Die einzige Konstante ist die Inkonstanz – 3 Erkenntnisse zum Remis gegen Leverkusen

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Kein Sieger im Topspiel. Am Freitagabend trennten sich der FC Bayern und Bayer Leverkusen nach einer intensiven Partie mit 2:2-Unentschieden. Nachdem die Münchner einen guten Start erwischten und verdient in Führung gingen, erlaubte sich der deutsche Rekordmeister erneut einige spielerische Schwächephasen, sodass sich das Spiel zum offenen Schlagabtausch entwickelte. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Gipfeltreffen gegen die Werkself.



Erster gegen zweiter, mehr Topspiel ging nicht! Beim gestrigen Gipfeltreffen in der Allianz Arena trafen mit dem FC Bayern und Bayer Leverkusen die einzig verbleibenden Mannschaften aufeinander, die ihre ersten drei Saisonspiele allesamt gewinnen konnten. Die Marschroute für die Münchner war klar: Man wollte das Topspiel gewinnen, um nicht nur tabellarisch an Leverkusen vorbeizuziehen, sondern auch um eine gute Generalprobe vor dem anstehenden CL-Spiel gegen Manchester United zu absolvieren.

Leichter gesagt als getan, denn Bayer Leverkusen reiste nach ihrem ebenso makellosen Start mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen nach München. Dementsprechend war die Mannschaft von B04-Trainer Xabi Alonso gewillt, auch hier was  mitzunehmen. Das gelang der Werkself auch. So kam Leverkusen zweimal zurück und erzielte kurz vor Schluss durch den verwandelten Foulelfmeter von Palacios den erneuten 2:2-Ausgleich.

1. Laimer kann auch Rechtsverteidiger

Beim gestrigen Topspiel überraschte Bayern-Coach Thomas Tuchel mit seiner gewählten Startelf. Denn nicht der gelernte Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui durften starten, sondern Konrad Laimer erhielt den Vorzug und bekleidete die rechte Abwehrseite. Der 50-Jährige begründete diese Entscheidung mit der guten Leistung des Österreichers gegen Borussia Mönchengladbach.

Beim 2:1-Sieg gegen die Fohlen wurde Laimer zur zweiten Halbzeit für den spielerisch blassen Marokkaner eingewechselt und trug mit einer engagierten Leistung dazu bei, dass der Rekordmeister noch die Partie gegen seinen Angstgegner drehen konnte. Ähnlich überzeugend nutze Laimer auch am gestrigen Abend seine Startelf-Nominierung auf ungewohnter Position. So präsentierte sich der 26-Jährige sehr laufstark, wirkte defensiv größtenteils stabil und unterstützte Leroy Sane auch im Offensivspiel.

Das Spiel gegen Bayer Leverkusen hat gezeigt, dass Laimer durchaus eine gute Option für die Rechtsverteidiger-Position darstellt. Insbesondere nach den Abgängen von Benjamin Pavard und Josip Stanisic dürfte Bayern-Coach Tuchel froh sein, dass mit dem Österreicher noch ein weiterer Spieler für diese Position bereitsteht, der den Konkurrenzkampf dahingehend belebt. Wenn der ÖFB-Kicker an diese starken Leistungen anknüpfen kann, dürfte dieser auch in den kommenden Wochen eine große Rolle unter Tuchel spielen.

2. Fehlende Kaltschnäuzigkeit rächt sich

Das Topspiel am Freitagabend hielt, was es versprach. So sahen die Zuschauer in der Arena und vor den TV-Bildschirmen ein intensives, temporeiches Spiel mit vielen Großchancen auf beiden Seiten (16:13 Schüsse pro Bayern). Auf Leverkusener Seite war es vor allem Victor Boniface, der sich als Stürmer in viele aussichtsreiche Abschlusspositionen brachte. Auf der anderen Seite hatten die Münchner insbesondere vor dem Halbzeitpfiff Großchancen im Minutentakt. Beispielsweise scheiterte Sane mit seinem Fernschuss und Goretzka per Kopfball am B04-Schlussmann Hradecky.

Dennoch konnte keine der beiden Mannschaften aus ihren aussichtsreichen Torchance zählbares Kapital schlagen. Vielmehr muss sich der deutsche Rekordmeister die Kritik gefallen lassen, zu ineffizient vor dem gegnerischen Tor gewesen zu sein. Denn nachdem die Bayern die Leverkusener Drangphase im ersten Durchgang größtenteils unbeschadet überstanden, vertrat auch Thomas Müller nach dem Schlusspfiff die Ansicht, dass man das Spiel bereits im ersten Durchgang entscheiden hätte müssen. Diese fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Tor war auch schon in der vergangenen Spielzeit ein Dauerthema an der Säbener Straße. So schaffte es die Mannschaft weder unter Nagelsmann noch unter Tuchel sich für den großen Arbeitsaufwand zu belohnen, wodurch viele Punkte im Meisterkampf verloren gingen.

Das Topspiel gegen Bayer hat auch gezeigt, dass die Münchner weiterhin an ihrer Abschlussqualität arbeiten müssen. Vor allem gegen gleich starke Gegner wie Leverkusen oder am kommenden Mittwoch gegen Manchester United können spielerische Kleinigkeiten, wie die Effizienz vor dem gegnerischen Tor spielentscheidend sein.

3. Die Leistungsschwankungen nehmen kein Ende

Ein weiteres Dauerthema wie die ausbaufähige Abschlussqualität ist auch die spielerische Konstanz an der Säbener Straße. Insbesondere seit Anfang des Kalenderjahres haben die Münchner mit starken Leistungsschwankungen während eines Spiels zu kämpfen. Das führte letztlich soweit, dass der deutsche Rekordmeister einen Neun-Punkte-Vorsprung auf Borussia Dortmund verspielte und Julian Nagelsmann daraufhin freigestellt wurde. Mit der Verpflichtung von Thomas Tuchel als Nachfolger auf der Trainerposition erhoffte man sich in München wieder mehr Konstanz in den eigenen Leistungen. Allerdings bekommt auch der 50-Jährige nach über fünf Monaten im Amt diese Leistungsschwankungen noch nicht in den Griff.

Auch in der gestrigen Partie schlichen sich im Münchner Spiel vermehrt spielerische Schwächephasen ein. Nachdem die Bayern zunächst gut ins Spiel gekommen waren und früh den Führungstreffer erzielten, überließ man ab der 20. Spielminute Leverkusen das Spielgeschehen und kassierte den Ausgleich. Daraufhin drohte zwischenzeitlich sogar das gesamte Spiel zu kippen und die Werkself hatte weitere aussichtsreiche Chancen, die aber ungenutzt blieben.

Wenn die Bayern diese Schwächephasen im weiteren Saisonverlauf nicht abgestellt bekommen, dürfte es mit dem Erreichen der sportlich großen Ziele schwierig werden. Denn insbesondere in dieser Saison werden die Münchner sportliche Konstanz benötigen, um sich im Meisterschaftskampf  gegen RB Leipzig, Bayer Leverkusen & Co. durchsetzen zu können.

Teile diesen Artikel