Selten war ein Einkauf so umstritten wie der von Marcel Sabitzer. Der FC Bayern würde ihn nach zwei enttäuschenden Jahren gern abgeben, doch mit jedem Tag wird ein Verkauf unwahrscheinlicher. Was wird aus dem Mittelfeldspieler? Und was kann er eigentlich?
Fünf Mal knallte er das Runde ins Eckige! Zwischen der 50. und 73. Minute. Innerhalb von 23 Minuten erzielte Marcel Sabitzer fünf sehenswerte Tore in Folge. Beim ersten Sommerpausen-Test des FC Bayern gegen der Kreisligisten Rottach-Eggern (Endstand 27:0) zeigte der Österreicher, wozu er imstande ist.
Was er kann, hat er immer mal wieder angedeutet. So wie am gestrigen Dienstag. Auch wenn der Kreisligist kein Maßstab sein kann, hat Sabitzer wieder mal den verwöhnten Bayern-Fans vor Augen geführt, dass er mehr als ein Ergänzungsspieler sein kann.
Im aktuellen Transfer und Gerüchte-Theater rund um die Säbener Straße spielt der 29-Jährige eine Hauptrolle. Und niemand weiß bisher, wie der Krimi ausgehen wird. Alles scheint möglich. Leihe, Verkauf oder weiter Bank-Reservist in der Allianz Arena.
Sabitzer hängt derzeit in der Luft
In der heutigen Zeit, wo schnell für talentierte Spieler um die 100 Millionen Euro überwiesen werden, klingen die vom FCB geforderten 15 Millionen für Sabitzer wie Kleingeld. Manchester United, AS Rom, und andere namhafte Vereine wurden in den vergangenen Wochen mit dem gebürtigen Welser in Verbindung gebracht. Den begabten Österreicher könnte sich so mancher Vereins-Inhaber aus der Portokasse sich leisten. Doch bisher hängt der 71-fache Nationalspieler in der Luft.
Und dies hat mehrere Gründe. Die Konkurrenz mit Kimmich, Goretzka, Müller und Gravenberch war immens. Überragende Spiele, wie sie beim FC Bayern immer erwartet werden, waren Mangelware. Zu wenig Akzeptanz und Kommunikation mit Mitspielern wurden offensichtlich. Selbst bei deutlichen Siegen trabte Sabitzer nur nebenher. Und so fragten sich immer mehr Experten und Fans: Was kann er eigentlich?
In der Tat. Es gibt keine fußballerische Eigenschaft, die heraussticht. Während in der Vergangenheit beim FCB andere Mittelfeldspieler wie etwa Mark van Bommel wegen seiner Aggressivität oder Thiago wegen seiner exzellenten Technik eingekauft worden, kommt Sabitzer als Allrounder rüber. Er kann Tore schießen, Steilpässe spielen, Freistöße zaubern und doch ragt keine Fähigkeit signifikant heraus. Und noch etwas. Vielen Fans war der ÖFB-Kicker zu still auf dem Platz, zu glatt und zu brav.
Bereits bei seiner Verpflichtung 2021 war sich der Vorstand uneins über den Österreicher. Seine fußballerische Reife wurde schon vor seinem Antritt intern infrage gestellt. Seine Qualität reiche nicht für den Rekordmeister, sickerte später durch. Auch das Jahresgehalt von geschätzten zehn Millionen Euro erschien den meisten Vorstandsmitgliedern zu hoch. Letztendlich bekam der neue Trainer Julian Nagelsmann doch seinen Wunschspieler, den er selbst bei RB Leipzig ausbildete und zum Stammspieler machte.
„Warum hat er nie bei uns so gespielt?“
Nach der überraschenden Nagelsmann-Entlassung fielen die Aktien von Sabitzer über Nacht schlagartig und er wurde in der Rückrunde zu Manchester United ausgeliehen. Dort deutete der leise Sabitzer an, wozu er fähig ist. Er gab tolle Torvorlagen und erzielte auf der Spielmacherposition wichtige Tore. United-Trainer Erik ten Hag war sichtlich angetan von dem Leihspieler. „Warum hat er nie bei uns so gespielt?“, fragten sich unterdessen viele Bayern-Anhänger.
Ein bitterer Meniskus-Riss in der Endphase der Saison wurde Sabitzer zum Verhängnis. Gern wäre er in Manchester geblieben.
Immerhin, in den vergangenen beiden Spielzeiten kam er auf 40 Bundesliga-Einsätze beim FC Bayern. Vielleicht kann er in seiner dritten Saison zeigen, dass er mehr als ein Einwechsel-Spieler ist. Fünf Tore in Folge, in einem Testspiel, brachten so manchen kritischen Bayern-Fan zum Staunen…