Im vergangenen Transfersommer startete Saudi-Arabien eine große Transferoffensive. So verpflichteten Al-Nassr, Al Hilal und Co. zahlreiche Weltstars wie Cristiano Ronaldo aus Europa. Auch in den nächsten Wechselperioden ist noch kein Ende in Sicht, dass diese Transferoffensive aufhören könnte. Diese Entwicklung auf dem Transfermarkt sieht auch Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß kritisch und warnt vor einer Machtübername im Fußball.
Im Januar 2023 wechselte Cristiano Ronaldo von Manchester United in die saudische Liga und schloss sich Al-Nasser FC an. Dieser Wechsel sorgte insbesondere medial für viel Aufsehen, aber auch unter den Fußballfans für Spot und Unverständnis. Ronaldo sollte allerdings nur der erste von zahlreichen Fußballgrößen sein, die den Karriereweg zukünftig nach Saudi Arabien einschlagen werden. Denn im vergangenen Transfersommer hat die Saudi Professional League über 600 Millionen Euro für über 40 Spieler ausgegeben. Damit ist die 1975 gegründete Liga bei den Transferausgaben ebenbürtig mit Europas Topligen (Bundesliga: 643 Mio., Ligue 1: 634 Mio., La Liga: 337 Mio.). Zunächst schlossen sich vermehrt ältere Spieler der Saudi Pro-League an. Allerdings war zuletzt auch der Trend erkennbar, wonach auch jüngere Spieler nach Saudi-Arabien wechselten.
„Haben gedacht, dass unsere Gegner in England und Spanien sitzen“
Diese Transferoffensive von Saudi-Arabien ist natürlich auch Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß nicht entgangen. Der 71-Jährige sprach in einem Interview mit RTL eine Warnung aus und warnte vor einer Machtübernahme im Fußball: „Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball zu beherrschen.“
Gleichzeitig merkte Hoeneß an, dass man sich mit dieser neuen Situation jetzt befassen müsse: „Ich denke, wir haben immer gedacht, dass die Gegner in England sitzen, in Spanien und ein bisschen in Frankreich und Italien. Aber jetzt kommen völlig neue Dinge auf den Weltfußball zu. Jetzt ist plötzlich ein Land wie Saudi-Arabien mit einem unendlich großen Geldtopf aufgetaucht. Einer, der sogar die Vorstellungen des wirtschaftlich höchst gesunden FC Bayern übersteigt.“
Eine ähnliche Transferoffensive hatte vor einigen Jahren auch China gestartet, jedoch ist diese auch schnell wieder zum Erliegen gekommen. Dass dieses Szenario bald auch Saudi-Arabien widerfahren wird, schließt Hoeneß aus: „Sie versuchen, Weltklasse-Spieler einzukaufen und auch eine richtige Struktur für den Fußball aufzubauen. Und da kommt noch eine Komponente hinzu, die es in China nicht so gab: Es ist offensichtlich Geld in Hülle und Fülle da. Und wir haben das über unsere Ölrechnungen zu bezahlen.“
Hoeneß setzt auf gute Nachwuchsarbeit
Um die Transferoffensive von Saudi-Arabien und den damit verbundenen Versuch, die Vormachtstellung des Fußballs zu ändern, zu stoppen, führt Uli Hoeneß auch einen Lösungsansatz an. Er vertritt die Auffassung, dass man dem aktuellen Trend nur mit einer guten Nachwuchsarbeit entgegenwirken könne.
Dabei müsse der Fußball vor allem in Deutschland auf alte Werte setzen und die Jugendarbeit noch besser vorantreiben: „Die können ja nur mit elf Spielern spielen und es gibt genug Talente auf der Welt. Wir müssen über eine sehr gute Nachwuchsarbeit versuchen, viele Spieler selbst zu entwickeln. Wir müssen dem also unsere Lebensqualität und Heimatverbundenheit entgegensetzen“, forderte Hoeneß abschließend.