Drei Erkenntnisse zum Ulm-Spiel: Für Palhinha wird es schwerer als gedacht

Sebastian Mittag
Foto: IMAGO

Der FC Bayern gewinnt mit dem Pokalduell in Ulm das erste Pflichtspiel der Saison. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.

In der 1. Runde des DFB-Pokals setzte sich der FC Bayern mit 4:0 beim SSV Ulm durch und zog so in die nächste Runde ein. Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse.

1. Für Palhinha wird es schwerer als gedacht

Joao Palhinha war schon der Wunschspieler von Thomas Tuchel gewesen, die ersehnte Holding Six, die der Ex-Coach nie bekam. Auch nach der Trennung vom Fußballlehrer hielten die Bayern-Bosse am Portugiesen als Transferziel fest und zeigten ein Jahr lang Geduld, bis man den zentralen Mittelfeldspieler endlich an die Isar holen konnte.

Doch eine Einsatzgarantie für den 50-Millionen-Mann wird es wohl nicht geben: Für Palhinha wird es schwerer als gedacht. Die Bayern haben jetzt ein Überangebot im Zentrum – nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ.

Das bekam Leon Goretzka schon überdeutlich zu spüren, der 29-Jährige wurde gar nicht erst mitgenommen nach Ulm. Der neue Trainer Vincent Kompany sieht anders als Tuchel Joshua Kimmich ebenfalls als zentralen Mittelfeld-Mann. Kimmich bewies in Ulm auch, warum. Er spielte stark auf seiner neuen, alten Position. Immer mit Übersicht, immer mit Engagement. Seine Vorarbeit zu Müllers 1:0 zeigte beide Elemente innerhalb weniger Sekunden: Kimmich wurde umgerissen, gab aber nicht auf und sah dann den freien Müller, der nur noch einschieben brauchte.

Neben Kimmich startete Aleksandar Pavlovic als Sechser und machte seine Sache auch wirklich gut. Der Youngster ist zwar weiterhin nicht die Holding Six im eigentlichen Sinne. Doch Pavlovic überzeugt durch sein kluges Stellungsspiel und seine Qualitäten im Aufbau. Seine vielen kurzen Pässe wirken nicht spektakulär, waren aber auch in Ulm wieder von unschätzbarem Wert für die Statik des Bayern-Spiels.

Palhinha wurde dann für die letzten 17 Minuten eingewechselt und hatte dabei satte 31 Ballkontakte. Den Ulmern, die sich in dieser Phase nochmal kurz aufbäumten, ging der 29-Jährige schon mehrmals auf die Nerven.

Trotzdem: Das Zusammenspiel von Kimmich und Pavlovic in der Zentrale konnte sich mehr als sehen lassen. Kompany wird sich wohl erstmal je nach den Charakteristiken der kommenden Gegner zwischen Pavlovic und Palhinha entscheiden. 

2. Kompanys Handschrift ist schon erkennbar

Natürlich kommt diese Erkenntnis noch sehr früh nach dem ersten Pflichtspiel, zumal gegen einen Zweitligisten. Aber die Handschrift des neuen Trainers wird bei den Bayern schon erkennbar.

Kompany lässt seine Defensive sehr hoch und nach vorne orientiert verteidigen. Die Außenverteidiger ziehen immer wieder in die Mitte und beteiligen sich dort ebenfalls im Spiel nach vorne und agieren nicht so statisch wie letzte Saison unter Tuchel. Der Gegner wird früh unter Druck gesetzt, die Offensivspieler engagieren sich stark im Gegenpressing. Das war schon in den Testspielen sichtbar, besonders in den zwei Duellen mit Tottenham.

Thomas Müller erklärte nach dem Ulm-Spiel: „Das Umschalten genau nach dem Ballverlust lässt die Aktionen und auch die Hoffnungen der Gegner im Keim ersticken“, so der 34-Jährige: „Man hat schon andere Spiele bei unterklassigen Gegnern gesehen, gerade bei Ballverlust, dass man die Handbremse zieht, aber heute sind wir zurück galoppiert.“

Vincent Kompany
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Genau diese Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner brachen den Bayern im vergangenen Jahr das Genick: Bei der Pokal-Blamage in Saarbrücken oder in der Bundesliga in Bochum und Heidenheim.

Daraus hat Kompany und sein Team anscheinend seine Lehren gezogen. Ulm wurde ständig unter Druck gesetzt, die Spieler des Zweitliga-Aufsteigers schwärmten nach der Partie allesamt nur vom hohen Niveau der Bayern. So muss ein Spitzenteam gegen die „Kleinen“ auftreten.

Jetzt wird es aber interessant zu sehen, wie „Kompany-Ball“ zum Bundesligastart am Sonntag in Wolfsburg funktioniert.

3. Müller ist immer noch wichtig

Thomas Müller ist mit 34 Jahren der älteste Feldspieler im Bayern-Kader und geht in sein letztes Vertragsjahr beim deutschen Rekordmeister. Doch in Ulm sah das noch überhaupt nicht nach Abschiedstournee aus. 

„Wie es bisher aussieht, ist der Onkel noch besser in shape als gedacht“, hatte Müller nach den Fitnesstests Ende Juli gescherzt. Und der Onkel ist auch noch wichtiger für die Mannschaft als gedacht. In Abwesenheit von Harry Kane, der zunächst auf der Bank saß, machte Müller einfach den Torjäger – und zwar eindrucksvoll mit einem Doppelpack in der ersten Viertelstunde des Spiels.

Thomas Müller
Foto: Getty Images

Außerdem ist der Onkel auch in shape genug, um das intensive Pressing unter Kompany nicht nur mitzugehen, sondern sogar mit anzutreiben. Die Note 1 hat sich Müller im Pokalduell absolut verdient.

Viel wurde in der Sommerpause über die Münchner Offensive diskutiert. Michael Olise, der in Ulm gleiche einen Assist beisteuerte, wurde für viel Geld geholt. Xavis Simons und Désiré Doué sollten kommen. Was passiert mit Gnabry, Sané, Coman? Über Müller wurde nicht viel geredet. Aber die Bayern-Legende kann auch in der anstehenden Saison der Mannschaft viel geben. Das hat er in Ulm bewiesen.

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