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Talentsichtung bei Amateurvereinen: Droht dem FC Bayern Stress im Kampf um junge Nachwuchstalente?

FC Bayern Campus
Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Der FC Bayern hat in den vergangenen Monaten immer wieder junge Talente von Münchnern Amateurvereinen abgeworben. Vor allem Spieler von Lahms Jugendklub FT Gern stehen beim deutschen Rekordmeister scheinbar hoch im Kurs. Der Vorsitzende des Vereins, Michael Franke, beschwerte sich nun öffentlich über das „aggressive Verhalten“ der Bayern und fordert klarere Regeln vom Bayerischen Fußball-Verband bei der Verpflichtung von minderjährigen Nachwuchsspielern.



Im Sommer 2019 warb der FC Bayern München gleich drei Spieler aus der U8 der FT Gern ab. Sie wechselten auf den Bayern-Campus in die U9, dem jüngsten Team des FC Bayern. „Der Fußball ist ein großes Geschäft geworden, das heutzutage Auswirkungen bis in den Kleinfeldbereich hat“, so Gerns Vorsitzender Michael Franke gegenüber der „tz“. „Das ist deprimierend. Wir sind im Fußball inzwischen in völlig unterschiedlichen Welten unterwegs. Wir verstehen uns gar nicht mehr.“

Franke beklagt, dass der FC Bayern den Kindern und Eltern vermitteln würden, dass die Anfrage eine einmalige Chance wäre, den Weg des Profifußballers einzuschlagen. „Natürlich sind die Kinder talentiert und haben das Recht auf bestmögliche Ausbildung – nur ist die Frage, wie die bei Siebenjährigen ausschaut“, so Franke. „Dafür muss man in dem Alter kein Doktor sein, sondern eher ein Kindergärtner. Und ich bin mir sicher, dass der FCB nicht über Kindergärtner verfügt.“

Der Draht zwischen dem FC Bayern und der FT Gern ist ein kurzer. Daniela Lahm ist nicht nur die Mutter von Bayerns Ehrenspielführer Philipp Lahm, sondern auch die Jugendleiterin des Stadtteilklubs aus Gern. „Der Kontakt lief direkt über Eltern und Kinder“, so Franke. „Wir wurden erst kontaktiert, als die Entscheidung schon gefallen war.“

Gern-Vorsitzender sauer: „Da sieht man, wie die denken“

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Vorsitzender Franke moniert auch das persönliche Verhalten der Bayern-Verantwortlichen, insbesondere von Max Legath, Chefscout der Bayern-Jugend. „Wir haben kurz telefoniert, er wollte mich auf den Campus rauslotsen“, so Franke. „Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Er hat auch mit unserer Jugendleiterin telefoniert, wollte als Kompensation den Sohn eines Bayern-Trainers zu uns schicken. Da sieht man, wie die denken.“ Der Vorsitzende der FT fordert nun, dass der BFV (Bayerischer Fußball-Verband) einschreitet und klare Reglen für den Wechsel von Kindern aufstellt.

Franke fordert, dass der Erstkontakt immer über die Jugendleitung des derzeitigen Vereins erfolgen muss. Im Anschluss sollen die Eltern informiert und eine gemeinsame Tendenz ausgelotet werden. Sollte ein Wechsel im Raum stehen, würde ein weiteres Gespräch mit dem abgebenden Klub folgen. Erst danach sollen die Kinder über das Interesse informiert werden.

Dass der FC Bayern München nun an immer jüngere Kinder herantritt, ist kein Zufall. So wie auch weitere europäische Topklubs sollen Talente möglichst früh an den Verein gebunden werden, um sich hohe Ablösesummen zu sparen.

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