Für Alphonso Davies war der Abend gegen Sporting Lissabon mehr als nur ein Spiel – es war die Rückkehr in ein Fußballleben, das ihm über 261 Tage lang verwehrt geblieben war. Als der Kanadier in der 88. Minute eingewechselt wurde, erhob sich die gesamte Allianz Arena. 75.000 Fans feierten den Moment, den Davies mit einem stillen, aber sichtbaren Lächeln aufsog. Während er selbst kein großes Wort über seine Emotionen verlieren wollte, übernahmen das andere – und die Resonanz fiel eindeutig aus.
Joshua Kimmich fand nach dem Abpfiff deutliche Worte über die Bedeutung des Comebacks. „Er gibt uns sehr viel, sowohl auf als auch neben dem Platz. Es war schwierig für ihn, trotzdem hat er immer wieder positive Energie hereingebracht. Wie er durch die Reha gegangen ist – das ist vorbildlich, herausragend“, lobte der Vizekapitän.
In einer Phase, in der der FC Bayern sportlich wie personell auf Stabilität angewiesen ist, kommt Davis’ Rückkehr nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zur rechten Zeit.
Trainer Vincent Kompany stellte die emotionale Dimension des Moments heraus. „Das sind gute Momente für uns. Das sind die wichtigen Geschichten“, sagte er bei DAZN. Für einen Klub, der gewohnt ist zu gewinnen, sei ein solcher Comeback-Moment ein selten wertvoller Impuls. „Wenn du neun Monate weg bist, dann genießt du jedes Spiel, jeden Punkt so viel mehr. Das brauchen wir.“ Kompany erwartet Davies trotz der langen Pause „ganz stark zurück“. Der Defensivspieler habe keinen Druck, doch der Coach ist überzeugt: „Mein Gefühl ist, dass er einfach besser zurückkommt aus dieser Verletzung.“
Davies zurück im Bayern-Trikot – und wahrscheinlich stärker denn je
Auch Sportvorstand Max Eberl zeigte sich bewegt. „Es ist einfach schön für ihn, wieder seine ersten Minuten geschnuppert zu haben. So eine Reha, acht, neun Monate zu machen – das ist extrem anstrengend für den Kopf“, sagte der 52-Jährige.
Nach Hiroki Ito sei Davies der zweite Langzeitverletzte, der zurückkehrt. Im Januar soll Jamal Musiala folgen. „Dann haben wir im Grunde ja drei Neuzugänge“, ergänzte Eberl – ein Hinweis darauf, welchen Wert die internen Rückkehrer aktuell für die Münchner Planung haben.
Der 25-Jährige hatte sich am 23. März im Einsatz für Kanada schwer verletzt und einen Kreuzbandriss erlitten. Eine Verletzung, die Karrieren ins Wanken bringen kann – doch Davies wirkte in seiner kurzen Einsatzzeit frisch, fokussiert und voller Energie. Seit 2019 spielt er für den FC Bayern, im Februar verlängerte er seinen Vertrag bis 2030. 227 Pflichtspiele hat er inzwischen absolviert, doch kaum eines dürfte sich so besonders angefühlt haben wie dieses.
Für Davies war es der Abschluss einer monatelangen Reha, für Bayern ein emotionaler Gewinn – und vielleicht der Beginn eines Kapitels, das stärker werden kann als das davor. Der Flügelspieler ist zurück. Und die Freude darüber könnte kaum größer sein.