Der FC Bayern hat dank eines Last-Minute-Treffers von Kingsley Coman seine zweite Niederlage in Folge gerade noch so verhindert. Das 1:1-Unentschieden gegen den FC Salzburg fühlt sich dennoch nicht wie ein Erfolg an. Wir liefern euch drei Erkenntnisse zu dem gestrigen Achtelfinal-Hinspiel der Champions League.
„Wir haben uns vor dem Spiel deutlich mehr vorgenommen. Am Ende geht es unentschieden aus, was für mich okay ist“, Joshua Kimmich tat sich nach dem 1:1-Remis gegen den FC Salzburg schwer den Auftritt der Bayern zu bewerten. Auch Thomas Müller sprach nach der Partie von „gemischten Gefühlen“. Cheftrainer Julian Nagelsmann „kann mit dem Ergebnis“ leben, betonte jedoch, dass dies nicht wirklich den Ansprüchen der Münchner gerecht wird.
1. Die Bayern brauchen dringend einen neuen Abwehrchef
Nach der 2:4-Niederlage gegen Bochum wurde viel über die Defensivleistung der Bayern diskutiert. Vor allem Dayot Upamecano musste viel Kritik einstecken. Folgerichtig saß der Franzose gegen Salzburg drei Tage später 90 Minuten auf der Bank. Doch auch ohne den „Unsicherheitsfaktor Upamecano“ präsentierte sich die Dreierkette der Bayern in der ersten Hälfte alles andere als sattelfest. Beim 1:0 durch Adamu patzten alle drei Abwehrspieler. Lucas Hernandez ließ Karim Adeyemi zu einfach an sich vorbeiziehen, Benjamin Pavard kam zu spät gegen Vorlagengeber Aaronson und auch Niklas Süle stand zu weit weg vom Torschützen.
Es ist offensichtlich, dass dem Rekordmeister ein echter Abwehrchef fehlt. Während Hernandez, Pavard und Upamecano allein schon aufgrund der sprachlichen Barriere (aktuell) nicht geeignet sind diese Rolle einzunehmen, ist Süle kein wirklicher Leader-Typ. Zumal sich der 26-Jährige bereits auf seiner persönlichen Abschiedstournee in Richtung Dortmund befindet.
Während sich die Bayern vergangenen Sommer mit der Verpflichtung von Upamecano in Sicherheit gewiegt haben, wird jetzt erst wirklich spürbar, wie sehr David Alaba und Jerome Boateng den Münchner in der Abwehr fehlen.
2. Individuelle Qualität ist auf Dauer keine Lösung
Mit 37 Toren in 31 Spielen ist Robert Lewandowski (mal wieder) die laufende Lebensversicherung für den FC Bayern in dieser Saison. Aber selbst der Pole konnte gegen Bochum mit seinem Doppelpack die 2:4-Niederlage nicht verhindern. Beim knappen 3:2-Erfolg gegen RB Leipzig vor knapp zwei Wochen rettete Manuel Neuer den Bayern die drei Punkte. Gegen Salzburg sicherte sich Kingsley Coman mit seinem Last-Minute-Treffer den Titel „Man of the Match“ auf Seiten des Rekordmeisters.
Es ist auffällig, dass die Bayern in dieser Saison, sehr stark von ihren individuellen Qualitäten abhängig sind. Für einzelne Begegnung ist dies kein Problem, auf Dauer wird dies jedoch nicht gut gehen. Die Bayern wirken derzeit nicht wie eine geschlossene Einheit. Zu viele Spieler (Gnabry, Upamecano, Hernandez) sind weit weg von ihrer Normalform. Zudem fehlen wichtige Stützen (Goretzka, Davies, Neuer).
3. Der Offensivmotor gerät ins Stocken
Während in den vergangenen Tagen vor allem die Bayern-Defensive stark in der Kritik stand, gibt es auch in der Offensive durchaus Luft nach oben. In den letzten drei Pflichtspielen hat der FCB „nur“ sieben Treffer erzielt. Mit einem Schnitt von 2,3 Toren liegt man deutlich unter den bisherigen Werten: In der Liga erzielt man in der Regel 3,18 Treffer pro Partie. In der CL-Gruppenphase waren es sogar 3,6 Tore pro Spiel.
Gegen Salzburg taten sich die Bayern schwer klare Torchancen zu erspielen. Bis zur Strafraumgrenze lief der Ball relativ ansehnlich, ab dann wurde es jedoch zu ungenau, zu langsam, zu schlampig. Die Hereingaben, egal ob von links, rechts, aus dem Halbfeld oder nach Ecken, waren alle samt unbrauchbar. Bezeichnend dafür: FIFA-Weltfußballer Robert Lewandowski hatte gegen Salzburg keinen einzigen Torschuss und das, obwohl die Münchner am Ende 21 davon verbucht hatten.