Stanisic, Nagelsmann & Co. – 3 Erkenntnisse zum Auswärtssieg beim VfB Stuttgart

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: IMAGO

Am Samstagabend konnte der FC Bayern einen 2:1-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart feiern. Mit dem Sieg beim VfB hat der deutsche Rekordmeister nicht nur seine Hausaufgaben in der Bundesliga erledigt, sondern kann auch auf eine gelungene Generalprobe vor dem CL-Kracher gegen Paris Saint-Germain zurückblicken. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Auswärtssieg bei den Schwaben.

Ähnlich wie am vergangenen Wochenende musste der FC Bayern im spannenden Titelrennen nachziehen. Nachdem Borussia Dortmund mit einem 2:1-Erfolg im Freitagabend-Spiel gegen RB Leipzig wieder vorübergehend an die Tabellenspitze übernommen hatte, zählte für die Nagelsmann-Elf somit nur ein Sieg, um wieder die Tabellenführung zu übernehmen. Zudem wollte man eine gute Generalprobe vor dem anstehenden Achtelfinal-Rückspiel gegen PSG absolvieren.

1. Stanisic ist derzeit Rechtsverteidiger Nr. 1

In den vergangenen Jahren galt die Rechtsverteidiger-Position als größte personelle Baustelle beim FC Bayern, sodass die Münchner in den letzten zwei Transferperioden auf dieser tätig wurden. Mit Noussair Mazraoui sicherte sich der deutsche Rekordmeister im Sommer 2022 zunächst einen offensiven Rechtsverteidiger mit viel Entwicklungspotenzial ablösefrei. Zudem lieh man in der Winter-Transferperiode noch Joao Cancelo von Manchester City bis zum Sommer aus. Somit hatten sich die Bayern auf der RV-Position gleich zweimal mit Spielern mit absoluten Top-Format verstärkt. Und dennoch spielen beide offensivdenkenden Außenverteidiger zur Überraschung vieler Bayern-Fans derzeit nur eine untergeordnete Rolle.

Das liegt aktuell unter anderem auch an den zuletzt guten Leistungen vom Eigengewächs Josip Stanisic. Der Deutsch-Kroate, der am gestrigen Abend sein zweites Spiel in Folge von Anfang an machte, konnte einmal mehr mit einer zuverlässigen Leistung überzeugen. So war Stanisic insbesondere in der hektischen Anfangsphase wie seine Teamkollegen vermehrt unter Druck, allerdings löste er diese Aufgaben meist spielerisch sehr seriös. Bei eigenem Ballbesitz bildete er im Dreier-Aufbau mit Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano die letzte Kette.

Doch was unterscheidet Stanisic derzeit von seinen Hauptkonkurrenten Cancelo und Mazraoui? Mit seiner konventionellen Spielart gibt der 22-Jährige dem Münchner Spiel mehr defensive Stabilität. So verteidigten die Bayern insbesondere in den letzten zwei Partien mit Stanisic auch deutlich besser. Zudem glänzt auch Alphonso Davies auf der linken Abwehrseite jüngst wieder mit guten Leistungen, was auch einen Einfluss auf die Einsatzzeiten der beiden Neuzugänge hat. Denn: Mit zwei offensivdenkenden Außenverteidigern auf dem Feld ist der FCB schlicht zu offensiv aufgestellt.

Die Partie in Stuttgart hat gezeigt, dass Bayern-Coach Nagelsmann in der heißen Saisonphase auch wieder mehr den Fokus auf defensive Kompaktheit legt. So dürfte Stanisic als „Mr. Zuverlässig“ auch gegen PSG den rotgesperrten Pavard vertreten.

