Im Jahr 2010 war der damals 15-jährige Lucas Genkinger eines der heißesten Eisen im deutschen Nachwuchsfußball. Der Transfer des defensive Mittelfeldspielers vom VfB Stuttgart in die Jugend des Rekordmeisters sorgte seinerzeit sogar für einen großen Zwist zwischen dem damaligen VfB-Sportdirektor Horst Heldt und seinem Münchener Pendant Christian Nerlinger.
Den Durchbruch beim FC Bayern schaffte Genkinger jedoch nie. Er absolvierte kein einziges Spiel für die Profis. Jetzt äußerte sich dieser im Interview mit Sport1 ausführlich über seine Zeit beim Rekordmeister. „Es war eine richtig verrückte Zeit. Ich bin alleine nach München gezogen und lebte dort im Internat. Ich kannte dort niemanden. Es fühlte sich anfangs beim FC Bayern wie ein Abenteuer an. Ich hatte starkes Heimweh“, so Genkinger, der während seiner Bayern-Zeit unter anderem von Harald Cerny, Stefan Beckenbauer, Marc Kienle und Heiko Vogel trainiert wurde.
Genkinger fühlte sich „verarscht“
Dass das Abenteuer Profifußball schnell in Ernüchterung umschlagen kann, merkte Genkinger nach dem Wechsel von der U17 in die U19. „Plötzlich war ich der Bankwärmer. Wenn ich sie überhaupt wärmen durfte, überwiegend war ich nicht mal im Kader. Das war schon hart beim FC Bayern.“
„Was mich richtig genervt hat bei Bayern, war, dass ich Wechselgedanken hatte und ich ein bisschen verarscht wurde. Man sagte mir, ich solle Geduld haben und im nächsten Jahr würde ich mehr Spielzeit bekommen“, so Genkinger über diese Zeit. „Aber so war es dann eben nicht. Da hätten die Bayern menschlicher handeln können. Man sagte mir mehr Chancen auf Einsätze zu und die habe ich dann nicht bekommen.“
Der Sprung zu den Profis ist „eigentlich unmöglich“
Den Sprung von der Jugendabteilung zu den Profis sieht er heute noch als genauso schwierig an wie damals: „Ich sehe grundsätzlich die Bemühungen, aber wenn man von der zweiten in die erste Mannschaft möchte, dann ist es eigentlich unmöglich. Ich weiß bis heute nicht, wie ein Müller oder ein Badstuber das geschafft haben. Sie sind von der Regionalliga in die Champions League durchgestartet. Es hat sich immer bewährt, Spieler auszuleihen wie damals bei Lahm und Alaba. Das ist immer noch ein guter Weg.“
Als Beispiel für den brutal schweren Schritt in den Herrenbereich nennt er Gianluca Gaudino: „Gianluca zum Beispiel war ein sehr schmächtiger Spieler und hat es leider nicht gepackt. Er geht in der Regionalliga unter, aber seine wenigen Spiele in der Bundesliga hat er richtig gut gemacht. Die Regionalliga ist eine schwere Liga. Spieler, die dort untergehen, wären teilweise der 1. und 2. Liga besser.“
Heute arbeitet Genkinger mit 27 Jahren hauptberuflich in der Landwirtschaft. Seine aktive Laufbahn beendete er bereits 2019.