In der deutschen U21-Nationalmannschaft, die gerade erst in der EM-Vorrunde ausgeschieden ist, steht aktuell kein einziger Spieler des FC Bayern. Auch in der Vergangenheit fand sich dort nur selten ein Akteur der Münchner wieder. Aus Sicht von Jochen Sauer, dem Nachwuchschef des deutschen Rekordmeisters, liegt das nicht nur alleine daran, dass Spieler wie Jamal Musiala bereits in jungen Jahren zu gut für die U21 sind. Vielmehr würde der DFB auch einige Fehler im Umgang mit den Bayern-Talenten machen.
Nach drei sieglosen Spielen ist die deutsche U21-Nationalmannschaft als Titelverteidiger in der Vorrunde der U21-EM in Georgien und Rumänien ausgeschieden. Einen Bayern-Spieler suchte man im Kader des Nachwuchsteams jedoch vergeblich. Bereits seit dem Jahr 2006 nahm kein Spieler des FC Bayern mehr an einem solchen Turnier mit der deutschen U21-Nationalmannschaft teil – obwohl der Rekordmeister der mit Abstand erfolgreichste Klub in Deutschland ist und ein großes Nachwuchsleistungszentrum besitzt.
U21-Coach Toni Di Salvo begründete diese Tatsache unter anderem damit, dass die Bayern-Talente, die sich wirklich dauerhaft in München durchsetzten können, bereits zu gut für die Nachwuchsteams des DFB sind und direkt in die A-Nationalmannschaft aufsteigen, wie zuletzt Jamal Musiala.
Jochen Sauer, dem Nachwuchschef des deutschen Rekordmeisters, kann diese Argumentation zwar ein Stück weit nachvollziehen, doch aus seiner Sicht würde auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu viele Fehler im Umgang mit den Bayern-Talenten machen. Gegenüber der „BILD“ sagte er: „Der DFB verpasst es auch manchmal, unsere Spieler etwas früher zu fördern.
Tillman, Stanisic und Wanner als warnende Beispiele
Hierfür nennt Sauer auch mehrere Beispiele: „Malik Tillman war deutscher Jugendnationalspieler bis zur U21, hat sich dann aber ganz bewusst für die A-Nationalmannschaft der USA entschieden. Er wäre aktuell einer der Top-Spieler bei der deutschen U21. Josip Stanisic war deutscher U19 Nationalspieler, wurde dann für die U21 Kroatiens eingeladen und ist jetzt dort A-Nationalspieler. Paul Wanner überlegt gerade, ob er lieber für Österreich spielt.“
Aus Sicht des Bayern-Campus-Leiters muss man sich in Deutschland auch Gedanken um die Ligenstruktur machen. Dies wäre eine Weg um das Problem im Übergangsbereich zum Männerfußball zu lösen, so Sauer. „Das Niveau in den Regionalligen ist für potentielle Nationalspieler zu niedrig und in der dritten Liga, die ja ausdrücklich als Ausbildungsliga eingeführt wurde, spielen zu wenige junge Spieler“, erklärt der 50-Jährige.
Möglicherweise müsste man den Verein auch „noch mehr finanzielle Anreize“ setzten, um junge Talente im Männerbereich auf Topniveau einzusetzen. „In Österreich zum Beispiel bekommen Klubs anteilig deutlich mehr TV-Geld, wenn sie junge, einheimische Spieler einsetzen. Einen ähnlichen Mechanismus gibt es bei der DFL und in der 3. Liga auch, aber es wäre sicher eine geeignete Maßnahme, die entsprechenden ‚Geldtöpfe der Nachwuchsförderung‘ höher zu gewichten, damit der Anreiz größer wird, mehr jungen Spieler im Bereich der 3. Liga bis zur Bundesliga einzusetzen“, so Sauer.