Der FC Bayern zerlegt nach dem Weiterkommen in der Champions League gegen den FC Arsenal in der Bundesliga Union Berlin. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Durch den 5:1-Auswärtssieg bei Union Berlin festigt der FC Bayern Platz zwei in der Bundesliga. Das Spiel in der Hauptstadt lieferte folgende Erkenntnisse.
1. Goretzka meldet sich eindrucksvoll zurück
Die Saison war für Leon Goretzka lange zum Vergessen. Schon in der Vorbereitung wurde öffentlich nach einem neuen zentralen Mittelfeldspieler gesucht, Trainer Thomas Tuchel setzte nicht auf ihn und als absoluter Tiefpunkt wurde der 29-Jährige nicht für die Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande im März nominiert.
Doch in den letzten Wochen meldete sich Goretzka eindrucksvoll zurück. Seine zwei Auftritte gegen Arsenal in der Champions League waren exzellent. Goretzkas Leistung in der Partie bei Union Berlin war exemplarisch für den Aufschwung des Mittelfeldspielers in der letzten Zeit.
Goretzka schießt Tore, bereitet sie vor, überzeugt im Moment mit Leidenschaft, Zweikampfstärke und Übersicht.
In Berlin setzte er das erste Ausrufezeichen mit seinem sehenswerten Treffer zum 1:0. Mit einem schönen Schnittstellenpass auf Eric Maxim Choupo-Moting leitete Goretzka das 3:0 ein, am 4:0 war er durch seinen starken Ballgewinn beteiligt. Das 5:0 bereitete Goretzka mit einer präzisen Flanke direkt vor.
In Berlin setzte Tuchel Goretzka etwas offensiver ein als oft in der Vergangenheit, trotzdem hatte Goretzka neun Ballgewinne – die meisten aller Spieler auf dem Platz. Trotz der defensiven Qualitäten lassen sich vor allem durch die Offensivaktionen sehr gut die positive Entwicklung von Goretzka ablesen. Diese Saison machte er bislang 37 Spiele und schaffte dabei fünf Tore und elf Vorlagen – also 16 Scorerpunkte. Zwölf davon im Kalenderjahr 2024!
Goretzka dreht also gerade auf. Genau in dieser Form brauchen die Bayern ihn auch in den anstehenden Champions-League-Duellen mit Real Madrid. Wenn Goretzka die Saison auf diesem Niveau zu Ende spielt, muss sich auch Bundestrainer Julian Nagelsmann doch Gedanken machen, ob er wirklich auf einen Goretzka in dieser Form verzichten kann.
2. Kadertiefe könnte zum Trumpf werden
Im Vergleich zum Rückspiel gegen Arsenal wechselte Tuchel gleich auf sechs Positionen. Für Noussair Mazraoui, Matthijs de Ligt, Konrad Laimer, Leroy Sané, Jamal Musiala und Raphael Guerreiro starteten in Berlin Alphonso Davies, Minjae Kim, Aleksandar Pavlovic, Mathys Tel, Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting.
Alle sechs Startelf-Neulinge konnten überzeugen und waren sogar ausschlaggebend für den Sieg. Diese Kadertiefe könnte im Kampf um den letzten verbleibenden Titel der Saison in der Champions League noch wichtig werden.
Die Bayern werden schon die ganze Saison über von Verletzungen geplagt, wer weiß, wer für die Spiele gegen Real im Viertelfinale ausfällt. Zum Beispiel ist noch nicht klar, ob Serge Gnabry und Leroy Sané am Ende wirklich gegen die Königlichen spielen können. Und neue Verletzungen können bei der aktuellen Misere ja auch immer noch dazu kommen.
Gut, dass man sich dann auf die nachrückenden Spieler verlassen kann. Dass dies der Fall ist, zeigte das Spiel bei Union. Egal was noch passieren sollte – Tuchel hat im Moment immer noch eine gute Alternative parat.

3. Müller biegt auf die Zielgerade ein
Thomas Müller hatte in Berlin ein Spiel mit Licht und Schatten. Einerseits schnürte er einen Doppelpack und ließ vor dem 1:0 durch Goretzka geschickt den Pass von Mathys Tel zum Torschützen durch. Andererseits hatte der 34-Jährige auch viele unglückliche Aktionen.
Das war auch seinem Trainer nicht entgangen. In der 84. Minute holte er Müller vom Feld, sagte etwas zu ihm und beide mussten herzhaft lachen. Später erklärte Müller: „Er hat gesagt: ‘Die Tore waren natürlich super’ – aber den Rest des Spiels hat er leider auch beobachtet. Und dann haben wir beide gelacht.“
Müller nahm es also auch mit Humor. In letzter Zeit wirkt der Routinier überhaupt komplett gelöst. Vor Weihnachten verlängerte er seinen Vertrag beim FCB um ein Jahr bis Sommer 2025. Irgendwie wirkt es nun so, als böge Müllers auf die Zielgerade seiner aktiven Karriere ein. Und zwar ganz bewusst.
Müller scheint jedes Spiel zu genießen, der Höhepunkt soll dann nächstes Jahr sein zweites Finale Dahoam werden. So lange gibt er sich zufrieden mit dem, was kommt. Müller fordert keine Minuten mehr. Wenn er spielt, gibt er sein Bestes und ist engagiert wie immer. Wenn er auf der Bank sitzt – wie gegen Arsenal 180 Minuten lang – gibt es kein böses Wort, sondern einfach das nächste lustige Müller-Interview nach dem Spiel.
Hat Müller zumindest mit einem Auge schon den Blick auf das nächste Kapitel gerichtet? Einen unterhaltsameren TV-Experten könnte sich kein Sender vorstellen. Aber auch kaum einen fachkundigeren.
Die Bayern würden ihr Eigengewächs auch gerne über die aktive Karriere hinaus binden – vielleicht als Trainer? Auch gut vorstellbar.
Was aktuell nicht vorstellbar ist, wenn man genau hinschaut: Dass Müller nach 2025 nochmal ein Jahr als Spieler dran hängt.