Einstand nach Maß für Bayern-Coach Thomas Tuchel! Am Samstagabend feierten die Münchner einen 4:2-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund. Mit diesem Sieg beim Tuchel-Debüt eroberte der deutsche Rekordmeister auch die Tabellenführung in der Fußball Bundesliga zurück. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Heimsieg gegen den BVB.
Die tabellarische Bedeutung und die Brisanz des gestrigen „Klassikers“ überstrahlte die Personalie Thomas Tuchel. Nachdem sich die Münchner überraschend eine Woche vor dem Meister-Gipfel gegen den BVB von Julian Nagelsmann getrennt hatten, stand am Samstagabend das erste wegweisende Spiel für den Neu-Coach auf dem Programm. So zählten für die Bayern gegen den Tabellenführer aus Dortmund nur drei Punkte, um noch aus eigener Kraft deutscher Meister werden zu können. Diese Herausforderung nahm der deutsche Rekordmeister an und eroberte acht Spieltage vor Saisonende die Tabellenführung souverän zurück.
1. Tuchel setzt auf Stabilität
Aufgrund der Länderspielpause hatte Tuchel vor seinem ersten Spiel nur eine richtige Trainingseinheit mit dem gesamten Kader. Allerdings ließen sich bereits schon in der gestrigen Partie erste taktische Veränderungen im Vergleich zum „Nagelsmann-Ball“ erkennen. Einerseits waren es die einfachen fußballerischen Dinge, die der 49-Jährige von seiner Mannschaft eingefordert hatte. Darunter fallen beispielsweise ein klareres Positionsspiel, aber auch die spielerische Klarheit in den eigenen Aktionen.
Dadurch hatte der Rekordmeister insbesondere in der ersten Halbzeit viel mehr spielerische Kontrolle, sodass der BVB in diesem Spielabschnitt auch zu keiner nennenswerten Abschlussmöglichkeit kam. Darüber hinaus waren die Münchner auch nicht mehr so offensiv ausgerichtet, wie es noch unter Nagelsmann der Fall war. Insbesondere der offensivdenkende Alphonso Davies hielt sich an Tuchels Vorgaben des klaren Positionsspiels und konzentrierte sich über weite Strecken der Partie nur auf seine Defensivaufgaben.
Das erste Spiel unter Tuchel hat bereits gezeigt, dass die Spielphilosophie von spielerischer Kontrolle geprägt ist. Mit diesen Anweisungen war der FC Bayern grundsätzlich nicht mehr so konteranfällig, wie unter Nagelsmann. Wenn Tuchel diese spielerische Stabilität noch weiter perfektioniert, werden auch die Ergebnisse des FCB wieder konstanter ausfallen.
2. Erster „Sané-Effekt“
Leroy Sané galt in den vergangenen Wochen wieder mal als größtes Sorgenkind des FC Bayern. Nicht nur leistungstechnisch haderte der 27-Jährige mit schwankenden Leistungen, sondern auch abseits des Platzes findet der deutsche Nationalspieler derzeit keine leichte Situation vor, da die Lebensgefährtin mit Kindern übergangsweise in England wohnt. Mit der Verpflichtung von Tuchel hofft die Führungsetage rund um Kahn, Salihamidzic & Co. auch, dass dieser auch die formschwachen Spieler wieder zur alten Stärke zurückführen kann.
Dieser Aufgabe nahm sich neue Trainer gleich in den ersten Tagen an und führte insbesondere mit diesen FCB-Akteuren viele Einzelgespräche. So auch mit Sané, von dem der 49-Jährige schon vor seinem Amtsantritt in München ein großer Fan war. Nach nur wenigen Trainingseindrücken sprach Tuchel dem 27-Jährigen für das Topspiel gegen den BVB auch das nötige Vertrauen aus, was dieser mit einer guten Leistung zurückzahlte. So war Sané an zwei der vier Bayern-Tore direkt beteiligt und leitete viele Offensivaktionen des deutschen Rekordmeisters ein. Darüber hinaus half der deutsche Nationalspieler auch immer wieder defensiv aus und legte eine bessere Körpersprache an den Tag als noch zuletzt.
Man könnte meinen, dass der Trainerwechsel bereits schon jetzt einen Effekt auf die Leistungen von Sané hat. Jedoch muss der DFB-Star diese Leistungen in den kommenden Wochen konstant bestätigten, um von einem einstigen Sorgenkind wieder zu einem Leistungsträger bei den Bayern zu werden.
3. Bayern muss noch konsequenter werden
Bereits im ersten Durchgang erzielte der FC Bayern drei Tore und stellte die Weichen früh auf „Heimsieg“. So schlug man gleich aus den ersten zwei Chancen Kapital und machte zwei Tore. Jedoch nahm diese Effizienz vor dem gegnerischen Tor im Laufe der Partie drastisch ab, sodass aus großem Chancenwucher nur noch ein weiterer Treffer erzielt werden konnte.
Diese fehlende Konsequenz im eigenen Offensivspiel ist in der laufenden Spielzeit beim FC Bayern bereits bekannt. Das ärgerte zuletzt nicht nur Nagelsmann, sondern auch sein Nachfolger haderte nach dem Schlusspfiff mit der schlechten Chancenverwertung. Laut Tuchel hätte man noch mehr Tore schießen müssen, um die zwischenzeitliche Hektik in der Partie noch besser in den Griff zu bekommen. Grundsätzlich war der 49-Jährige trotz des gelungenen Einstands nicht wirklich zu frieden, da man auch viel zu viele und vor allem einfache Ballverluste hatte.
Das Spiel gegen den BVB hat gezeigt, dass man trotz des 4:2-Erfolgs spielerisch noch Luft nach oben hat. So scheint Tuchel nach der Partie die richtigen Worte gefunden zu haben, um zu symbolisieren, dass man sich nicht auf kleineren Erfolgen ausruhen darf.