Bayern-Formkrise hält an – 3 Erkenntnisse zum Remis gegen Hoffenheim

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Die Formkrise beim FC Bayern hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Am gestrigen Samstag kamen die Münchner nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen die TSG Hoffenheim hinaus. Nach der herben 0:3-Pleite bei Manchester City blieb die erhoffte Reaktion gegen die Kraichgauer aus. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Remis gegen die TSG.



Beim FC Bayern kehrt seit der Freistellung von Julian Nagelsmann einfach keine Ruhe ein. Auf das Aus im DFB-Pokal, der Hinspiel-Niederlage in Manchester und auf den Eklat um Sadio Mané wollten die Münchner im Bundesliga-Alltag gegen die TSG Hoffenheim die sportlich richtige Reaktion zeigen. Allerdings legte der deutsche Rekordmeister einen schlechten Auftritt hin und kam gegen abstiegsbedrohte Kraichgauer nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Somit missglückte auch die Generalprobe vor dem anstehenden CL-Rückspiel gegen die Skyblues.

1. Formkurve zeigt weiter nach unten

Der FC Bayern hat in dieser Spielzeit immer wieder mit Leistungsschwankungen zu kämpfen. So brachten die Bayern in den letzten Monaten zu selten, ihre gesamte spielerische Qualität auf den Rasen, um insbesondere in der Bundesliga der souveräne Tabellenführer zu sein. Dieses Problem erkannten auch die Verantwortlichen des Rekordmeisters, sodass man vor gut drei Wochen überraschend Julian Nagelsmann freistellte.

Allerdings ist der erhoffte Trainer-Effekt bereits jetzt schon vollständig verpufft. Vielmehr tun sich die Münchner derzeit noch schwerer, konstant ihre Leistungen abzurufen als noch unter Nagelsmann. Unter dem 35-jährigen Ex-Coach gab es nämlich nur einzelne Aussetzer und jetzt befinden sich die Bayern komplett außer Form. Diese geschilderten Eindrücke bestätigte auch die gestrige Leistung gegen die TSG Hoffenheim. So tat sich der FCB insbesondere beim eigenen Spiel mit Ball extrem schwer und es fehlte komplett an den gewohnten Automatismen. Zudem wurde einem das Gefühl vermittelt, dass die Bayern Angst vor eigenen Fehlern hatten.

Die Partie gegen Hoffenheim hat gezeigt, dass sich die Münchner in der heißen Saisonphase immer noch in einer Formkrise befinden, der Bayern-Coach Thomas Tuchel bisher noch kein Ende bereiten konnte.

2. Bayern fehlt ein Spielmacher

Als Pep Guardiola im Sommer 2013 das Amt des Cheftrainers an der Isar übernahm, stellte dieser gleich eine Forderung an die FCB-Bosse: „Thiago oder nix“. Diesen Wunsch erfüllte ihm die damalige Führungsetage des deutschen Rekordmeisters und so wechselte der spanische Edeltechniker nach München.

Mit Thiago erhielten die Bayern einen richtigen Spielmacher, der unter Guardiola aber auch darüber hinaus bis zu seinem Abschied im Sommer 2020 maßgeblich das Münchner Spiel mit gestaltete. Trotz seines Abgangs zum FC Liverpool hat der FC Bayern bis heute keinen ähnlichen Spielertypen wie Thiago mehr verpflichtet. Seitdem setzt man auf Joshua Kimmich als Mittelfeld-Motor, jedoch kann dieser die entstandene Lücke von Thiago nicht vollständig schließen, da seine Qualitäten eher im Bereich des Leaders und des Mentalitätsspielers liegen.

In dieser Spielzeit, in der die Münchner Probleme haben, eine Partie über die vollen 90 Minuten zu kontrollieren, könnte man zum Entschluss kommen, dass ein Mittelfeld-Dirigent fehlt, der das Spiel phasenweise mal kontrolliert bzw. mal beruhigt, wenn Hektik aufkommt. Diese Fähigkeiten legt aktuell kein Münchner Mittelfeldspieler an den Tag, was den Bayern auch am gestrigen Nachmittag wieder zum Verhängnis wurde.

So dominierte der FCB in der ersten Halbzeit zwar das Spielgeschehen, jedoch ging man nur mit einer Ein-Tore-Führung in die Pause. Auch im zweiten Durchgang verpassten es die Bayern nachzulegen und so kam Hoffenheim allmählich ins Spiel. In dieser Phase der Partie machten die Münchner spielerisch viele kleine Fehler, was zu Hektik und defensiver Anfälligkeit führte.

Ein Mittelfeld-Dirigent wie einst Thiago könnte dem FC Bayern in solchen Situationen durchaus helfen, um dennoch die spielerische Oberhand zu behalten.

3. Erhoffte Reaktion blieb aus

Wenn es in der Vergangenheit beim FC Bayern auf und neben dem Platz mal nicht so lief, wie gewohnt, hatten die Münchner meist im Spiel darauf die passende Antwort parat. So wollte der Rekordmeister auch beim gestrigen Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim ein sportliches Ausrufezeichen nach den jüngsten Rückschlägen im Pokal und in der Champions League setzen.

Allerdings blieb diese erhoffte Reaktion nach einer ausbaufähigen Leistung am gestrigen Nachmittag aus und man beraubte sich jeglicher Euphorie vor dem anstehenden CL-Rückspiel gegen Manchester City. Nach dem Schlusspfiff zeigten sich die Spieler, aber auch Bayern-Coach Thomas Tuchel schockiert über das abgelieferte Spiel. So äußerte sich u.a. der 49-jährige Chefcoach nach dem Remis zunehmend ratlos: “Ich dachte, wir wären vorbereitet, würden mit Wut im Bauch spielen. Das war nicht der Fall, das war schlecht! Zu langsam, zu emotionslos, nicht verbissen. “ Zudem hinterfragte Tuchel die Art und Weise des Auftretens: “Uns fehlt der Sinn dafür, dass es brennt! Wir brauchen schnell einen anderen Spirit!“

Die gestrige spielerische Leistung aber auch die Aussagen von Spielern und Trainer sind höchst alarmierend und unterstreichen nochmals, dass es den Münchnern derzeit an den absoluten Basics mangelt. Mit Blick auf das anstehende Rückspiel gegen City und das Restprogramm in der Bundesliga muss der FC Bayern schnellstmöglich alles dafür tun, um wieder zurück in die Spur zu finden.

Teile diesen Artikel