2. Nagelsmann hat seine Elf gefunden

Bayern-Coach Julian Nagelsmann ist für seine personelle Rotation bekannt. So mischte der 35-Jährige auch in der laufenden Saison seine erste Elf des Öfteren durch. Die Gründe dafür waren meist unterschiedlich: Einerseits möchte Nagelsmann jedem Spieler die nötige Spielzeit geben. Andererseits musste Nagelsmann aufgrund von personellen Ausfällen (Mané, Mazraoui & Co.) vermehrt umstellen. Diese immer wieder neuen Umstellungen hatten aber auch teilweise spielerische Auswirkungen auf dem Platz. So wirkte die Mannschaft in einzelnen Spielen nicht wirklich eingespielt. Als Beispiel dient die zweite Saisonniederlage in Gladbach, bei der Nagelsmann überraschend u.a. Blind und Gravenberch aufgestellt hatte.

In der entscheidenden Saisonphase scheint der Bayern-Coach allerdings vorerst auf „Experimente“ zu verzichten. So rückte im Vergleich zum Union-Spiel nur der rotgesperrte Upamecano für Pavard in die Startelf. Sonst blieb der 35-Jährige seiner Aufstellung treu. Allerdings muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass sich die Mannschaft in der Offensive derzeit fast von alleine aufstellt, da sich beispielsweise Sané und Gnabry weiterhin im Leistungstief befinden. So konnten beide Nationalspieler mit unauffälligen Leistungen auch am gestrigen Abend keine „Werbung“ für einen möglichen Startelf-Einsatz gegen PSG machen.

Das gestrige Spiel hat auch gezeigt, dass Nagelsmann in der aktuellen Phase auf eine eingespielte Mannschaft Wert legt. Dies kann zwar positive Auswirkungen auf den sportlichen Erfolg haben, allerdings muss der Bayern-Coach auch damit rechnen, dass die Unzufriedenheit aufgrund von ausbleibender Spielzeit bei Cancelo, Sané & Co. noch größer werden könnte.

3. Bayern nimmt den Titelkampf vollumfänglich an

Am vergangenen Wochenende hat der FC Bayern gegen Union Berlin einmal mehr unter Beweis gestellt, dass man in absoluten Topspielen leistungstechnisch „auf den Punkt“ genau da sein kann. Allerdings reichen nur gute Leistungen in Topspielen meist nicht aus, um am Ende Deutscher Meister zu werden. So müssen die Bayern im aktuell spannenden Titelkampf Woche für Woche auch ihre Hausaufgaben im „normalen Liga-Alltag“ seriös bestreiten.

Solch eine Pflichtaufgabe wartete mit dem VfB Stuttgart auch am Samstagabend auf die Münchner. Nach dem Topspiel gegen die Eisernen nahm der deutsche Rekordmeister auch diese Aufgabe gegen die Schwaben vollumfänglich an und dominierte die Partie über weite Strecken. Jedoch kam der Großteil an Bayern-Fans nochmals ins große Zittern, als die Stuttgarter überraschend den 1:2-Anschlusstreffer erzielten. Insbesondere in dieser Phase geriet der FCB-Sieg nochmal in Gefahr.

Schlussendlich standen dann doch die drei Punkte und ein knapper 2:1-Auswärtssieg bei den Schwaben zu Buche. Allerdings zeigten sich die Münchner nach diesem Spiel um ein weiteres Mal selbstkritisch und sahen noch vereinzelt Verbesserungspotenzial. So merkte Bayern-Coach Nagelsmann nach der Partie zurecht an, dass man die Kontersituationen nicht entschlossen genug zu Ende gespielt habe. Zudem bemängelte beispielsweise auch Thomas Müller die fehlende Effektivität vor dem gegnerischen Tor.

Dieser „Mix“ aus spielerischem Erfolg und dem konstanten Streben nach Verbesserung des eigenen Spiels kann den FC Bayern in dieser Saison noch weit bringen. Außerdem können und werden die Münchner die letzten fünf hektischen Minuten gegen den VfB als folgendes „Learning“ betrachten: Ein Spiel ist nämlich erst dann gewonnen, wenn der Schiedsrichter abpfeift.

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