Der FC Bayern gewinnt das letzte Spiel des Jahres beim 1. FC Heidenheim. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Die Bayern gewannen souverän mit 4:0 bei den Heidenheimern. Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse:
1. Bayern trotzen beeindruckend dem Personalmangel
Bayern-Trainer Vincent Kompany musste in Heidenheim gleich ohne neun Profis auskommen: Jamal Musiala, Manuel Neuer, Sacha Boey, Konrad Laimer, Joshua Kimmich, Nicolas Jackson, Minjae Kim, Aleksandar Pavlovic und Tom Bischof waren aus verschiedenen Gründen nicht einsatzbereit. Klar: Bei einigen davon wollte man auch einfach kein Risiko eingehen, sie wären in einem K.o-Spiel in der Champions League wohl aufgelaufen. Kimmich zum Beispiel reiste sogar mit der Mannschaft nach Heidenheim, um seine Kollegen von der Bank aus anzufeuern.
Trotzdem hatte Kompany nur wenige Optionen für Wechsel, als gestandene Profis saßen nur Serge Gnabry, Alphonso Davies und Sven Ulreich auf der Bank. Doch die erste Elf ging beeindruckend mit der Situation um. Heidenheim steckt zwar im Tabellenkeller fest, doch das Team von Trainer Frank Schmidt ist durchaus in der Lage, die Großen auch mal zu ärgern. Die Bayern haben noch schlechte Erinnerungen an den April 2024, als man unter Trainer Thomas Tuchel nach 2:0-Führung noch mit 2:3 in Heidenheim verloren hatte. Seitdem hat sich aber viel getan, Kompany hat der Mannschaft eine neue Struktur gegeben. Und auch ein neues Mindset.
Nach dem Spiel verriet der Belgier, dass an der Säbener Straße am Vortag noch bis Mitternacht in den Trainerbüros die Partie vorbereitet wurde. Man wollte nicht in die Falle tappen, das letzte Spiel vor der Winterpause im Vorbeigehen bestreiten zu wollen. Das ist den Bayern gelungen. Das Spiel wurde hochseriös gewonnen, die Münchner spielten von Beginn an konzentriert und nahmen die potenziell unangenehme Aufgabe bei Eiseskälte in Heidenheim ernst.
Die Bayern haben eine hochdominante erste Saisonhälfte gespielt, beim FC Arsenal gab es die einzige Niederlage der bisherigen Spielzeit. Die kurze Winterpause war schon vor dem letzten Duell mit Heidenheim verdient gewesen. Nach dem deutlichen Sieg unter schweren Bedingungen können die Bayern-Stars die kurze Unterbrechung jetzt aber besonders genießen.
2. Kompany gibt den Entwicklungshelfer
Die Durchlässigkeit vom Bayern-Campus in die erste Mannschaft war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema. Die Bosse erwarteten sich mehr Ergebnisse in der Nachwuchsförderung. Aleksandar Pavlovic nutzte seine Chance schon unter Kompany-Vorgänger Tuchel. In dieser Saison gab es dann den kometenhaften Aufstieg von Lennart Karl, der in Heidenheim schon wieder in der Startelf stand.
Die FCB-Verantwortlichen finden immer mehr Geschmack an diesem Modell: Vor der Saison war ein möglicher 150-Millionen-Euro-Transfer von Florian Wirtz nach München das große Thema – jetzt hat man mit Karl einen jungen deutschen Bald-Nationalspieler in den Reihen, der aus dem eigenen Nachwuchs kam.
Beim Rekordmeister will man den neuen Jugendstil weiter pflegen und Kompany arbeitet daran fleißig mit. In Heidenheim schenkte er gleich zwei Talenten aus dem Campus ihr Bundesligadebüt: Der 18 Jahre junge Mittelfeldspieler David Santos Daiber wurde in der 72. Minute eingewechselt.
In der Nachspielzeit kam dann noch Cassiano Kiala: Mit 16 Jahren und 344 Tagen ist er der zweitjüngste Spieler, der jemals für den FC Bayern in einem Bundesligaspiel zum Einsatz kam – nur Paul Wanner, der mit 16 Jahren und 15 Tagen debütierte, war noch jünger. Kiala traut man an der Säbener Straße viel zu, er soll sogar das Zeug zum Stammspieler in der Innenverteidigung haben und mit einem langfristigen Profivertrag ausgestattet werden. Mit seinem Debüt in Heidenheim könnte die nächste Lennart-Karl-Story bei den Bayern begonnen haben.
3. Stanisic setzt dickes Ausrufezeichen
Nach der Rückkehr von Alphonso Davies und Hiroki Ito haben die Bayern ein Überangebot auf den Außenverteidigerpositionen. Davies war vor seinem tragischen Kreuzbandriss mit einem langfristigen Top-Vertrag ausgestattet worden, er soll auch in Zukunft eine Säule der Mannschaft sein. Wenn alle fit sind, ist Ito sein Backup auf der linken Außenbahn.
Hier halfen zuletzt auch die Allrounder Konrad Laimer und Josip Stanisic aus. Raphael Guerreiro kann ja ohnehin eigentlich überall spielen, aber war auch ein Kandidat für die linke Abwehrseite. Laimer ist nach seinen starken Leistungen in der ersten Saisonhälfte aktuell die erste Wahl auf der rechten Seite. Sacha Boey war hier auch mal eingeplant, hatte seinen letzten Einsatz aber am 1. November. Er könnte die Bayern in der Winter-Transferperiode verlassen, Crystal Palace aus der Premier League soll Interesse haben.

Bleibt noch Josip Stanisic. Das Eigengewächs aus dem Münchner Nachwuchs, der bei seiner Leihstation in Leverkusen gleich Deutscher Meister mit der Werkself wurde, spielte bisher auch eine solide Saison. Die Konkurrenz für ihn ist groß im Münchner Kader. Innenverteidiger kann der 25-Jährige auch spielen, doch hier sind Dayot Upamecano und Jonathan Tah gesetzt.
In Heidenheim setzte Stanisic vor der Winterpause aber nochmal ein dickes Ausrufezeichen. Den kroatischen Nationalspieler muss man weiter auf dem Zettel haben. Das 1:0 der Bayern köpfte er selbst, den Flugkopfball von Luis Diaz zum 3:0 bereitete Stanisic fein vor. Immer wieder schaltete sich der kroatische Nationalspieler dynamisch mit nach vorne ein und überzeugte in der Defensive mit konsequenter Zweikampfführung. Wenn Stanisic dieses Niveau hält, wird er sicher weiter seine Einsätze bekommen – trotz der großen Konkurrenz.
