Sommer spielt groß auf in Italien: War Bayern zu ungeduldig?

In seiner Zeit beim FC Bayern war Yann Sommer viel medialer Kritik ausgesetzt. So wurde öffentlich diskutiert, ob der Schweizer ein würdiger Vertreter für den damals noch verletzten Manuel Neuer sei. Auf dem Rasen wusste Sommer ebenfalls nur bedingt zu überzeugen und verließ den deutschen Rekordmeister nach der abgelaufenen Spielzeit in Richtung Inter Mailand. In Italien zeigt der Schweizer jedoch seit seiner Ankunft konstant beeindruckende Leistungen. Hätten die Bayern Yann Sommer mehr Zeit geben müssen, um von seinem kompletten Potenzial profitieren zu können?

Im Januar 2023 gekommen, im August 2023 gegangen – der FC Bayern war für Yann Sommer nur für sechs Monate die sportliche Heimat. Auch wenn der Schweizer beim FC Bayern einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hatte, war es ein offenes Geheimnis, dass dieser nicht gekommen ist, um langfristig zu bleiben. Der Grund: Manuel Neuer. So war sich die damalige Führungsetage nach Sommers Ankunft schnell einig, dass Neuer nach seiner überstandenen Verletzung wieder die Nummer eins werden sollte. So kam es dann auch: Für eine einstellige Millionensumme hat der deutsche Rekordmeister den 34-Jährigen an Inter Mailand verkauft und Neuer steht seit diesem Monat wieder im Bayern-Tor.

Bei den Nerazzurri brilliert Yann Sommer seit mehreren Wochen mit sehr guten Leistungen und ist aus der Mannschaft von Inter-Trainer Simone Inzaghi nicht mehr wegzudenken. Insbesondere in Italien wird der Schweizer derzeit als bester Torhüter Europas gefeiert. Doch wie gut ist der 34-Jährige aktuell wirklich und hätten ihn die Münchner behalten sollen?

Zahlen belegen Sommers Höhenflug

Ein genauerer Blick auf die Zahlen bestätigt Yann Sommers gute Leistungen in Mailand. Bereits in dieser Saison hat der Schweizer zehn Mal zu null gespielt und in 16 Spielen nur acht Gegentreffer hinnehmen müssen. Damit steht der ehemalige Bayern-Torhüter im europäischen Vergleich mit den Top-Fünf-Ligen auf dem ersten Platz. Gemeinsam mit seinen Vorderleuten bildet der Schweizer in der Serie A derzeit ein richtiges Abwehr-Bollwerk. So erhielt Sommer lediglich nur knapp über dreißig Schüsse (32) in dieser Spielzeit auf sein Tor. Davon konnte Sommer 26 Schüsse entschärfen. Das macht eine Abwehrquote von knapp 85 Prozent. Mit diesem Wert liegt der Schlussmann im europäischen Vergleich auf dem zweiten Platz – hinter OSC Nizza Torhüter Marcin Bulka (85,7% abgewehrte Bälle). Mit Kevin Trapp (82,5%) von Eintracht Frankfurt taucht nur ein Bundesliga-Torhüter in diesem Vergleich in den Top 5 auf.

Auch wenn Yann Sommer laut dieser Werte derzeit mit der beste Torhüter in Europa ist, gilt es auch zu berücksichtigen, dass in der Serie A statistisch weniger Tore als in den anderen Top-Fünf-Ligen fallen. Zurückführen lässt sich das nicht nur auf die großen Defensivqualitäten, sondern auch auf die taktischen Ausrichtungen der Mannschaften. Im Vergleich zur Bundesliga, in der in einem Spiel durchschnittlich 1,76 Tore fallen, liegt die italienische Liga mit 1,23 Toren pro Partie deutlich dahinter. Dieser große Unterschied ist unter anderem bei den “Expected Goals” erkennbar. Somit ist die generelle Abschlussqualität in der italienischen Liga einfach eine andere als im Vergleich zu den anderen europäischen Ligen.

Ist Sommer aktuell der beste Torhüter in Europa?

Dennoch sollen diese Einwände nicht Yann Sommers Leistungen in den letzten Wochen schmälern. Somit gehört Sommer aktuell definitiv mit zu den besten Torhütern in Europa. Das ist allerdings keine neue Erkenntnis, da der Schweizer auch schon zu Gladbach-Zeiten einer der besten Schlussmänner war.

Um auf die Frage zurückzukommen, ob der FC Bayern aufgrund der geschilderten Hintergründe Sommer nicht verkaufen hätte sollen, ist schwer zu beantworten. Schließlich war es mit Ankunft an der Isar schon schwer vorstellbar, dass ein Torhüter wie Sommer sich nach dem Neuer-Comeback einfach auf die Bank setzt. Zumal im kommenden Sommer die Europameisterschaft in Deutschland stattfindet, bei welcher der 34-Jährige unbedingt dabei sein möchte. Somit konnten beide Parteien mit dem vorzeitigen Sommer-Abschied ihren zukünftigen Zielen nachgehen: Sommer empfiehlt sich aktuell für die EM und der FC Bayern kann sich freuen, dass Neuer wieder die Nummer eins ist.