Alphonso Davies hat beim FC Bayern einen langen Leidensweg hinter sich. Nach mehr als acht Monaten Zwangspause feierte der Linksverteidiger kürzlich sein Comeback – kurz, aber emotional. Beim 3:1-Erfolg in der Champions League gegen Sporting Lissabon stand der Kanadier zwar nur wenige Minuten auf dem Platz, doch für ihn bedeutete dieser Moment enorm viel.
Nach dem Spiel hatte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen den Einsatz als ein „kleines, vorzeitiges Weihnachtsgeschenk“ für Davies bezeichnet, Trainer Vincent Kompany sprach von einer „wichtigen Geschichte“. Nun hat der 25-Jährige selbst darüber gesprochen, wie schwer die Zeit abseits des Rasens für ihn wirklich war.
Im Interview mit dem Bayern-Mitgliedermagazin 51 gewährte Davies sehr persönliche Einblicke in seine Reha-Phase nach dem Kreuzbandriss. Vor allem mental sei die Verletzung eine große Herausforderung gewesen. „Mental war die Heilung härter als körperlich“, erklärte Davies und beschrieb die zermürbende Ungewissheit während der monatelangen Pause: „Nicht genau zu wissen, wie lange du raus bist. Nicht spielen zu können. Jeden Tag dasselbe tun zu müssen… Irgendwann wird dein Geist müde und sagt: Ich will nicht mehr.“
Davies kämpfte sich aus mentalem Tief
Der kanadische Nationalspieler räumte offen ein, dass es Momente gab, in denen ihn die Situation an seine Grenzen brachte. Entscheidend sei jedoch gewesen, wie er darauf reagierte. „Ich sagte mir: Ich kann hier sitzen und mich schlecht fühlen – oder ich kann positiv bleiben und kämpfen. Und das tat ich“, schilderte Davies seinen inneren Wendepunkt. Für ihn stand fest: „Ich wusste: Jammern bringt nichts.“
Rückblickend habe ihn diese Phase vor allem eines gelehrt: Geduld. Eine Eigenschaft, die er in seiner bisherigen Karriere kaum gebraucht habe, die ihm nun aber half, den Blick zu schärfen – nicht nur auf den Fußball, sondern auch auf sich selbst.
Der lange Ausfall habe ihm letztlich „die Augen geöffnet“, erklärte der Bayern-Profi. „Immer nur zuschauen zu können, nicht mitspielen zu können, Woche für Woche – das hat mir die Augen geöffnet. Vielleicht musste ich einen Schritt zurücktreten, um das große Bild zu sehen“, sagte Davies.

Mit Blick auf die Rückrunde und die anstehende Heim-WM will der Linksverteidiger nun wieder voll angreifen und sich seinen Stammplatz beim FC Bayern zurückerobern. Dabei geht er mit einer veränderten Haltung auf den Platz. „Ich weiß jetzt, dass ich nichts für selbstverständlich nehmen kann“, betonte er.
Und weiter: „Wenn ich heute auf dem Rasen bin, gebe ich noch mehr als vor meiner Verletzung. Ich freue mich, den Sport zu spielen, den ich liebe. Mit Menschen, die ich mag. Draußen zu sein, zu kämpfen, zu gewinnen.“
