Nach Monaten zwischen Kritik, Druck und internen Nebengeräuschen zieht Max Eberl beim FC Bayern ein erstaunlich positives Zwischenfazit. Der Sportvorstand hat sich stabilisiert – sportlich wie persönlich. Und Vincent Kompany spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Als der FC Bayern mit einem souveränen 4:0-Erfolg beim 1. FC Heidenheim in die Weihnachtspause ging, war es nicht nur sportlich ein perfekter Jahresabschluss. Auch für Max Eberl bedeutete dieser Abend mehr als drei Punkte. Der Sportvorstand des Rekordmeisters blickte spürbar erleichtert, fast schon zufrieden auf ein Jahr zurück, das für ihn persönlich kaum hätte turbulenter verlaufen können.
Seit dem 1. März 2024 ist der gebürtige Niederbayer Sportvorstand des FC Bayern. 22 Monate, die sich an der Säbener Straße deutlich länger anfühlen dürften. Zwischen Trainerfindung, Transferdruck, Vertragsverhandlungen und internen Machtspielen stand Eberl im Sommer zeitweise massiv unter Beobachtung. Geplatzte Transfers wie Florian Wirtz oder Nick Woltemade, die holprige Kommunikation rund um Thomas Müller und öffentliche Kritik von Klub-Patron Uli Hoeneß ließen seine Position wackeln.
Doch pünktlich zum Jahresende hat sich das Bild gedreht. Sportlich läuft es für die Bayern nahezu ideal, und Eberl profitiert davon – nicht zuletzt, weil zentrale Entscheidungen inzwischen aufgehen.
Kompany als Schlüssel zur sportlichen Beruhigung
Der wichtigste Faktor dieser Entwicklung trägt den Namen Vincent Kompany. Eberl war es, der den Belgier trotz erheblicher Skepsis installierte. Ein Risiko, das sich ausgezahlt hat. Nach frühen Rückschlägen in der Champions League und im DFB-Pokal lernte die Mannschaft sichtbar dazu, stabilisierte sich und entwickelte eine klare Identität.
Eberl selbst wirkte im vergangenen Winter noch wie ein Manager im Dauerstress, gefangen zwischen Erwartungshaltung und Ergebnisdruck. Heute spricht er deutlich gelassener. Nach dem Sieg in Heidenheim schwärmte er von herausragenden Quoten, intensiven Spielen und einer Mannschaft, die sich sichtbar weiterentwickelt habe. Vor allem der Eindruck, dass Kompany und Team aus Niederlagen gelernt haben, dürfte für ihn eine Genugtuung sein.
Transfers, Campus und eine neue Handschrift

Auch auf dem Transfermarkt hat Eberl zuletzt Boden gutgemacht. Verpflichtungen wie Jonathan Tah, Luis Díaz und Tom Bischof erwiesen sich als Volltreffer. Gleichzeitig wurde der Fokus stärker auf den eigenen Campus gelenkt – teils aus Überzeugung, teils aus finanzieller Notwendigkeit. Der Durchbruch von Lennart Karl kam schneller als erwartet, passte aber perfekt zur neuen Linie.
Die Klub-WM, ursprünglich kritisch beäugt, entwickelte sich zudem zu einem unerwarteten Katalysator. Das mehrwöchige USA-Camp stärkte den Teamgeist und erleichterte die Integration neuer Spieler. Auch hier sammelte Eberl intern Pluspunkte, indem er den wirtschaftlichen Nutzen mit sportlicher Entwicklung verband.
Auffällig ist zudem, wie sehr Eberl inzwischen die Wir-Form betont. Entscheidungen seien Entscheidungen des Vereins, Erfolge Teamleistungen. Das ist nicht nur Rhetorik, sondern Ausdruck eines Rollenverständnisses, das sich sichtbar gewandelt hat. Der Sportvorstand wirkt gefestigter, weniger getrieben, näher an der Mannschaft.
Dass das anstehende Wintertransferfenster ruhig verlaufen soll, passt ins Bild. Neuzugänge sind nicht geplant, mögliche Abgänge nur dann ein Thema, wenn Spieler aktiv darauf drängen. Stillstand bedeutet das für Eberl dennoch nicht. „Ich muss für Vinnie erreichbar sein“, sagte er – ein Satz, der viel über die neue Arbeitsweise verrät.
Die enge Abstimmung mit Kompany ist inzwischen zum Fundament geworden. In den täglichen Gesprächen geht es längst nicht mehr nur um das Hier und Jetzt, sondern um die große Perspektive.
Eberl hat beim FC Bayern eine persönliche Wende geschafft. Vom angezählten Manager zum stabilen Gestalter. Der Weg war steinig, die Ruhe trügerisch – aber genau darin liegt die größte Leistung dieses Jahres.
