Erster Dämpfer der Saison: Bayern erleidet historische Pleite gegen Arsenal

Vjekoslav Keskic

Der FC Bayern hat nach 18 ungeschlagenen Pflichtspielen erstmals wieder eine Partie verloren – und das ausgerechnet beim Champions-League-Topspiel beim FC Arsenal. Das 1:3 im Emirates Stadium war ein Abend der Widersprüche: viel Ballbesitz, klare Zweikampfdominanz, fast 200 mehr erfolgreiche Pässe. Und dennoch stand der Rekordmeister am Ende mit leeren Händen da. Weil Arsenal jene Momente gewann, die das Spiel entschieden.

Die nackten Zahlen lesen sich zunächst wie ein Münchner Abend: über 60 Prozent Ballbesitz, 59 Prozent gewonnene Zweikämpfe, strukturell reifer im Aufbau, ruhiger am Ball. Doch all das verpuffte, sobald die Londoner ihre gnadenlose Zielstrebigkeit auspackten. Und genau dort lag der vielleicht entscheidende Unterschied.

Arsenal erspielte sich laut SofaScore sieben Großchancen – ein Wert, der für die Bayern wettbewerbsübergreifend seit über 400 Spielen nicht mehr erreicht wurde. Zum Vergleich: Zuletzt gelang das Real Madrid im berüchtigten Viertelfinal-Rückspiel 2017, als Cristiano Ronaldo dreimal traf und Marcelo den Deckel draufsetzte. Der FC Bayern hingegen kam auf gerade eine einzige Großchance.

Dass ein ähnlicher Wert nun wieder auftaucht, spricht Bände über die Wucht, die Arsenal in Bayerns Strafraum entwickelte – vor allem über Standards, Einwürfe und zweite Bälle. Mikel Artetas Team spielte kompromisslos auf jede Situation, die sich durch ruhende Bälle ergeben konnte. Und die Münchner fanden darauf an diesem Abend keine Antwort.

Die Offensive bleibt blass – Kane ohne Abschluss

Gleichzeitig blieb der bis dato stärkste Angriff der Champions League erstaunlich harmlos. Nur zwei Schüsse fanden überhaupt den Weg auf das Tor der Gunners. Zu wenig, um ein Spiel dieser Größenordnung zu gewinnen.

Überraschend war dabei auch der Auftritt von Harry Kane. Vor dem Spiel wurde sein herausragender Arsenal-Rekord betont – 15 Tore im Emirates Stadium, Rekordwerte in Londoner Derbys. Doch diesmal blieb der Engländer komplett ohne Torschuss. Zum ersten Mal überhaupt schloss er in einem Spiel gegen Arsenal nicht ab. Ein Sinnbild für den gesamten FCB-Abend.

Für die Gunners hatte dieser Abend zusätzlich historische Bedeutung. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren schlugen sie den FC Bayern wieder in einem Pflichtspiel. Zuletzt gelang ihnen das am 20. Oktober 2015, damals noch unter Arsène Wenger und gegen eine Guardiola-Elf mit Weltklassespielern in jeder Reihe. Mesut Özil traf damals zum 2:0 – eine Ewigkeit her.

Ein Warnschuss zur richtigen Zeit

Für die Bayern ist das 1:3 kein struktureller Kollaps, aber ein Weckruf. Die Mannschaft von Vincent Kompany hat vieles kontrolliert, aber die entscheidenden Zonen verloren. Standards, zweite Bälle, Umschaltmomente – genau dort machte Arsenal den Unterschied.

Was bleibt: die erste Niederlage der Saison, ein Abend voller Lerneffekte und die Chance zur direkten Reaktion. Die Zahlen des Spiels haben deutlich gezeigt, wo die Stellschrauben liegen – und warum die Champions League eben mit Details entschieden wird.

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