Im DFB-Pokal ist man bereits ausgeschieden und nach der 3:0-Hinspielpleite bei Manchester City steht der FC Bayern auch in der Champions League vor dem Aus. All das was sich die Chefetage von einem Trainerwechsel erhofft hatten, hat bisher kaum etwas eingebracht. Die Kritik an ihrer Führung wird immer größer.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic blickte trotz der herben Niederlage gegen Manchester City hoffnungsvoll nach vorne. „Ich bin optimistisch, dass wir bald ein anderes Level haben“, sagte „Brazzo“ unmittelbar nach dem Spiel in der Mixed Zone. Wenn dieses von Salihamidzic in Aussicht gestellte „andere Level“ nicht schon in der nächsten Woche im Rückspiel gegen die Skyblues erreicht wird, dann können die meisten Bayern-Fans mit dieser Aussage wohl nur herzlich wenig anfangen. Denn ohne eine großes Fußball-Wunder platzt für den FCB am kommenden Mittwoch der nächste Titel-Traum – nach dem Pokalaus gegen Freiburg.
Dabei wollten Präsident Herbert Hainer, Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit der Freistellung von Julian Nagelsmann und der Verpflichtung von Thomas Tuchel als neuen Trainer eigentlich genau das verhindern. Kahn hatte den Trainerwechsel nicht umsonst damit begründet, dass er die Ziele für diese Saison als „gefährdert“ ansah. Das Ziel, den DFB-Pokal zu gewinnen, wurde bereits verfehlt und in der Champions League droht ebenfalls das Aus. Einzig in der Bundesliga stehen die Chancen auf einen Titel noch gut, auch wenn der Abstand zu Verfolger Borussia Dortmund nur zwei mickrige Punkte beträgt.
Müller: „Die Debatte birgt Zündstoff“
Dass nach der Anstellung eines neuen Trainers nicht gleich alles hunderprozentig rund läuft, dürfte auch den Bayern-Bossen im Vorfeld klar gewesen sein. Tuchel konnte schließlich bereits vor dem Topspiel gegen Dortmund kaum Zeit mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz verbringen, da die meisten Profis bis zwei Tage vor dem Spiel auf Länderspielreise waren. Auch in der vergangenen Woche hatte der Coach so gut wie keine Möglichkeit, mal etwas intensiver zu trainieren, da unter der Woche das Pokalspiel gegen den SC Freiburg anstand. Und gegen Manchester City konnte Tuchel auch nicht mal eben einen torgefährlichen Mittelstürmer aus dem Hut zaubern, der der Mannschaft sicherlich weitergeholfen hätte.
Nach vier Spielen und zwei Niederlagen unter dem neuem Übungsleiter, stellt sich nun aber zwangsläufig die Frage, ob der viel diskutierte Trainerwechsel nicht bereits verpufft ist? Thomas Müller gab auf diese Frage am Dienstag nach dem Spiel eine vielsagende Antwort: „Da könnt ihr Hasan fragen. Dazu werde ich ich mich nicht äußern. Die Debatte birgt Zündstoff“.
Zwar wird die Chefetage in den nächsten Wochen sicherlich oft genug betonen, dass man mit Thomas Tuchel einen langfristigen Plan verfolgt und er keine große Schuld an der sportlichen Situation trägt. Doch was wenn die Mannschaft nun auch noch die Meisterschaft verspielt? Dann geht Tuchel letztendlich mit einer dicken Hypothek in die neue Saison, dass er zuvor alles verloren hat. Aber auch schon jetzt steht fest: Die Bayern-Bosse sind mit der Verpflichtung von Tuchel ein großes Wagnis eingegangen, dass sich bisher nicht ausgezahlt hat. So müssen Hainer, Kahn und Salihamidzic nun nicht nur den Spott und die Häme vieler Fans ertragen, sondern auch ihre eigenen Entscheidungen hinterfragen.