“Kann nur schiefgehen” – Boateng-Rückkehr zum FC Bayern sorgt für große Verwunderung

Tony Poland
Foto: IMAGO

Die überraschten Stimmen zu einem möglichen Comeback von Jerome Boateng beim FC Bayern werden immer mehr. Vor allem in Frankreich gibt es erhebliche Zweifel an der sportlichen Leistungsfähigkeit des 35-Jährigen.

Seit Beginn dieser Woche trainiert der aktuell vereinslose Boateng bekanntlich an der Säbener Straße mit. Die Bayern-Bosse wollen sich ein genaues Bild über den Fitnesszustand des Weltmeisters von 2014 verschaffen und voraussichtlich Ende dieser Woche nach einem finalen Gespräch eine Entscheidung über eine erneute Zusammenarbeit treffen. Auch wenn der Innenverteidiger in der Vergangenheit eher mit Geschichten außerhalb des Platzes auffiel, als mit guten Leistungen auf dem Rasen.

Boateng absolvierte sein bis heute letztes Pflichtspiel am 3. Juni im Trikot von Olympique Lyon und wurde nach Saisonende aussortiert. Mangelnde Fitness, wenig überzeugende Auftritte und sein turbulentes Privatleben wurden ihm nach zwei Jahren in Frankreich offenbar zum Verhängnis. Dabei war die Vorfreude auf Boateng im Sommer 2021 groß beim damaligen Trainer Peter Bosz: „Peter war sich sicher, dass Jerome für uns eine große Hilfe darstellen würde“, sagte der frühere Sportdirektor Juninho kürzlich beim Radiosender „RMC Sport“.

Möglicher Transfer eine „Riesen-Überraschung“

Doch Boateng konnte die hohen Erwartungen nach seinem Wechsel von München nach Lyon nie erfüllen. In zwei Spielzeiten kam der Abwehrspieler nur auf 35 Pflichtspieleinsätze, in der vergangenen Saison lief er aufgrund von Verletzungen und Formschwäche nur noch achtmal auf. Nur in einer Partie stand er über 90 Minuten auf dem Platz und das war vor fast exakt einem Jahr im Oktober 2022.

„Im Nachhinein muss man schon anerkennen, dass es keine gute Idee war, weil der Spieler unsere Erwartungen nie erfüllen konnte“, gestand Juninho ein. Umso überraschter zeigte sich der frühere brasilianische Nationalspieler angesichts der jüngsten Entwicklungen: „Dass er nun zum FC Bayern geht, das ist ja eine Riesen-Überraschung. Er kam letzte Saison immer seltener zum Einsatz und nun hat er seit mehr als vier Monaten nur allein trainiert. Ob das gut geht in München?“

Große Zweifel an Boateng

Auch der ehemalige französische Nationaltrainer Raymond Domenech, der die Équipe Tricolore zwischen 2004 und 2010 coachte, staunt über den sich anbahnenden Deal: „Dass Boateng zu Bayern gehen soll, das ist schon unfassbar“, so der heutige TV-Experte von „L’Équipe TV“. Gerade wegen der aktuellen Entwicklungen in der Fußballwelt ist das eine nachvollziehbare Aussage. Denn zwar hat Boateng ein inzwischen fortgeschrittenes Sportleralter erreicht, doch aufgrund des Namens könnte er weit weg von der deutschen Medienlandschaft womöglich durchaus noch ein oder zwei Jahre gutes Geld im Ausland verdienen.

„Man hätte eher erwartet, dass er in die USA oder nach Saudi-Arabien geht, auch weil er in Lyon nie sein bestes Niveau erreichen konnte“, legte Domenech nach. Kein Wunder, dass auch der inzwischen 71-Jährige mit Kritik an den FCB-Verantwortlichen nicht spart und eher skeptisch ist: „Bayern München ist eigentlich für seine hohe Professionalität und seine großartigen Erfolge bekannt. Aber mit einer solchen Maßnahme und der Rückkehr von Boateng kann es eigentlich fast nur schiefgehen. Außer die Münchner Luft verleiht ihm neue Flügel. Das darf berechtigterweise bezweifelt werden“, wurde er deutlich.

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