Trainer Thomas Tuchel war zuletzt häufig konfrontiert mit Kritik – besonders von seinen zwei „Chefkritikern“ Lothar Matthäus und Dietmar Hamann. Insbesondere nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Drittligisten Saarbrücken war manche Kritik sicherlich auch nachvollziehbar. Nachdem der FC Bayern aber Galatasaray Istanbul mit 2:1 bezwang und dadurch mit der Maximalpunktzal von 12 Punkten aus vier Spielen schon vorzeitig das Achtelfinale der Champions League erreichte, ließ eine kritische Reporterfrage den Trainer schon merklich verwundert zurück.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Tuchel von dem Journalisten gefragt: „Wie sehen Sie die Entwicklung in der Champions League? Vielleicht nicht ganz so glanzvoll wie in der Bundesliga? Liegt das daran, dass die Gegner schwerer sind? Wie machen Sie das fest? Es sind zwar 12 Punkte, …“
Tuchel fiel dem Reporter an dieser Stelle ins Wort: “Jetzt bin ich gespannt. Jetzt bin ich gespannt! Aber?!”
Daraufhin der Reporter: „In der Bundesliga waren es schon mehr Glanzleistungen…“
Tuchel war deutlich anzumerken, dass er versuchte, nach der Frage ruhig zu antworten: „Okay… Der nächste in der Gruppe hat wie viele Punkte? Vier? Fünf?“, fragte er.
Tuchel stellt Erwartungshaltung in Frage
Der 50-Jährige weiter: „Das ist schon ein Brett zu spielen, wo wir da spielen. Ich glaube, Galatasaray hat vor unserem Sieg dort 17 Mal in Folge gewonnen. Danach alles gewonnen. Jetzt haben sie wieder verloren. In den letzten 20, 21 Spielen zwei Niederlagen – gegen uns!“
Tuchel führte aus: „Kopenhagen letztes Jahr in der Gruppenphase: Keine Heimniederlage. Heute Sieg gegen ManUnited zuhause. Wir fahren hin…“ Die Bayern hatten ihr Auswärtsspiel mit 2:1 in Kopenhagen gewonnen.
Tuchel fuhr in der Pressekonferenz fort: „Ich weiß nicht, ob dann die Erwartungshaltung eventuell auch manchmal zu hoch ist! Wenn ich mit meiner Mannschaft nach Kopenhagen fahre, erwarten wir nicht da zu glänzen. Oder wir bezeichnen “Glänzen” als etwas anderes. Wenn du das dort mitgehst, dir für die Drecksarbeit nicht zu schade bist, dann sieht ‚Glänzen‘ vielleicht auch mal aus wie harte Arbeit. Aber am Ende glänzt dann das Ergebnis.“
„Nur mit ‚Glänzen‘ ist das nicht möglich“
Zum Spiel gegen Galatasaray sagte er: „Ich bin heute über 90 Minuten sehr zufrieden mit dem Schritt, den wir gemacht haben. In Istanbul und heute. Wie wir mit dem Druck umgegangen sind. Wie wir mit dem Pressing umgegangen sind. Wir haben sehr viele Lösungen gefunden. Wir waren von Anfang an giftig. Wir haben uns behauptet in den Zweikämpfen. Wir waren kompakter. Also damit war ich heute sehr zufrieden.“
Das Thema “Glänzen” schien Tuchel nicht mehr loszulassen. Er erklärte: „Und ansonsten kann ich nur sagen: Es ist Champions League. Es ist wahrscheinlich das schwierigste Turnier im Weltfußball, im europäischen Fußball ganz sicher. Da kommt es manchmal auch drauf an, kernig zu spielen und dagegenzuhalten. Nur mit ‚Glänzen‘ ist das nicht möglich. Die Punkte und wie wir das gemacht haben, glänzt für mich! Und deshalb bin ich sehr zufrieden.“