Nach den desaströsen Auftritten der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen Monaten hat der DFB keinen anderen Ausweg gesehen und Hansi Flick gefeuert. Demnach könnte es nun dazu kommen, dass ähnlich wie einst beim FC Bayern Julian Nagelsmann die Nachfolge des 58-Jährigen antritt. Sowohl für den Coach persönlich als auch für den DFB gäbe es gute Gründe, die Mission Heim-EM 2024 gemeinsam zu bestreiten. Doch ganz so einfach ist die Angelegenheit nicht. Hier sind fünf plausible Gründe, warum Nagelsmann nicht Bundestrainer wird.
1. Nagelsmann ist zu teuer für den DFB
Julian Nagelsmann steht weiterhin beim FC Bayern unter Vertrag und das sogar noch länger als der aktuelle Coach Thomas Tuchel. Bis 2026 läuft das Arbeitspapier, dass der Verein dem jungen Coach einst ausgestellt hat. Demnach könnten die Münchner eine Ablöse für Nagelsmann verlangen. Zwar ist man bestrebt, die Gehaltskosten des Ex-Trainers nicht ewig weiter zahlen zu müssen, jedoch würde man schon ganz gerne „Profit“ aus der Sache schlagen.
Nachdem Nagelsmann 25 Millionen Euro gekostet hat, könnten die Bayern nun zehn, wenn nicht gar 15 Millionen Euro verlangen. So viel wird der DFB sicherlich nicht zahlen. Hier wäre also ein Entgegenkommen essenziell. Laut „Sky“ und „BILD“ wäre man in München bereit komplett auf eine Ablöse zu verzichten. Offen ist jedoch, ob Nagelsmann bereit ist bei seinem Gehalt Einbußen hinzunehmen. Beim FCB hat dieser zuletzt zwischen 6-7 Mio. Euro verdient. Zum Vergleich: Das Salär von Flick lag bei 4-5 Mio. Euro pro Jahr.
2. Nagelsmann ist zu jung für den Posten
Nationaltrainer wird man im Normalfall, wenn man nach vielen Jahren als Klub-Trainer den tagtäglichen Stress Leid wird und ein etwas geregelteres Leben führen möchte. Demnach ist der Altersdurchschnitt deutlich höher als bei den Klub-Trainern. Nagelsmann gehört mit seinen 36 Jahren aber noch immer zu blutjungen Trainer-Generation, die tagtäglich etwas auf dem Trainingsplatz bewegen wollen. Der frühere Bayern-Coach dürfte demnach mehr daran interessiert sein, ein ambitioniertes Vereinsteam mit kontinuierlicher Arbeit zum Erfolg zu führen.
3. Zu große Vorgeschichte mit den Bayern-Akteuren
Zwar kann man jetzt sagen, dass die Bayern-Vergangenheit ein Vorteil ist, da Nagelsmann dadurch einige Nationalspieler bestens kennt, jedoch ist dies nur ein Teil der Geschichte. Gewissermaßen dürfte zwischen einzelnen Spielern und dem Coach auch schon ziemlich viel verbrannte Erde herrschen. Man denke nur an den Tapalovic-Rauswurf und dem darauffolgenden Krach mit Manuel Neuer. Zudem soll Thomas Müller ein Kritiker von Nagelsmann gewesen sein und ein etwas zerrüttetes Verhältnis mit diesem pflegen. Zwar ist fraglich, ob Müller und Neuer für die Zukunft der Nationalmannschaft eine größere Rolle spielen, jedoch ist auch unklar, wie die anderen Bayern mit Nagelsmann auseinandergegangen sind. Sollte dieser allerdings doch auf eine Bayern-Achse setzen, werden prompt Rufe nach einem Bayern-Bonus laut. Nicht einfach also.
4. Die Fallhöhe für Nagelsmann ist zu groß
Natürlich hat Nagelsmann für einen 36-jährigen Coach viel erreicht. Die Erfolge mit Hoffenheim und Leipzig sprechen für sich und auch beim FC Bayern war nicht alles schlecht. Trotzdem ist er letztlich als geprügelter Hund davongejagt worden, was gleichermaßen bedeutet, dass seine nächste Station wieder sitzen muss, um im Kreise der Top-Trainer gehandelt zu werden.
Sollte die Heim-EM mit Nagelsmann schief gehen, könnte er sich binnen von Monaten von seinem noch guten Ruf verabschieden. Schätzt man die Ausgangslage realistisch ein, so bleibt für den Fußballtrainer eigentlich zu wenig Zeit, um den tief im Dreck steckenden Karren wirklich noch zu befreien. Angesichts der aktuellen Performances könnte man argumentieren, dass Nagelsmann mehr zu gewinnen als zu verlieren hätte, jedoch ist das Verlieren eben wahrscheinlicher.
5. Der DFB setzte gerne auf Stallgeruch
So wie man den DFB kennt, wird er ohnehin erstmal versuchen, einen Coach aus den eigenen Reihen zu befördern oder einen ehemaligen Weggefährten als Cheftrainer zu installieren. Dies ging schon 2006 los, als Löw vom Co-Trainer zum Cheftrainer befördert wurde und setzte sich 2021 mit Flick fort, der zuvor schon Assistent von Löw war. Auch mit Völler hat man einen Altbekannten als Sportdirektor einberufen. Nagelsmann hingegen hat keine DFB-Vergangenheit. Möglich wäre schließlich, dass man es erst bei Stefan Kunz probiert. Problem bei der Sache: Dieser steht aktuell aktuell in der Türkei unter Vertrag, nach einem mageren 1:1 gegen Armenien aber auch schon wieder vor dem Aus.