverbote.

Dreesen sprach nach der Partie gegen Freiburg von einem vielschichtigen Thema, das ernst genommen werden müsse. Wie der 58-Jährige betonte, sei der geplante Umbau der Stadion-Sicherheitskonzepte ein empfindlicher Eingriff in die Fankultur: „Ich habe Verständnis dafür, wenn Fans dagegen protestieren, dass es kollektive Strafen gibt. Die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund sind in Gesprächen mit der Politik, um personalisierte Tickets zu verhindern“, erklärte er. „Wer die möchte, verbietet damit zwangsläufig die Stehplätze und auch die Fankurve.“

„Kann man damit nicht einverstanden sein“

Jan-Christian Dreesen
Foto: IMAGO

Ein besonders umstrittener Punkt ist die Idee, präventive Stadionverbote zu erleichtern. Das Bundesinnenministerium plant laut Berichten eine Neuregelung, die solche Maßnahmen auch ohne eindeutige Beweise ermöglichen würde. Dreesen machte deutlich, was er davon hält: „Es geht im Kern darum, dass aus dieser Kann-Vorschrift eine Muss-Vorschrift wird“, sagte er.

„Das ist dann in Ordnung, wenn der Täter klar überführt ist. Aber wenn es keine klare Überführung mit transparenten Beweisen gibt, dann geht es gegen eine Gruppe. Gegen diese wird dann kollektiv ermittelt. Und wenn dann Stadionverbote präventiv ausgesprochen werden müssen, kann man damit nicht einverstanden sein.“

Am vergangenen Wochenende hatten Fans von über 50 Vereinen bereits in Leipzig demonstriert. Mit Spruchbändern wie „Soll das die Zukunft des Fußballs sein?“ machten sie auf ihre Sorge aufmerksam. Der Protest kulminierte nun in einem koordinierten Schweigen zu Beginn der Bundesliga-Spiele – aus Sicht vieler Fans die drastischste Warnung vor einem Bruch mit der Kurvenkultur.

Die Debatte wird auf der Innenministerkonferenz Anfang Dezember weiter Fahrt aufnehmen. Die Fans werden sich bis dahin weiter mit voller Kraft gegen die diskutierten Maßnahmen positionieren.

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