Der FC Bayern verliert das Topduell in der Champions League beim FC Arsenal. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Für die Bayern setzte es beim 1:3 bei den Gunners die erste Niederlage der Saison. Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse:
1. Bayern war hilflos gegen Arsenals Standards
Alle hatten zuvor gewarnt, doch die Bayern waren am Ende doch hilflos gegen die Weltklasse-Standards von Arsenal. Die Setpieces, für die die Gunners in Nicolas Jover einen eigenen Coach haben, sind die gefährlichste Waffe der Londoner und das war vorher natürlich kein Geheimnis.
Im Vorfeld des Spiels hatten alle davor gewarnt, vor allem Bayern-Trainer Vincent Kompany. Am Ende ging Arsenal doch nach einer Ecke in Führung und brachte eigentlich bei allen Standards die Münchner Abwehr in ernsthafte Gefahr.
Standardsituationen sind nicht nur eine besondere Stärke von Arsenal, sondern gleichzeitig auch eine ausgemachte Schwäche der Bayern. Die vier vorangegangenen Gegentreffer vor dem 0:1 im Emirates waren ebenfalls nach Standardsituationen gefallen: Beim 2:2 in Berlin und beim 6:2 nach 0:2-Rückstand gegen Freiburg. Insgesamt kassierten die Bayern im Jahr 2025 schon elf Gegentore nach Standards, das ist der schlechteste Wert seit 2009.
Die Erklärungen der Bayern-Protagonisten nach dem Spiel in London klangen ziemlich resignativ. „Weil das einfach nicht zu verteidigen ist“, antwortete Sportvorstand Max Eberl auf die Frage nach den FCB-Problemen bei den Standards der Hausherren: „Sie machen Chaos. Und Chaos kannst du nicht verteidigen. Sie verwirren, du weißt, dass sie mit drei, vier Mann auf einer Stelle stehen werden. Aber du weißt nicht, wann oder wo.“
Kompany sagte nach dem Spiel, man wolle nicht die beste Mannschaft im November sein, sondern lieber, wenn es in den entscheidenden Spielen der Saison um Titel geht. Allerdings werden die Bayern dann vor allem in der Champions League die Standardsituationen besser verteidigen müssen.
Vielleicht geht es ja in der K.o.-Runde nochmal gegen Arsenal, die im Moment wohl die stärkste Mannschaft in Europa sind. Spätestens dann müssen sich die Bayern wirklich ein Mittel gegen die eigene Standard-Schwäche einfallen lassen.
2. Die Bayern haben ein Problem, das sie sich nicht eingestehen wollten
Es war die große Diskussion in der letzten Transferperiode der Bayern: Ist der Kader der Münchner zu dünn aufgestellt? Die Verantwortlichen entschieden sich bewusst für eine relativ kleine Gruppe und fühlten sich durch die beeindruckenden Ergebnisse der bisherigen Saison in diesem Kurs auch bestätigt.
Bayern-Patriarch Uli Hoeneß griff schon öffentlich alle an, die vor einem zu dünnen Kader gewarnt hatten. Immerhin hatten die Bayern vor Arsenal ja 18 Spiele in Folge nicht verloren und bezwangen mit dem FC Chelsea den amtierenden Klubweltmeister sowie mit PSG den amtierenden Champions-League-Sieger.
Aber ob die Kadertiefe ausreichend ist, entscheidet sich nun mal nicht zu Beginn der Saison, sondern je länger die Spielzeit dauert und wenn Verletzte zu beklagen sind. Die Bayern haben aktuell mit gar keinen neuen Ausfällen zu kämpfen, trotzdem hat das Spiel im Emirates gezeigt, dass Kompany gegen Ende der Partie gerade in der Offensive nicht mehr richtig nachlegen konnte.
In Rückstand konnte er mit Nicolas Jackson nur einen Offensivspieler bringen, ansonsten kamen Tom Bischof, Leon Goretzka, Raphael Guerreiro und Minjae Kim von der Bank. So ist es schwer, nochmal für frischen Wind im Angriff zu sorgen.
Der Unterschied in der Kadertiefe zeigte sich beeindruckend bei den Einwechslungen von Arsenal-Coach Mikel Arteta: Er konnte in Noni Madueke, Gabriel Martinelli, Riccardo Calafiori, Ben White und Martin Odegaard fünf absolute Topspieler von der Bank bringen. Der dünne Kader der Bayern gibt Kompany solche Möglichkeiten nicht.
3. Neuer-Patzer häufen sich
Manuel Neuer sah beim ersten Gegentreffer durch Jurien Timber schlecht aus und patzte beim dritten Gegentor durch Gabriel Martinelli fürchterlich.
Beim ersten Gegentor nach einer Ecke irrte er ziemlich orientierungslos durch den eigenen Fünfmeterraum. In der Bundesliga hätte man wahrscheinlich über ein Foul an Neuer nachdenken können, doch auf internationalem Niveau darf man sich über den ausbleibenden Pfiff in dieser Situation auch nicht beschweren.
Beim Treffer zum 3:1 war Neuer fast bis zur Mittellinie herausgelaufen und wurde von Martinelli ausgespielt. Hier hätte er wohl im Tor bleiben müssen und erst später auf Martinelli zulaufen.
Es sind nicht die ersten Patzer von Neuer in dieser Saison, aber in einem solchen Topduell werden sie einfach knallhart bestraft. Schon beim 2:2 in Berlin sah der Bayern-Keeper zweimal nicht gut aus.
Wie immer, wenn Neuer patzt, wird auf der anderen Seite auf seine Verdienste verwiesen oder auch auf die bisherigen Leistungen der Saison. Diese waren auch grundsätzlich gut und selbst in London zeigte Neuer auch starke Paraden. Hätte er nicht gegen Bukayo Saka und Declan Rice stark gehalten, hätten die Bayern auch an anderer Stelle noch mehr Gegentore fangen können.
Trotzdem: Das Schicksal des Torwarts ist es, dass nur ein Patzer einen ganzen Wettbewerb beenden kann. So wie im Halbfinale in der vorletzten Saison, als ein Aussetzer des Keepers wohl den Einzug ins Finale kostete.
Im Frühjahr soll über einen neuen Vertrag für den dann 40-Jährigen verhandelt werden. Die Bayern müssen hoffen, dass Neuer bis dahin weitgehend ohne weitere Aussetzer bleibt.
