Eklatante Standardschwäche: Bayern muss sich etwas einfallen lassen

Vjekoslav Keskic

Der FC Bayern kassiert zu viele Gegentore nach Standards. Jetzt rückt Standard-Experte Aaron Danks immer stärker in den Fokus.

Die Worte von Vincent Kompany klangen nach dem 2:2 gegen Mainz 05 beinahe nüchtern. „Es ist, was es ist“, sagte der Bayern-Coach – und traf damit den Kern eines Problems, das sich beim Rekordmeister zunehmend verfestigt. Denn die Statistik ist alarmierend: Sieben der bislang elf Gegentore in der Bundesliga kassierte der FC Bayern nach ruhenden Bällen. Ein Wert, der ligaweit negativ heraussticht und intern längst die Alarmglocken schrillen lässt.

Standards werden zur Sollbruchstelle

Das Gegentor zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Mainz nach einem Freistoß passte ins Muster. Fehlende Zuordnung, zu wenig Konsequenz im Strafraum – Aspekte, die sich in den vergangenen Wochen wie ein roter Faden durchziehen. Max Eberl sprach nach der Partie von einer „ärgerlichen“ Situation und stellte bereits die Entstehung infrage. „Muss man das Foul machen?“, fragte der Sportvorstand – wohl wissend, dass stärkere Gegner solche Einladungen gnadenlos bestrafen werden.

Joshua Kimmich wurde noch deutlicher. Der Vize-Kapitän verwies auf ähnliche Gegentore gegen Arsenal, in Berlin und in Köln. Seine Analyse ist klar: weniger Standards zulassen, sie konsequenter verteidigen und insgesamt wacher sein. Denn auffällig ist auch, dass die Bayern zuletzt häufig in Rückstand gerieten. In sechs der vergangenen acht Spiele musste man zuerst einem Gegentreffer hinterherlaufen – eine Entwicklung, die Energie kostet und Spiele unnötig verkompliziert.

Aaron Danks rückt in den Fokus

Aaron Danks
Foto: IMAGO

Genau hier kommt Aaron Danks ins Spiel. Der 42-Jährige gilt im Trainerteam von Vincent Kompany als ausgewiesener Standard-Experte. Während die Bayern offensiv bei ruhenden Bällen durchaus Akzente setzen, offenbaren sich defensiv eklatante Schwächen. Danks analysiert europaweit Trends, Muster und Abläufe – nun ist er besonders gefordert, Lösungen zu liefern, die schnell greifen.

Kompany selbst weiß um die Brisanz des Themas. Vor Wochen sprach er noch davon, zwischen System- und Einzelfehlern zu unterscheiden. Inzwischen ist die Tendenz eindeutig. „Das müssen wir besser wegverteidigen“, lautet die klare Ansage. Der Jahresendspurt ist intensiv, die Gegner werden nicht leichter – und in Europa ist die Schwäche längst erkannt.

Die Trainingswoche vor dem Auswärtsspiel in Heidenheim kommt den Bayern daher fast gelegen. Zeit, um nachzuschärfen, Abläufe zu korrigieren und Standards wieder zur Stärke statt zur Gefahr zu machen. Denn eines ist klar: Bleibt diese Schwachstelle bestehen, wird auch Kompanys Gelassenheit irgendwann an ihre Grenzen stoßen.

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