Pro und Contra: Was für einen Kane-Transfer zum FC Bayern spricht – und was dagegen

Nick Deutz
Foto: Getty Images

Der FC Bayern gibt aktuell mächtig Vollgas im Transferpoker um Harry Kane. Mit dem 29-jährigen Stürmer ist sich der deutsche Rekordmeister wohl schon grundsätztlich einig. Einzig die Übereinkunft mit Tottenham fehlt noch. Doch ist der Engländer wirklich die absolute Königslösung für die Neuner-Position beim FCB? Wir haben die wichtigsten Argumente dafür und dagegen gesammelt.

Seit dem Abgang von Robert Lewandowski zum FC Barcelona klafft beim FC Bayern eine große Lücke auf der Mittelstürmer-Position. In diesem Sommer wollen die Münchner dieses Problem nun endgültig beheben, wie sie es selbst betonen. Mit Randal Kolo Muani, Victor Osimhen, Dusan Vlahovic und Niclas Füllkrug wurden einige Namen gehandelt. Laut übereinstimmenden Medienberichten hat sich die siebenköpfige Transfer-Task-Force des FCB jedoch auf niemand Geringeren als Harry Kane festgelegt.

Auch wenn die Bayern in der Vergangenheit schon einmal bei Kane vorstellig geworden sind, kommt diese Entscheidung überraschend. Dass der Kapitän der englischen Nationalmannschaft mal nach München wechseln könnte, galt lange als äußerst abwegig. Der 29-Jährige ist bei Tottenham eine Vereinslegende und könnte in naher Zukunft zum Rekordtorschütze der Premier League aufsteigen.

Doch nun deutet tatsächlich sehr viel auf einen Transfer zum FC Bayern hin – und das löst sogleich große Diskussionen aus. Die große Frage, die dabei immer im Raum steht: Ist Harry Kane es wert, dass man wirklich 100 Millionen Euro für ihn ausgibt?

Pro: Kane ist ein absoluter Torgarant

Obwohl Tottenham seine schlechteste Saison seit 2009 spielte und sich noch nicht einmal für die internationalen Plätze qualifizieren konnte, erzielte Kane in der abgelaufenen Premier League-Saison 30 Treffer. Normalerweise hätte das locker gereicht, um sich die englische Torjägerkanone zu schnappen, wenn da nicht Erling Haaland wäre.

Doch auch in den vergangenen Spielzeiten bewies der 29-Jährige stets seine Torgefahr – und das konstant auf einem hohen Niveau. Seit der Saison 14/15 kommt Kane in den unterschiedlichsten Wettbewerben immer auf mindestens 24 Saisontore. In der Premier League hat er in 320 Partien bislang 213-mal geknipst, in der Champions League kommt er bei 32 Spielen auf 21 Treffer. Der Engländer steht quasi für Tore – und er wird das Tore schießen auch beim FC Bayern nicht verlernen.

Pro: Seine Spielweise passt zum FCB

Auch wenn es nicht immer den Anschein macht, aber Kane ist mehr als nur ein klassischer Strafraumstürmer. Bei Tottenham traf der Angreifer auf die unterschiedlichsten Trainer wie Mauricio Pochettino, Jose Mourinho oder Antonio Conte, die allesamt auch ein zumindest leicht verändertes System spielten. Aufgrund seiner Qualität spielte Kane spielte jedoch unter jedem Coach eine Schlüsselrolle.

Der 29-Jährige ist eben kein reiner Abschlussspieler, sondern überzeugt neben seiner Physis auch durch clevere Laufwege und kreative Pässe. Oftmals spielt er ein Hybrid aus „Neuner“ und „Zehner“, lässt sich also auch mal ins Mittelfed fallen, um sich selber die Bälle zu holen, ähnlich wie es auch Lewandowski zu seiner Bayern-Zeit häufig tat. Für die Münchner ist es wichtig, einen Stürmer zu haben, der als Ballverteiler agiert, die Bälle auch mal mit dem Rücken zum gegnerischen Tor  abschirmen kann und die durchstartenden Flügelspieler bedient. Insofern passt Kane ideal zur Spielweise des FC Bayern.

Pro: Ein wahrer Mentalitätsspieler

In den vergangenen Wochen machten immer wieder Meldungen die Runde, wonach der FC Bayern künftig mehr Mentalitätsspieler verpflichten möchte, da es im aktuellen Kader an Führungsspielern mangeln würde. Mit Kane würde der deutsche Rekordmeister einen Spieler verpflichten, der bereits seit längerer Zeit die Kapitänsbinde der englischen Nationalmannschaft trägt und auch bei Tottenham zu den Wortführern gehört.

Und auch wenn Kane bislang noch keinen einzigen Vereinstitel gewinnen konnte, hat der Stürmer im internationalen Fußball quasi schon alles erlebt. Er stand sowohl in der Champions League als auch bei einer Europameisterschaft bereits in einem Finale und nahm zudem schon an zwei Weltmeisterschaften teil. Auch abseits des Platzes gilt der dreifache Vater als bodenständiger Typ ohne große Skandale und Starallüren. Außerdem ist er stets ein Ansprechpartner für jüngere Spieler. Beim FC Bayern könnten Kane beispielsweise ein Talent wie Mathys Tel unter seine Fittiche nehmen.

Contra: Geringer Wiederverkaufswert

Zunächst einmal das offensichtliche: Ein Transfer von Harry Kane zum FC Bayern wird nicht günstig werden. Nach aktuellem Stand müssten die Münchner alleine an Ablöse mehr als 90 Millionen Euro überweisen, um den Engländer an die Isar zu locken – und das bei einem Jahr Restvertrag.

Da der englische Stürmerstar bereits in Kürze bereits 30 Jahre alt wird, birgt ein solcher Transfer natürlich sofort ein hohes Risiko. Denn auch wenn er aktuell in der Blüte seiner Karriere steht, wird sein Transferwert in den nächsten Jahren immer weiter sinken. Unter diesem Gesichtspunkt würde der FCB also 90 Millionen Euro investieren, um zumindest drei bis vier Jahre Ruhe auf der Stürmerposition zu haben. Danach wird man Kane nun für eine weitaus geringere Ablöse weiterkaufen können und müsste erneut viel Geld in die Hand nehmen, um einen neuen Top-Angreifer zu verpflichten.

Contra: Könnte Anlaufzeit benötigen

In der Regel kommt es äußerst selten vor, dass englische Nationalspieler ihr Heimatland verlassen und in einer anderen europäischen Top-Liga Fuß fassen. Auch Kane hat sich bisher noch nicht außerhalb der Premier League bewiesen. Es ist also durchaus denkbar, dass der Angreifer erstmal eine gewisse Anlaufzeit benötigt, um sich in einem neuen Land mit einer anderern Sprache sowie in einer neuer Liga mit einem anderem Spielstil zu entfalten.

Contra: Die Erwartungen sind riesig

Mit Kane würde der deutsche Rekordmeister einen absoluten Fußball-Weltstar unter Vertrag nehmen. Durch sein Standing und die enorme Ablösesumme wären die Erwartungen an den 29-jährigen Angreifer aber immens hoch, wahrscheinlich sogar noch größer als bei Sadio Mane, der im vergangenen Sommer vom FC Liverpool zum FC Bayern kam und die Fans erst einmal ausflippen ließ.

Sogleich würden über dem Engländer die im Bayern-Trikot aufgestellten Torrekorde von Robert Lewandowski schweben, wie beispielsweise der 41-Tore-Marke aus der Saison 2020/21. Um die hohe Summe zu rechtfertigen, die der FCB für Kane in die Hand nehmen würde, braucht es jedoch noch weitaus mehr als möglichst viele Treffer in der Bundesliga. Vor allem in der Champions League wäre der Druck für den aktuellen Tottenham-Spieler riesig. Zeigt er dort keine guten Leistungen oder fällt vielleicht sogar mal über einen längeren Zeitraum verletzungsbedingt aus, dauert es nicht lange, bis er öffentlich zum Transfer-Flop erklärt wir, was wiederrum für neue Unruhe an der Säbener Straße sorgt.

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